Hamburg. Festgeld, Fonds, Immobilien und dividendenstarke Aktien. Vier Tipps, wie das Geld mehr Rendite als auf dem Girokonto bringt.

Derzeit legen 83 Prozent der Bundesbürger Geld zurück. Rund jeder dritte will sich damit für einen weiteren Lockdown rüsten, wie aus einer Umfrage der Postbank hervorgeht. „Die Corona-Pandemie hat den Sparwillen der Deutschen nicht gebrochen. Wer es sich leisten kann, polstert seine finanziellen Rücklagen auf“, sagt Karsten Rusch von der Postbank. Allein in Form von Bargeld und Bankeinlagen horten die Deutschen 2,6 Billionen Euro. Doch konventionelle Geldanlagen bringen kaum noch Zinsen. Was also tun mit 50.000 Euro, die im neuen Jahr angelegt werden sollen? Das Abendblatt sprach mit Experten und zeigt die Chancen von vier Anlagevarianten auf.

Festgeld

Wer sein Geld sicher anlegen will, muss sich auch im Jahr 2021 mit niedrigen Zinsen abfinden. „Bei der konventionellen Geldanlage werden wir weiterhin einen Abwärtstrend bei den Zinsen sehen“, sagt Ania Scholz-Orfanidis von der FMH-Finanzberatung. Denn die Europäische Zentralbank versorgt die Geschäftsbanken mit reichlich Liquidität. Viele Institute haben außerdem mehr Spargeld, als sie als Kredit vergeben können. Festgeld ist aber immer noch besser als Tagesgeld, weil man sich so einen einmal vereinbarten Zinssatz für eine bestimmte Zeit sichern kann.

Durch verschiedene Anlagezeiträume kann man dennoch eine gewisse Flexibilität erreichen. Festgeld ist aber nur dann dem Tagesgeld überlegen, wenn man die Zeitpunkte, zu denen man das Geld wieder benötigt, gut abschätzen kann. Wer das Geld in zwei oder vier Jahren wieder vollständig benötigt, für den kommt eine risikoreichere Anlage am Aktienmarkt nicht infrage.

Die höchsten Zinsen für eine dreijährige Festgeldanlage gibt es bei der französischen Renault Bank und Kommunalkredit Invest aus Österreich. Wem die europäische Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Anleger nicht ausreicht, der kann auf die Grenke Bank ausweichen, die zusätzlich Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken ist. Damit sind pro Kopf Einlagen in Millionenhöhe abgesichert.

Wer sein Geld gleichmäßig auf die drei Laufzeiten verteilt und bei der Renault Bank anlegt, hat Zinseinnahmen von 342 Euro im Jahr, was einer Rendite von rund 0,70 Prozent entspricht. Die Geldanlage ist sehr sicher, aber die Inflationsrate wird nach Einschätzung der Haspa   im Jahr 2021 bei einem Prozent liegen. Unter dem Strich verlieren Anleger also Geld mit einer Festzinsanlage. Dennoch ist sie besser als ein nicht verzinstes Girokonto.

Mischanlage mit Aktien

„Es ist die Frage, ob man 50.000 Euro wirklich nur in Zinsanlagen stecken muss“, sagt Kerstin Becker-Eiselen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Bei einem längeren Anlagezeitraum „bietet sich eine Kombination von sicheren Zinsanlagen und risikoreicheren Aktienanlagen an“. Immerhin haben 28 Prozent der Bundesbürger seit Ausbruch der Corona-Pandemie in Aktien oder Fonds investiert, so eine Umfrage der Postbank. Die Verbraucherschützerin rät dazu, einen Teil des Geldes in breit gestreute, sogenannte Exchange Traded Funds (ETF) anzulegen.

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Ein ETF, das den Börsenindex MSCI World abbildet, enthält die gut 1600 wichtigsten Aktien der industrialisierten Welt. Wer noch umfassender anlegen will, bezieht Schwellenländer wie China, Brasilien oder Indien ein und setzt auf den Index MSCI All Countries World, der rund 2500 Aktien enthält. Je nach Risikobereitschaft können die Depots unterschiedlich zusammengestellt werden (siehe Grafik).

Wer wenig risikobereit ist, mischt im defensiven Depot nur 25 Prozent Aktien ETFs bei, der Rest entfällt auf sichere Staatsanleihen der Euro-Zone. Risikobereite können dagegen die umgekehrte Variante mit einem Aktienanteil von 75 Prozent wählen. Welche konkreten ETF geeignet sind, hat die Stiftung Warentest ermittelt. Alle in der Tabelle aufgeführten ETF sind nach ihrer Einschätzung erste Wahl. Die Wertentwicklung für die einzelnen Depots berücksichtigt den großen Einbruch am Aktienmarkt im Frühjahr 2020, aber wer langfristig durchhält, kann beim offensiven und ausgewogenen (Aktienanteil 50 Prozent) Depot mit einer Rendite von rund fünf Prozent rechnen.

In eine Wohnung investieren

Mit 50.000 Euro als Eigenkapital kann auch in eine Wohnung investiert werden, die dann vermietet wird. Für künftige Vermieter ist der örtliche Vervielfältiger eine wichtige Größe, denn diese Zahl offenbart, wie viele durchschnittliche Jahreskaltmieten eine Eigentumswohnung kostet. Je niedriger der Vervielfältiger ausfällt, desto höher die Ertragschancen für den Käufer. Die Postbank hat zusammen mit dem Hamburgischen WeltWirtschaftsinstitut (HWWI) unter diesem Aspekt Immobilienpreise und Mieten in Deutschland untersucht. Danach ist Hamburg mit einem Vervielfältiger von 36 sehr teuer.

Bei einem Vervielfältiger von 22,5 sprechen die Experten von einem moderaten Kaufpreisniveau. Doch dazu muss man die Hansestadt verlassen. „Wenn der Kaufpreis in diesem Bereich liegt, fahren Käufer oft günstiger als Mieter“, sagt Eva Grunwald, Leiterin des Immobiliengeschäfts der Postbank. „Die niedrigen Zinsen ermöglichen dann monatliche Raten, die eine ortsübliche Miete nicht übersteigen. Zugleich betreiben Käufer Vermögensaufbau. Die eigenen vier Wände sind auch eine gute Altersvorsorge.“ Im Umland von Hamburg und der etwas weiteren Umgebung liegen die Vervielfältiger zwischen 18 im Heidekreis und 25 im Landkreis Herzogtum Lauenburg. Im Landkreis Pinneberg liegt er bei rund 23 und im Landkreis Harburg bei 24.

Natürlich richtet sich die Höhe der erzielbaren Miete nach der Höhe des Vervielfältigers. Je niedriger er ist, um so niedriger fällt die Miete aus. Im Landkreis Harburg liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis für eine Wohnung bei rund 2600 Euro, die erzielbare Miete bei rund neun Euro/kalt je Quadratmeter. Das Investment in eine 50 Quadratmeter große Wohnung kostet mit Nebenkosten rund 144.000 Euro. Pro Jahr können also 5400 Euro Miete eingenommen werden.

Abzüglich des Eigenkapitals müssen rund 94.000 Euro finanziert werden. Bei einer 15-jährigen Zinsbindung und einem Effektivzins von knapp einem Prozent liegt die monatliche Kreditrate bei rund 310 Euro, kann also bequem aus den Mieteinnahmen (450 Euro im Monat) finanziert werden. Da ist auch noch Spielraum für Nebenkosten, die nicht auf den Mieter umgelegt werden können. Setzt man die gesamten Anschaffungskosten ins Verhältnis zur Jahreskaltmiete, ergibt sich eine Bruttorendite von 3,75 Prozent. Unter drei Prozent sollte die anfängliche Bruttorendite bei einer Vermietung nicht ausfallen.

Depot mit dividendenstarken Aktien

50.000 Euro reichen aus, um ein dividendenstarkes Depot mit Einzelaktien aufzubauen. Der Aktienexperte Christian W. Röhl hat für das Abendblatt acht Titel ausgewählt. „Fast alle Titel haben sich seit mehr als zwei Jahrzehnten als solide Dividendenzahler erwiesen“, sagt Röhl, der bei der Zusammenstellung des Depots Wert auf eine breite Branchenstreuung und Internationalität gelegt hat (siehe Grafik). Röhl rät dazu, das Geld gleichmäßig auf alle Werte zu verteilen. „Aber es darf natürlich nicht das einzige Geld sein, das man zur Verfügung hat.“ Für die Auswahl der Titel sei nicht dieabsolute Höhe der Dividendenrendite entscheidend. „Wichtig ist stetige Erhöhung, das zahlt sich mit der Zeit aus“, sagt Röhl.

So hat der Softwarekonzern SAP sieben Jahre hintereinander die Ausschüttung erhöht, bei Unilever sind es sogar 25 Jahre. „SAP ist ein Unternehmen, das immer wieder schwierige konjunkturelle Situationen gemeistert hat“, sagt Röhl. Bei Siemens zeichnet sich zwar eine Kürzung der Dividende ab. Dabei muss man aber beachten, dass Siemens Energy im Jahr 2020 abgespalten wurde und die bisherigen Siemens-Aktionäre für je zwei ihrer Papiere eines von Siemens Energy bekommen haben. Während man mit Unilever eine starke Konsumgüteraktie im Depot hat, sollte man bei Johnson & Johnson nicht nur an Haushaltsreiniger denken. „

Mehr als drei Viertel des Umsatzes macht das Unternehmen mit Gesundheitsprodukten und Pharmazeutika“, sagt Röhl. Unilever sei vor allem in den Schwellenländern  mit seinen Produkten stark aufgestellt. Der Bergbau- und Metallurgiekonzern Rio Tinto profitiert auch von den erneuerbaren Energien. „In jedem Windrad sind bis zu 15 Tonnen Kuper verarbeitet“, sagt Röhl. Das Hamburger Unternehmen Encavis (früher: Capital Stage) investiert in europäische Solar- und Windparks. Bei einer durchschnittlichen Dividendenrendite von drei Prozent ermöglicht das Aktiendepot voraussichtlich Dividendeneinnahmen von 1500 Euro (vor Steuern) im Jahr.