Hamburg. Aus dem bekannten Einkaufszentrum sind einige Händler ausgezogen. Jetzt steht fest, wer nachrückt. Jubiläum mit Aktionen im September.

Das Schild wirkt noch etwas verloren auf der leeren Fläche mitten in der Rindermarkthalle. Demnächst eröffnet eine Filiale des Coffeeshop-Konzepts „Nur Hier für Dich“. Für die Kunden des Einkaufszentrums auf St. Pauli sind das erfreuliche Nachrichten. Im vergangenen Herbst hatte eine Reihe von wichtigen Händlern und Gastronomen geschlossen und war aus der Rindermarkthalle ausgezogen, darunter Biomarkt, Fleischer und Blumenladen. Insgesamt standen fünf Ladenflächen leer.

Inzwischen hat sich einiges getan unter dem historischen Dach. Nahezu alle Flächen sind belegt. „Wir haben gerade einen weiteren Mietvertrag geschlossen“, sagt Martin Bo Ahlers, der den Betrieb der Rindermarkthalle für Betreiber Edeka Nord managt. Dabei geht es um einen der größeren Bereiche mit 300 Quadratmetern, auf dem bis Ende August 2023 ein Bio Company-Markt war. „Jetzt zieht der Tierfutter-Filialist Fressnapf mit seinem ersten innenstädtischen Standort in Hamburg ein“, so der Centermanager. Im August soll die Fläche übergeben werden. Dann beginnt der Umbau. Das Nutzungsänderungsverfahren läuft bereits. Die Eröffnung ist zum zehnjährigen Jubiläum am 28. September geplant.

Rindermarkthalle: Das sind die neuen Pläne auf St. Pauli

Schon im vergangenen Jahr hatte sich abgezeichnet, dass es einige Zeit dauern würde, bis das 2014 eröffnete Einkaufszentrum zwischen den Szenespots Reeperbahn, Marktstraße und Schulterblatt wieder voll belegt ist. Als Nachfolge für den Blumenhändler direkt im Eingangsbereich hatte sich schnell Blume 2000 gefunden. Auch im Gastro-Bereich sind inzwischen alle Flächen wieder belegt, unter anderem mit dem afrikanischen Imbiss Shani‘s und dem vietnamesischen Angebot Codo.

Schwieriger ist es, einen Nachmieter für die Fleischerei Metzgers zu finden, die seit etwa zehn Monaten leer steht. Ähnlich wie die Bio-Supermarktkette Bio Company war auch Metzgers fast ein Jahr vor Ablauf des Mietvertrags ausgezogen. „Wir würden gerne für den richtigen Angebotsmix wieder einen Fleischer haben“, sagt Rinderhallen-Manager Ahlers. „Das ist auch der Grund, weshalb die Ladeneinrichtung noch nicht zurückgebaut ist.“ Aktuell liefen Verhandlungen mit einem türkischen Anbieter. „Wir hoffen, dass das klappt.“ Neben dem Verkauf von Fleischwaren in Halal-Qualität soll auch ein Gastro-Bereich eingerichtet werden.

Zehn Jahre Rindermarkthalle: Was wurde aus den Plänen?

Zehn Jahre nach der Eröffnung der Rindermarkthalle zeigt die aktuelle Situation den Wandel bei dem, was Kunden wollen und welche Mischung funktioniert. Die Rindermarkthalle war 2014 als Nahversorgungszentrum eröffnet worden. In dem Backsteinkomplex an der Feldstraße, der 1951 als eine der modernsten Rindermarkthallen Europas für Tausende Tiere errichtet worden war, waren seit Mitte der 1970er-Jahre verschiedene große Supermarktketten. Schon bevor der letzte Mieter, ein Real-Markt, 2010 auszog, fing der Streit um die Nachnutzung an. Letztlich hat die Stadt das Gebäude mit einer Fläche von 15.000 Quadratmetern übernommen und 15 Millionen Euro in Sanierung und Umbau gesteckt.

Im Erdgeschoss sind Einzelhandelsflächen, auf denen es zusätzlich zu den großen Hauptmietern Edeka, Aldi und Budnikowsky in einer Art Markthalle Platz für etwa ein Dutzend lokaler Gastronomen und Einzelhändler gibt. Im Obergeschoss stehen subventionierte Flächen für soziokulturelle Nutzungen zur Verfügung. Edeka hatte den Zuschlag für die Entwicklung des denkmalgeschützten Gebäudes erhalten. Schon von Anfang an gab es immer wieder Diskussionen um die Ausrichtung der Rindermarkthalle und häufige Mieterwechsel.

Trotz Kritik: Filialisten in der Rindermarkthalle werden angenommen

Edeka hatte immer wieder betont, man sei von dem Projekt überzeugt und habe einen langen Atem. Der Betreibervertrag zwischen Edeka Nord mit der städtischen Sprinkenhof GmbH wurde mittlerweile zweimal bis 2029 verlängert, mit der Option für eine weitere Verlängerung. Der Grundbedarf in der Rindermarkthalle wird über Edeka, Aldi und Budni abgedeckt. „Die Filialkonzepte werden gut angenommen“, sagt Martin Bo Ahlers, der den Betrieb an dem Standort seit 2017 managt. Auch Blume 2000 und der Tierbedarfshändler Fressnapf, der als neuer Mieter einzieht, fielen in diese Kategorie. Dazu kommen eine Apotheke und Dienstleister wie Schlüsseldienst, Reinigung, Schuster, Friseur und Geldautomaten.

Kritische Stimmen, dass die Rindermarkthalle inzwischen ein Einkaufszentrum wie viele andere ist, sieht der Centermanager gelassen. „Es ist nicht so, dass wir nicht weiterhin mit kleinen lokalen Händlern arbeiten wollen, das ist auch wichtig“, sagt der 42-jährige Kaufmann. In der Rindermarkthalle sind es etwa die Confiserie Paulsen, der Unverpacktladen Stückgut by Muttels, die Bäckerei Effenberger oder die Feinkostanbieter Gaumengold und Soltani.

Rindermarkthalle: Mehr als 60.000 Besucher in der Woche

Die Zahlen geben ihm recht. Nach Einbrüchen in der Corona-Zeit haben sich die Besucherfrequenzen wieder stabilisiert. Tendenz steigend. Im Schnitt werden den Angaben zufolge 65.000 Kundinnen und Kunden in der Woche in der Rindermarkthalle gezählt. Besonders stark ist der Sonnabend mit 15.000 Besucherinnen und Besuchern und mehr. „Der April war ein Rekordmonat mit etwa 70.000 Besuchern“, so Martin Bo Ahlers.

Mehr Wirtschaftsthemen

„Wir sind Anlaufstelle für die Menschen in der Umgebung, aber durch die zentrale Lage kommen auch viele Besucher.“ Dazu zählen große Veranstaltungen wie der Hamburger Dom, die Fußball-Spiele des FC St. Pauli, Messen wie die Internorga und die beliebten Nachtflohmärkte auf dem Gelände vor der Rindermarkthalle. Künftig könnten zudem auch Besucher des sogenannten Grünen Bunkers an der Feldstraße, der am 5. Juli eröffnet, einen Abstecher in die Rindermarkthalle machen.

Aber, das habe sich in den vergangenen Jahren gezeigt, statt spezieller Einzelhandelsformate wie etwa einem Haushaltswaren-Geschäft oder Textilhändlern, ist die Nachfrage nach Außer-Haus-Essen zuletzt deutlich gestiegen. Der Bereich in der Mitte der Rindermarkthalle hat sich zum Food-Court entwickelt.

So soll die Nur Hier für Dich-Filiale in der Rindermarkthalle aussehen.
So soll die Nur Hier für Dich-Filiale in der Rindermarkthalle aussehen. © Nur Hier | Nur Hier

Dazu passt auch der Neuzugang Nur Hier für Dich auf der früheren Bäckerei-Fläche von Bio Company. Es ist der fünfte Standort des Konzepts in Hamburg, das moderner und heller daherkommt als die bekannten Filialen der Edeka-Bäckereikette. „Es gibt ausgewählte Brotsorten, Brötchen und Kuchen, mit Schwerpunkt auf Bio-Qualität“, sagen Nina Hartleben und Peyman Shojaei von Nur Hier. Außerdem sollen frische Waffeln mit verschiedenen Toppings angeboten werden. Geplant sind etwa 20 Sitzplätze. Der Start ist für August geplant.

Rindermarkthalle Hamburg erfindet sich quasi neu

Neben dem Gastro-Angebot mit Essensvariationen aus der ganzen Welt und mehreren Cafés gibt es in der Rindermarkthalle auch einen frei zugänglichen Sitzbereich. Bis zur großen Jubiläumsfeier Ende September, für die zahlreiche Aktionen, unter anderem eine besondere Außenillumination, angekündigt sind, sollen weitere Sitzmöbel dazukommen. „Wir wollen es gemütlicher machen und planen eine neue Beleuchtung“, sagt Ahlers. Die Fläche in der Mitte ist ihm wichtig, gerade weil es dort keinen Konsumzwang gibt. „Man darf hier alles, außer Alkohol trinken, schlafen und schreien“, sagt er.