Hamburg. Die Hamburger Versicherung blickt auf starkes Corona-Jahr zurück, steigert Gewinn und Eigenkapital. Wo es schlecht läuft.

Bereits zum zweiten Mal präsentiert die Hamburger Versicherung Hanse Merkur ihre Bilanz in einer Online-Konferenz. Auf dem Podium sitzen nur Vorstandschef Eberhard Sautter und der scheidende Unternehmenssprecher Heinz-Gerhard Wilkens, der die Fragen koordiniert. Die anderen Vorstände sind aus ihren Büros zugeschaltet.

Doch trotz der Corona-Pandemie kann die Versicherung auf ein wachstumsstarkes Jahr 2020 zurückblicken. In allen Sparten liegt sie besser als der Marktdurchschnitt, und der Einbruch bei Reiseversicherungen von rund einem Drittel konnte deshalb gut verkraftet werden. Insgesamt stiegen die Bruttobeitragseinnahmen um 13,1 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Im Jahr 2025 – zum 150. Firmenjubiläum – soll die Marke von drei Milliarden Euro erreicht werden.

Arbeitsplatz-Garantie bei Hamburger Versicherung

Müssen sich da die über 2200 Mitarbeiter Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen? Für Verwunderung sorgt eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat, die bis 2023 betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Doch dahinter steht kein Umstrukturierungsplan. „In unsicheren Zeiten wollten wir an die Belegschaft ein Signal der Kontinuität und Verlässlichkeit senden und Zukunftsperspektiven vermitteln“, sagt Sautter. „Es ist eine Präventionsmaßnahme und nicht Folge geplanter Umstrukturierungen.“

Denn das von der Politik favorisierte Homeoffice in der Pandemiebekämpfung sorgt für Verunsicherung bei den Mitarbeitern. „Wir haben im März 2020 rund 90 Prozent der Mitarbeiter in das Homeoffice geschickt und nach der Entspannung der Pandemielage im Sommer das im Oktober erneut für 90 Prozent der Mitarbeiter veranlasst“, sagt Sautter.

Verunsicherung bei Mitarbeitern

Dann hat ihm wohl der Betriebsrat signalisiert, dass die Vereinzelung der Mitarbeiter auch zu großer Unsicherheit führe. Denn die Mitarbeiter hören nicht mehr, was auf Gängen und in Kaffeeküchen gesprochen wird. Die Folge war die Zusage der Beschäftigungssicherung.

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„Wir bauen nicht Personal ab, sondern stellen weiterhin ein“, sagt Sautter. So ist die Zahl der Beschäftigten im vergangenen Jahr um 60 Mitarbeiter gestiegen. Diese Zahl wird auch für dieses Jahr angepeilt. Die Hanse Merkur sucht von Versicherungskaufleuten bis zu IT-Spezialisten.

Wachstum im ersten Quartal

Denn auch im ersten Quartal verzeichnet die Hanse Merkur Wachstum. Im Bereich Gesundheit und Pflege mit privater Krankenversicherung und medizinischen Zusatzpolicen wie etwa Zahnzusatzversicherungen stiegen die Beitragseinnahmen um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Um 9,2 Prozent kletterten die Beitragseinnahmen im Bereich Schaden und Unfall, wozu auch neue Moped- und E-Scooter-Versicherungen beitrugen, die auch für Schäden am Akku aufkommen. Am besten schnitt zum Jahresauftakt der Bereich Altersvorsorge mit einem Plus von 38,2 Prozent bei den Beitragseinnahmen ab.

Einbruch der Reiseversicherungen

Lediglich bei den Reiseversicherungen setzte sich die Talfahrt fort, und die Beitragseinnahmen verringerten sich im ersten Quartal um 43 Prozent. Dennoch sieht sich die Versicherung gut aufgestellt, wenn Reisen wieder möglich sind. „Wir haben einen umfassenden Corona-Reiseschutz entwickelt, der als Zusatzbaustein abgeschlossen werden kann, und unsere Auslandsreisekrankenversicherung kennt keinen Pandemieausschluss“, sagt Vorstand Johannes Ganser.

Mit dem Corona-Reiseschutz sind verschiedene pandemietypische Situationen versichert, die vor Reisebeginn und am Urlaubsziel eintreten können und zum Reiseabbruch führen. Dazu gehören Quarantäne vor und im Urlaub oder versagte Beförderung durch die Fluggesellschaft. Insgesamt verlor die Hanse Merkur bei Reiseversicherungen 2020 rund 80 Millionen Euro an Beitragseinnahmen und rutschte wieder auf das Niveau des Jahres 2013. In der Krankenversicherung verursachte Corona Zusatzkosten von 22,8 Millionen Euro.

Positive Bilanz bei Hanse-Merkur

Unter dem Strich bleibt aber eine positive Bilanz. Der Konzernüberschuss stieg um 14 Prozent auf 116 Millionen Euro. Das Eigenkapital wurde um 17 Prozent auf 804 Millionen Euro erhöht. „Das ist für eine Versicherung die wichtigste Krisenwährung“, so Sautter. Die Kapitalanlagen stiegen um 13 Prozent auf über elf Milliarden Euro. So weit wie möglich verabschiedet man sich aus Staatsanleihen, die keine Zinsen abwerfen. Stattdessen setzt man auf Aktien, Immobilien und Immobilienfinanzierungen.