Hamburg/Moorrege. Albrecht Schnitzer (88) prallt mit seinem Senioren-Laufrad an den Investoren ab. Dennoch startet der Hamburger mit seiner Idee durch.

  • Albrecht Schnitzer ist der bislang älteste Kandidat in „Die Höhle der Löwen“
  • Für sein Senioren-Laufrad findet der 88-Jährige zwar keinen DHDL-Investoren
  • Dennoch startet der Hamburger mit seinem „Sollso“ nach der Vox-Show durch

„Wir haben interne Wetten laufen, wie viele Sollsos nach der Show verkauft werden. Die Vorhersagen reichen von zwei bis 500“, sagt Heinrich Schnitzer. Es ist einige Tage, bevor der Auftritt von ihm und seinem 88 Jahre alten Vater Albrecht in der „Höhle der Löwen“ (DHDL) am Montagabend im TV-Sender Vox ausgestrahlt wurde. Schon seit der Aufzeichnung der Sendung im Februar in Köln weiß das Vater-Sohn-Duo, dass es nicht geklappt hat bei DHDL mit der Suche nach einem Investor für das Unternehmen mit dem ungewöhnlichen Namen und sein noch ungewöhnlicheres Gefährt.

Senior Albrecht, der bislang älteste Kandidat in der Show, ist der Ideengeber für das Laufrad. Er ist nicht mehr gut zu Fuß. Als er vor drei Jahren mehrfach kurz hintereinander mit seinem Fahrrad stürzte, ließ er beim Fachhändler kurzerhand Pedalen, Zahnräder, Kette demontieren und trieb das Gefährt fortan einfach mit den Füßen an. Schnell war die Geschäftsidee geboren: ein Laufrad als Fortbewegungsmittel für Senioren, „die nicht mehr Fahrrad fahren können, aber keinen Rollator wollen“, wie Sohn Heinrich sagt.

„Höhle der Löwen“: Skurriles Laufrad startet auch ohne Deal richtig durch

Das Teil dann „Sollso“ zu nennen, war das Ergebnis eines typisch hamburgischen Straßenschnacks. Als der bis heute im Schanzenviertel lebende Senior mit seinem Laufrad über den Kiez rollte, wurde er drauf angesprochen: „Jemand rief mir zu ,kaputt oder soll so?‘ Ich hab natürlich ,soll so‘ geantwortet“, erzählt Albrecht. Sohn Heinrich, einst Chef eines Maschinenbaubetriebs, ließ zunächst einen Prototyp bauen, dann eine Kleinserie von 50 Stück. „Als die schnell verkauft waren, habe ich ein Unternehmen daraus gemacht.“ Der Vater ist „das Gesicht“ der Firma.

Heinrich (l.) und Albrecht Schnitzer präsentieren das Carbon-Laufrad Sollso für Erwachsene und Senioren. Sie erhoffen sich ein Investment von 200.000 Euro für 15 Prozent der Anteile an ihrem Unternehmen.

Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet.
Heinrich (l.) und Albrecht Schnitzer präsentieren das Carbon-Laufrad Sollso für Erwachsene und Senioren. Sie erhoffen sich ein Investment von 200.000 Euro für 15 Prozent der Anteile an ihrem Unternehmen. Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet. © Hamburg | Folge 132

Gefertigt werden die gut fünf Kilo leichten Laufräder mit Carbon-Rahmen in China. „Bislang sind 750 Stück verkauft“, sagt Heinrich, im Februar waren es um die 500 gewesen. 200.000 Euro für 15 Prozent der Anteile, so lautete das Angebot der Schnitzers an die Investoren. Doch Ralf Dümmel, Dagmar Wöhrl, Nils Glagau und Co. sagten ab. Nachdem die „Löwen“ auf dem Sollso eine Runde durchs Studio gedreht hatten, gab es zwar viel Lob – aber auch viele Bedenken: Zu schnell zu kopieren, zu kleine Zielgruppe, zu teuer.

Sollso bei DHDL: Neues Modell ist auf dem Markt

Das Original-Sollso kostet im Onlineshop der Firma mit Sitz in Moorrege (Kreis Pinneberg) 825 Euro, das neue, zweite Modell Sollso Elan 950 Euro. Es ist erst nach der Show auf den Markt gekommen. „Wir machen weiter“, hatten Heinrich und Albrecht Schnitzer schon gleich angekündigt, nachdem sie ohne Deal aus dem Studio gingen. Das neue Modell Elan zeigt: Sollso startet auch ohne Investor richtig durch.

„Pech gehabt. Es wäre toll gewesen, wenn es geklappt hätte, aber es ist kein Weltuntergang“, sagt Heinrich heute über die Absagen der „Löwen“. Um den Verkauf richtig anzukurbeln, wäre ein versierter Investor mit guten Kontakten aber doch ganz schön gewesen. Im Handel sind die knallbunt lackierten Sollsos bundesweit derzeit bei etwa zehn Händlern für Spezialräder und in Sanitätshäusern zu haben. In Hamburg allein bei einem Sanitätshaus an der Osdorfer Landstraße.

„Höhle der Löwen“: Wer ein Sollso will, muss schnell sein

Das Elan hat gegenüber dem Originalmodell zahlreiche Neuerungen. Und Heinrich Schnitzer denkt bereits über einen sanften Elektroantrieb nach, der zwar nicht richtig Tempo macht, aber hilft, leichte Steigungen zu bewältigen.

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Die Frage, wie viele Laufräder nach Ausstrahlung der Show bestellt werden, ist nicht allein wegen der internen Wette spannend. „Wir wissen erst seit gut zwei Wochen, dass unser Auftritt gezeigt wird. Deshalb konnten wir nicht vorproduzieren lassen.“ Wer schnell eines haben will, muss bei der Bestellung Tempo machen. Derzeit hat Sollso nur 50 Laufräder im Lager.