Hamburg. Lufthansa reaktiviert den Riesen-Airbus. Im Sommer soll er mit Passagieren abheben. So halten es andere Fluglinien.

Die „Königin der Lüfte“ hat steife Beine bekommen. Seit Mai 2020 stand der A380 von Lufthansa mit dem Kennzeichen D-AIMK auf dem Flughafen in Teruel zum Langzeitparken (Storage). Am vergangenen Freitag ging es für den Riesen-Airbus erstmals seit 2,5 Jahren wieder in die Luft. Um 19.12 Uhr erreichte die auf den Namen „Düsseldorf“ getaufte Maschine das Ziel Frankfurt Flughafen. Normalerweise werden für den Trip rund eine Stunde und 45 Minuten veranschlagt. Dieses Mal war es mit drei Stunden und neun Minuten fast doppelt so lange – und das hing mit den „Beinen“ zusammen.

Lufthansa reaktiviert den Riesen-Airbus A380

Nachdem das Flugzeug so lange Zeit am Boden stand, wurden umfangreiche Tests gemacht, bevor es wieder abheben durfte. Dazu gehört normalerweise auch der Gear Swing. Bei ihm wird gecheckt, ob sich das Fahrwerk noch sicher ein- und ausfahren lässt. Dafür wird die rund 300 Tonnen schwere Maschine von hydraulischen Hebern – quasi wie ein Wagenheber beim Auto – hochgehoben. Doch dieses Gerät gibt es in Teruel nicht. Daher blieb beim Flug das Landegestell die ganze Zeit über ausgefahren. Als Folge musste die „Düsseldorf“ deutlich langsamer und in niedrigerer Höhe fliegen als gewöhnlich.

Dabei war der Comeback-Trip nach Deutschland eigentlich gar nicht mehr vorgesehen. Wegen des Einbruchs der Passagiernachfrage während der Corona-Krise schickte Lufthansa alle ihre A380 ins Storage. Vorstandschef Carsten Spohr hatte sogar das Aus für die gesamte A380-Flotte mit dem Kranich-Logo schon angekündigt.

Sechs ihrer einst 14 Maschinen wurden an Hersteller Airbus verkauft, im Gegenzug wurden neue Flieger vom Typ A350 bestellt. Doch im Sommer machte Spohr überraschend eine Rolle rückwärts – auch weil es bei den auch als Ersatz gedachten neuen Boeing-Jets 777-9 massive Lieferverzögerungen gibt. Ende Juni wurde das Comeback des Airbus-Jets für jeweils rund 500 Passagiere angekündigt.

Im Sommer 2023 sollen mindestens drei A380 in München wieder zu Verfügung stehen

Im Sommer 2023 sollen mindestens drei A380 in München wieder für den operativen Betrieb zu Verfügung stehen, sagte Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty und kündigte die baldige Reaktivierung weiterer Jets an: „Praktisch im Monatsabstand soll ein weiterer A380 Teruel verlassen.“ Als Nächstes stünde die D-AIMM mit dem Namen „Delhi“ an. Im Anschluss feiere eine Maschine ihr Comeback, deren „Leben“ doppelt mit der Hansestadt verbunden ist: die D-AIML mit dem Namen „Hamburg“.

Im Mai 2014 sagte der damalige Bürgermeister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Taufe: „Dieser Airbus A380 wird ein hervorragender Botschafter für die Stadt Hamburg sein, auch und nicht zuletzt deshalb, weil er unseren Anspruch unterstreicht, eines der weltgrößten Luftfahrtzentren der Welt darzustellen.“ Schließlich wurden alle A380 für Airlines aus Europa und dem Nahen Osten gewöhnlich im Airbus-Werk auf Finkenwerder ausgeliefert.

Mit dem von Airbus im Februar 2019 angekündigten Aus der Fertigung und der sich ein Jahr später entwickelnden Pandemie schien das Aus für den Riesen-Jet allerdings besiegelt – doch in den vergangenen Monaten setzen wieder mehr Fluggesellschaften auf ihn.

Hamburg bleibt ein wichtiges Ziel

Emirates steht dabei an vorderster Stelle. Die Fluglinie aus Dubai ist der mit Abstand größte Betreiber des größten Passagierflugzeugs der Welt. 123 A380 erhielt sie, von fünf trennte sie sich bisher. Von den übrig gebliebenen 118 Maschinen seien derzeit 84 aktiv im Flugbetrieb, sagte ein Unternehmenssprecher. Allerdings variiere die Zahl der eingesetzten Flieger täglich. Die restlichen Flugzeuge sind am Flughafen Dubai World Central geparkt.

Das Streckennetz umfasse derzeit 40 globale Ziele inklusive des Heimatflughafens Dubai, den Emirates auch dank der Maschine zu einem der größten Luftfahrtdrehkreuze ausbaute. Hamburg gehört allerdings seit Ende Oktober nicht mehr dazu. Aus flugbetrieblichen Gründen werde die zweimal täglich stattfindende Verbindung mit der Boeing 777-300ER durchgeführt, sagte der Sprecher und ergänzte: „Über eine Rückkehr des A380 nach Hamburg werden wir zu gegebener Zeit informieren.“ Die Hansestadt bleibe ein wichtiges Ziel. Bis März 2023 soll das Netz auf 42 Städte erweitert werden.

Zweitgrößter Abnehmer war Singapore Airlines

Zweitgrößter Abnehmer war Singapore Airlines mit 24 Maschinen. Die Fluglinie war 2007 Erstkunde des A380 – und genau diese Maschine wurde Anfang 2019 verschrottet. Die Airline verlängerte den Leasingvertrag mit dem Eigentümer, dem Dortmunder Fondshaus Dr. Peters, nicht mehr – und der fand keinen Nachmieter. Momentan bestehe die Flotte noch aus der Hälfte der einst gelieferten Maschinen, sagte eine Sprecherin. Elf seien in Betrieb, die zwölfte stehe in einem Hangar, um mit neuen Sitzen ausgestattet zu werden. Singapore setzt den A380 derzeit auf der Strecke vom Heimatflughafen nach Frankfurt und weiter nach New York ein. Ab Mitte Mai 2023 wird die Verbindung mit einer Boeing 777-300ER geflogen.

Der Grund: Singapore will die Frequenzen zu beliebten Zielen in Ost- und Südostasien erhöhen und die A380-Dienste nach Australien ausbauen. So kehrt Melbourne nach knapp vier Jahren zurück, Sydney erhält einen zweiten täglichen Flug. Die dort heimische Airline Qantas will Mitte Dezember ihren sechsten von zehn A380 zurück in den operativen Flugbetrieb schicken, um das starke Sommergeschäft auf der Südhalbkugel und die gestiegene Nachfrage zu Weihnachten zu bedienen.

Bei Qatar Airways sind acht von zehn A380 flugbereit, zwei weitere sollen Stand jetzt nicht mehr fliegen, sagte ein Sprecher und ergänzte: „Jedoch ist natürlich nichts so stetig wie der Wandel.“ Bei British Airways sind laut dem Portal Planespotters.net alle zwölf Maschinen wieder reaktiviert. All Nippon Airways soll zwei von drei mit Meeresschildkröten aufwendig lackierte Jets im Einsatz haben, Korean Air vier von zehn, Asiana drei von sechs.

Bei Lufthansa scheint man mit der Entscheidung, den A380 zurückzuholen, glücklich zu sein

Allerdings gibt es auch andere Airlines, die sich vom A380 verabschiedet haben. Dazu werden Air France, China Southern, Malaysia Airlines, Thai Airways und wohl auch Etihad gezählt.

Bei Lufthansa scheint man mit der Entscheidung, den A380 zurückzuholen, glücklich zu sein. Der Zustand der „Düsseldorf“ sei „perfekt“, die Piloten seien mit dem Flug zufrieden gewesen, sagte Sprecher Lamberty.

Bis Ende Januar werden nun in Frankfurt von Hagelschäden in Teruel betroffene Flächen ausgetauscht und der Gear Swing erledigt – damit die „Königin der Lüfte“ beim nächsten Flug wieder flexibel in die Knie gehen kann.