Hamburg. Viele Unternehmen haben die Präsenz im Büro laut Abendblatt-Umfrage stark heruntergefahren. Ein Betrieb bietet Schnelltests an.

Der Druck aus der Politik auf die Unternehmen wird größer, ihren Beschäftigten Homeoffice anzubieten. Die Hamburger Handelskammer signalisiert generell Zustimmung. „Wir appellieren eindringlich an alle Mitglieds­unternehmen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch aktiv zu ermuntern, ihre Arbeit mobil von zu Hause zu erledigen – wenn die Art der Tätigkeit es zulässt“, sagte Präses Norbert Aust. Jeder sei aufgerufen, seinen Beitrag zur Pandemiebekämpfung durch Kontaktbeschränkungen zu leisten. Das Abendblatt machte in dieser Woche eine Umfrage bei großen Hamburger Unternehmen, wie die Arbeit bei ihnen derzeit abläuft.

Haspa: „Jeder Mitarbeitende, für den es möglich ist, arbeitet aktuell mobil“, sagte Pressesprecherin Stefanie von Carlsburg. Das sei der „größere Teil“ der rund 4700 Beschäftigten bei der Sparkasse und damit deutlich mehr als im Frühjahr. Immer mehr Kundentermine würden digital stattfinden. „Dafür haben wir bei technischen Lösungen für das mobile Arbeiten kräftig aufgerüstet“, sagte von Carlsburg. Die Aufrechterhaltung des Filialnetzes erfordert allerdings dennoch eine gewisse Präsenz vor Ort.

Anwesenheitsquote bei Hanse Merkur nur zehn Prozent

Hanse Merkur: In der Hauptverwaltung der Krankenversicherung arbeiteten vor der Pandemie bis zu 1300 Menschen. Derzeit liege die Anwesenheitsquote in den Büros nahe dem Dammtorbahnhof bei rund zehn Prozent. Vor allem IT-Experten, Sicherheitspersonal und Mitarbeiter der Poststelle sind vor Ort. Der Platz werde optimal genutzt und sämtliche Abstandsregeln eingehalten, sagte Sprecher Eike Benn: „So befindet sich etwa pro Büro in der Regel nur eine Person.“ Nach einer leichten Lockerung im Sommer seien nun wieder 90 Prozent im Homeoffice.

Signal Iduna: Bei der Versicherung arbeiten ähnlich wie im Frühjahr 2020 zwischen 80 und 85 Prozent der etwa 3400 Mitarbeiter mobil. „Diese hohe Quote lässt sich nicht mehr wesentlich steigern“, sagte Sprecher Thomas Wedrich, „da einige Arbeiten wie Dokumentendruck oder Digitalisierung der Post nicht im Homeoffice erledigt werden können.“ Sie seien jedoch Voraussetzung für den Geschäftsbetrieb. Außerdem gebe es Mitarbeiter, die nicht zu Hause arbeiten könnten oder wollten und denen man weiterhin einen Arbeitsplatz offenhalte. In den Sommermonaten richteten zwischen 50 und 60 Prozent der Arbeitnehmer ihren Schreibtisch in den eigenen vier Wänden ein. Infektionen in den Gebäuden seien durch die eingeleiteten Maßnahmen bisher vermieden worden.

Otto stellt Mitarbeitern Schnelltests zur Verfügung

Otto: Beim Handelskonzern stelle mobiles Arbeiten für die gut 9000 Hamburger Beschäftigten den Regelbetrieb dar. „Es gilt die klare Vorgabe, dass nur Mitarbeiter mit zwingend betriebskritischen Aufgaben oder dringenden persönlichen Gründen die jeweiligen Arbeitsstätten betreten dürfen“, sagte Sprecher Martin Zander. Grundsätzlich werde im Haus engmaschig desinfiziert, es gebe Masken- und Abstandspflicht, die Kantinen seien geschlossen. In den Verwaltungseinheiten arbeiteten 90, teilweise sogar 100 Prozent von zu Hause. Global seien es weit mehr als 20.000 der gut 50.000 Mitarbeiter. Sei die Anwesenheit notwendig – etwa in Teilen der Logistik –, gälten in enger Absprache mit den zuständigen Behörden hohe Hygieneschutzmaßnahmen. „Mit Anstieg der Infektionszahlen wurden zudem Schnelltests angeboten“, sagte Zander. Schichtsysteme sowie Pausenzeiten wurden verändert, um die Kontakte der Belegschaft untereinander weitgehend zu entzerren.

ECE: Auch für die Zentrale des Shoppingcenterbetreibers gilt, dass von zu Hause gearbeitet werden muss. Ausnahmen müssen mit der Führungskraft abgestimmt werden. Häufig kämen Mitarbeiter nur einen Tag in der Woche zeitweise ins Büro, etwa um Unterschriften zu leisten. In der Spitze seien maximal zehn Prozent des Personals gleichzeitig in der Verwaltung in Poppenbüttel. Die Anwesenheit vor Ort ist insbesondere gefragt bei Mitarbeitern der Poststelle, der Haustechnik und denjenigen, die für die Erstellung von Mietverträgen zuständig sind. Grundsätzlich seien die 1350 Mitarbeiter mit Laptops und Smartphones ausgestattet. Man schaffe die Voraussetzungen für mobiles Arbeiten, sagte Sprecher Lukas Nemela: „Eine grundsätzliche Pflicht zum Homeoffice ist aus unserer Sicht jedoch schwierig umzusetzen und generell auch schwierig zu kontrollieren.“ Besprechungen erfolgen virtuell, Dienstreisen sind nur in Ausnahmefällen und nach gesonderter Genehmigung zulässig.

Hapag-Lloyd und Jungheinrich: Homeoffice als Regel, Anwesenheit als Ausnahme

Hapag-Lloyd: Von den 1800 Mitarbeitern der Hamburger Reederei arbeiten derzeit nur fünf Prozent im Büro. Der Rest befinde sich im Homeoffice, sagte Unternehmenssprecher Nils Haupt. Der Vorstand arbeite von zu Hause aus. „Es hat noch einmal ein Schreiben unseres Corona-Krisenteams gegeben, in dem die Mitarbeiter aufgefordert werden, Kontakte zu vermeiden und möglichst nicht ins Büro zu kommen. Präsenzkonferenzen sind bis auf Weiteres untersagt“, sagte Haupt.

Jungheinrich: Beim Gabelstaplerbauer gilt die Maxime, dass Beschäftigte möglichst zu Hause arbeiten, Meetings finden ausschließlich virtuell statt. Derzeit seien „deutlich unter zehn Prozent“ der gut 1000 Mitarbeitenden in der Wandsbeker Konzernzentrale präsent, heißt es. Wer ausnahmsweise ins Büro muss, muss sich anmelden. In den Produktionswerken gibt es ausgefeilte Präventionsprogramme. Masken stellt der Konzern, kürzlich seien in „erheblichem Umfang“ FFP2-Masken beschafft worden, so ein Sprecher.

Aurubis: Nur Verwaltungsangestellte können Homeoffice in Anspruch nehmen

Aurubis: Von den etwa 2500 Beschäftigten der Kupferhütte in Hamburg, arbeiten knapp 1000 in der Verwaltung. Nur für sie sei mobiles Arbeiten möglich, so der Konzern. In der vergangenen Woche hätten etwa 40 Prozent davon nicht oder nur teilweise im Büro gearbeitet. „Aufgrund der aktuellen Corona-Verordnungen wird Aurubis seine Anstrengungen forcieren, diese Zahl zu steigern“, hieß es.

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Flughafen: In der Luftfahrt schlägt das Coronavirus voll durch. Weil weniger Passagiere da sind, ist auch weniger für die knapp 2000 Mitarbeiter zu tun. „Aktuell sind 84 Prozent der Flughafen-Beschäftigten in Kurzarbeit, und zwar durchschnittlich zu 69 Prozent“, sagte Sprecherin Katja Bromm. Seit Beginn der Pandemie sei ein Großteil im Homeoffice, in der Verwaltung seien es etwa vier von fünf, Tendenz steigend. Für die Beschäftigten im operativen Bereich wie Infoschaltern und Bordkartenkontrolle greife das Hygienekonzept.

Lufthansa Technik: Personal durch Kurzarbeit stark verringert

Lufthansa Technik: Beim Nachbarn auf dem südlichen Teil des Flughafengeländes gibt es seit April 2020 eine Betriebsvereinbarung, die dem Personal das mobile Arbeiten ermöglicht, wenn die Anwesenheit auf der Basis nicht zwingend notwendig ist. Rund die Hälfte der 8500 Mitarbeiter nehme das Angebot Homeoffice wahr. Das betreffe die Bereiche Administration, Vertrieb und Ingenieurswesen. Tatsächlich auf dem Gelände ist aber weniger als die Hälfte des Personals, weil der Flugzeugdienstleister in der Kurzarbeit steckt. „Da die bestehenden Regelungen bereits alle nicht ortsgebundenen Arbeitsplätze beinhalten, ist eine Ausweitung nicht möglich“, sagte Sprecher Wolfgang Reinert. Mit einer Plakatkampagne wird derzeit geworben, wenn möglich, von zu Hause zu arbeiten.

Airbus: Auch beim Flugzeugbauer gibt es bereits seit dem Frühjahr 2020 eine Betriebsvereinbarung zum Thema. „Für mobiles Arbeiten gibt es keine pauschalen Vorgaben, sondern die Anforderung, dies auf Ebene der jeweiligen Fachabteilung und entsprechend der Erfordernisse dort dezentral zu regeln“, sagte Sprecher Daniel Werdung. Die Frage, wie viele der rund 15.000 Beschäftigten Homeoffice machen, blieb unbeantwortet. Die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gelte in allen Hallen, Büros und Konferenzräumen – wobei Präsenzmeetings auf ein absolutes Minimum mit vorgeschriebener Personenzahl je Raumgröße beschränkt seien.