Hamburg. Wann die großen Freizeitattraktionen im Norden starten dürfen, ist aber noch völlig unklar. Hansa-Park investiert trotzdem.
Sabrina de Carvalho hat einen Plan: Am 27. März will sie den Heide Park wieder eröffnen. Die Geschäftsführerin des Freizeitparks gibt dieses Ziel für ihre Mitarbeiter aus. Für die Techniker, die die Fahrgeschäfte fit machen, für die Gärtner, die in den Beeten rund um den See im Park arbeiten, für die ganze Belegschaft von mehreren Hundert Menschen, die der Park eine Autostunde südlich von Hamburg beschäftigt.
„Wir brauchen ein Ziel“, sagt Sabrina de Carvalho. „Sonst wird es mit der Motivation schwierig.“ Schließlich eröffne der Heide Park in jedem Jahr zu dieser Zeit. „Immer in der Woche vor Ostern“, sagt die 55-Jährige mit Blick auf die Lage vor Corona.
Doch nun ist alles anders. Die Öffnungsstrategie der Bundesregierung sieht bisher keine Perspektive für die Freizeitparks vor. Anlagen wie der Heide Park, aber auch der Hansa-Park in der Lübecker Bucht tauchen in den Stufenplänen der Politik nicht auf. Damit ist unklar, ob der Plan des Heide Parks aufgeht.
„Es kann noch kein Öffnungstermin definiert werden“, sagt auch Claudia Leicht aus der Geschäftsleitung des Hansa-Parks. Der Saisonbeginn hänge davon ab, „was unsere Landesregierung beschließen wird“, ergänzt Leicht. Damit steht auch sie vor vielen Fragen. Wann kann der Park seine Saisonarbeiter einstellen – und wann die Festangestellten aus der Kurzarbeit holen?
Vergnügungsparks sehen Ungleichbehandlung mit anderen Freizeitanbietern
Die Branche argumentiert für eine baldige Öffnung: „Freizeit- und Wildparks, Zoos und andere Erlebniseinrichtungen bieten einen geschützten Raum in baulich abgeschlossenen Arealen“, sagt Friedhelm Freiherr von Landsberg-Velen, Präsident des Verbands deutscher Freizeitparks (VDFU). Die dort bewährten Hygienekonzepte, die mit lokalen Gesundheitsbehörden erarbeitet wurden, erlaubten Kindern und Familien
„sicherere Freizeiterlebnisse als der öffentliche Raum“. Es sei auch kein einziger Fall einer in einem Freizeitpark ausgelösten Infektionskette bekannt.
Zudem sehen die Vergnügungsparks eine Ungleichbehandlung mit anderen Freizeitanbietern. So dürfen die Zoos in vielen Bundesländern wieder öffnen. Der Tierpark in Grömitz, 30 Minuten vom Hansa-Park entfernt, erlebte bereits am Wochenende einen Besucheransturm.
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Die Unsicherheit führt in der Branche zu Investitionskürzungen. Zumal weder der Heide Park noch der Hansa-Park bisher Staatshilfen für die Zwangsschließungen und Besucherbegrenzungen im vergangenen Jahr bekommen habe. „Die Beantragung ist schwierig“, sagt de Carvalho. Die finanziellen Einbußen bremsen den Heide Park in seiner Expansion. Üblicherweise präsentiert die Anlage in jeder Saison eine neue Attraktion. In diesem Jahr müssen sich die Gäste mit der alten Ausstattung begnügen. „Wir müssen angesichts der Lage Kosten sparen“, sagt de Carvalho.
Trotzdem sind etliche Ausgaben unaufschiebbar. „Wir haben jedes Jahr Investitionen in Millionenhöhe für Instandhaltung“, sagt die Diplom-Kauffrau. Motoren müssten erneuert, die Bügel der Fahrgeschäfte ersetzt werden. Im Hansa-Park geht trotz der Unwägbarkeiten der Ausbau voran: „Wir arbeiten nach wie vor an unseren bereits begonnenen Projekten, unter anderem an den Hansefassaden im Eingangsbereich“, sagt Claudia Leicht.
In Großbritannien öffnen die Outdoorparks im April
Während der Hansa-Park als Familienbetrieb agiert, gehört der Heide Park zum internationalen Freizeitkonzern Merlin Group und beobachtet die Situation auch in anderen Ländern. „In Großbritannien öffnen die Outdoorparks im April“, sagt de Carvalho, auch in Asien und Australien dürften wieder Besucher in die Merlin-Parks kommen.
Hierzulande heißt es abwarten – und möglicherweise schnell reagieren: 2020 hatte die Leitung des Heide Parks an einem Freitag erfahren, dass schon am Montag geöffnet werden darf. „Wir befürchten wieder Ähnliches“, sagt de Carvalho.