Hamburg. Inhaber Markus Deibler wollte eigentlich schon im April in der HafenCity starten. Daraus wurde aber nichts. Was das für ihn bedeutet.

Markus Deibler sieht sehr zufrieden aus. Endlich ist der Sommer in Hamburg angekommen. Schon kurz nach der Öffnung stehen die ersten Kunden vor dem Luicella´s in der Europa Passage in der Innenstadt. Pistazien-Schokostücke, Melone-Minze, Pfirsich-Maracuja, Franzbrötchen – etwa 30 verschiedene Sorten stehen in der Kühltheke der Eismanufaktur zur Auswahl. „Dass die Sonne scheint, ist für uns extrem wichtig“, sagt der Luicella‘s-Chef. Bislang war die Saison eher durchwachsen. „Wenn es viel regnet, merken wir das sofort.“

Den Eisstand in der Europa Passage gibt es seit September vergangenen Jahres. Es ist die neuste Luicella‘s-Filiale und die Nummer zehn im Eis-Reich des ehemaligen Schwimmweltmeisters Markus Deibler. Eigentlich hätte eine weitere in der HafenCity bereits in Betrieb sein sollen. Aber mit der Verschiebung der Eröffnung des Westfield-Einkaufszentrums von April auf Mitte Oktober ist auch der Start für die Eismacher in weite Ferne gerückt. „Bis dahin ist der Sommer endgültig vorbei. Das ist der schlechteste Zeitpunkt für eine neue Eisdiele“, sagt der 34-Jährige.

Luicella‘s im Westfield-Center: Verzögerung kostet viel Geld

Das Geschäft mit dem Eis wird im Sommer gemacht, von Herbst an sinkt das Interesse an einem Eis im Hörnchen drastisch. „Die Verschiebung des Eröffnungstermins kostet uns einen Jahresertrag“, sagt Markus Deibler. Der Unternehmer versucht möglichst gelassen mit der schwierigen Situation umzugehen und den Schaden in Grenzen zu halten. Wichtig sei, dass er noch keine Miete für die Fläche zahle. Das Personal für die neue Luicella‘s-Filiale konnte er auf die anderen Standorte umverteilen. Aber Einrichtung und teure Kühlschränke müssen zwischengelagert, Handwerkeraufträge neu verhandelt werden. „Jetzt hoffen wir, dass sich der Center-Betreiber an den Kosten beteiligt.“

Luicella‘s gibt es seit 2013. Markus Deibler hatte die Eismanufaktur 2013 gegründet. Anfangs parallel zu seiner Schwimmkarriere, aber schon mit dem Plan, aus dem Profisport auszusteigen. Gemeinsam mit seiner damaligen Geschäftspartnerin baute der studierte Wirtschaftsingenieur Luicella‘s Premium Ice Cream auf. Die Co-Gründerin entwickelte bis zu ihrem Ausstieg 2021 nicht nur viele Eissorten, ihr Spitzname wurde auch der Firmenname. Bundesweit bekannt wurde Luicella‘s nach einem Auftritt in der TV-Gründershow „Die Höhle der Löwen“, bei dem die Jungunternehmer einen Deal mit Investor Frank Thelen machten und ihnen damit der Eintritt in den Lebensmitteleinzelhandel gelang.

Luicella‘s: Bundesweit bekannt durch „Die Höhle der Löwen“

Aus der winzigen Eisdiele auf St. Pauli ist inzwischen ein kleines Eis-Imperium geworden, mit Eisdielen in bester Lage wie Lange Reihe, Osterstraße oder Spitalerstraße. Auch in der Lübecker Altstadt gibt es seit 2019 ein Luicella‘s. Nach erheblichen Umsatzausfällen durch die Corona-Pandemie, als unter anderem die beliebten Eis-Workshops nicht angeboten werden konnten, geht es der Eismanufaktur wieder gut. Der Umsatz liegt im einstelligen Millionenbereich. „Wir wachsen, auch ohne die neuen Läden“, sagt Deibler, der nach dem Ausstieg von Höhle-der-Löwen-Investor Thelen zwei neue Geldgeber ins Unternehmen geholt hatte. Die Erlöse aus dem Supermarkt-Geschäft machen einen zweistelligen Anteil aus. Aktuell beschäftigt Luicella‘s bis zu 250 Frauen und Männer im Sommer. Im Winter, wenn der Großteil der Eisdielen pausiert, sinkt die Zahl auf 50.

Die Konkurrenz auf dem Markt ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Überall in Hamburg haben neue, inhabergeführte Eisdielen mit qualitativ hochwertigem Eis und kreativen Sorten eröffnet. Laut Betriebsstatistik der Handwerkskammer ist die Zahl der Speiseeishersteller von 21 im Jahr 2012 auf 30 zehn Jahre später im Jahr 2022 gestiegen. Insgesamt gibt es in Hamburg mehr als 200 Eissalons, statistisch sind das zwei pro Stadtteil.

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Luicella‘s merke davon nicht viel, sagt Inhaber Markus Deibler. „Unsere Kunden kommen weiter, auch wenn in der Nähe ein neuer Eisladen eröffnet.“ Und das, obwohl das Luicella‘s mit einem Kugelpreis von 2,40 Euro zu den teuersten Anbietern in der Stadt zählt. Ein Thema, das den Schwaben nicht kaltlässt. „Wir haben intern schon oft darüber diskutiert. Aber wir wollen keine Abstriche bei der Qualität und die Rezepte nicht ändern, um Geld zu sparen. Unser Eis bleibt 100 Prozent natürlich“, sagt Deibler.

Luicella‘s: Eiskugel kostet 2,40 Euro

Zudem gebe es immer noch einen kostenlosen Probierklecks, etwa von Limette-Koriander-Chili und schwarze Johannisbeere-Kardamom, das gerade in einigen Läden im Probelauf ist. Demnächst kann man bei Luicella‘s Vanille-Brownie-Himbeersoße, Kokos-Roiboos, Banane-Schmand-Butterstreusel und Joghurt-Thymian-Aprikosensoße probieren.

Nach der Eröffnung in der HafenCity im Oktober will es Luicella‘s-Gründer Deibler ruhiger angehen lassen. „Ich bin nicht auf der Suche nach neuen Standorten“, sagt der Vater von zwei kleinen Kindern, der mit seiner Familie in Niendorf lebt und mit dem E-Bike zu Geschäftsterminen fährt. Wenn aber ein Eisladen-Betreiber aufhören wolle, könne er sich eine Übernahme vorstellen. Für ihn ist es immer ein Gute-Laune-Job.