Hamburg. Bis 2024 soll auf dem öffentlichen Gelände das neue Dienstleistungszentrum „ElbAir“ entstehen. Die Kosten: rund 60 Millionen Euro.

Ein Spatenstich mit gleich zwölf Frauen und Männern und lediglich zehn Grabegeräten muss geübt werden. So flogen die ersten Schaufeln Sand neben dem Haupteingang des Osttores von Airbus auf Finkenwerder zunächst unkoordiniert durch die Luft. Letztlich gab Mitte-Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD) mit „eins, zwei, drei“ laut das Kommando vor – und der Sand flog synchron den Fotografen entgegen.

Der Spatenstich war am Montagmittag der symbolische Auftakt für ein Großprojekt südlich der Elbe. Für rund 60 Millionen Euro will dort der Hamburger Investor Propertyteam mit der Tochter AirH Hamburg GmbH Projektgesellschaft ein neues Gebäude errichten. Elb­Air heißt der geplante Komplex – und gibt mit dem Namen auch einen Hinweis auf den Hauptmieter: Airbus.

Neues Airbus-Besucherzentrum auf Finkenwerder – mit Hotel

Das geplante Dienstleistungszentrum liegt im Gegensatz zum Großteil der Einrichtungen des Flugzeugbauers allerdings nicht im Sicherheitsbereich und ist für die Allgemeinheit zugänglich – und soll so für die Finkenwerderaner ein Treffpunkt und kleines Nahversorgungszentrum werden. Auf den insgesamt 14.500 Qua­dratmetern Fläche wird die Handelskette Rewe einen Supermarkt eröffnen, den alle nutzen können.

Airbus werde zum einen mit seinen Verkaufs- und Vertragsabteilungen Mieter von Büroflächen werden und habe dafür langjährige Verträge unterschrieben, hieß es. Zum anderen will der DAX-Konzern sein Besucherzentrum deutlich ausbauen. Bisher kamen rund 65.000 Interessierte pro Jahr auf das Werksgelände und ließen sich bei geführten Touren in die Geheimnisse des Flugzeugbaus einweisen. Künftig will man die Kapazität auf rund 125.000 Gäste pro Jahr nahezu verdoppeln.

„Bereits vor über zehn Jahren habe ich mit den Kolleginnen und Kollegen über die Möglichkeit eines Besucherzentrums nachgedacht“, sagte der langjährige Hamburger Standortleiter Georg Mecke, der 2020 in den Ruhestand trat und als „Zeremonienmeister“ durch die Veranstaltung führte. Daher gibt es für die Büroflächen neben der Techniker Krankenkasse mit dem Reiseveranstalter Globetrotter einen weiteren Mieter, der eng mit dem Besucherprogramm verbunden ist. Globetrotter veranstaltet die Werksführungen für den Luft- und Raumfahrtkonzern.

"ElbAir wird unser neues Aushängeschild sein“

Damit die Schaulustigen künftig länger auf Finkenwerder verweilen, können sie künftig vor der Führung oder im Anschluss daran vor Ort übernachten. Die Marke „Moxy by Marriott“ will in 135 Zimmern Touristen auf Drei-Sterne-Niveau beherbergen. Zudem sind eine Bäckerei mit Café und weitere Gastronomie sowie ein Fitnessstudio geplant.

„Das ElbAir wird unser neues Aushängeschild sein“, sagte André Walter, Werksleiter und Vorsitzender der Geschäftsführung der Airbus Operations GmbH, in der rund 14.000 Beschäftigte in Hamburg arbeiten. In den vergangenen Monaten habe man mit der Grundsteinlegung für die Ausrüstungshalle des neuen Hoffnungsträger-Jets A321XLR sowie dem Bezug eines neuen Lagers am Genter Ufer bereits gezeigt, dass man sich zum Standort bekenne. „Wir als Airbus wollen mit diesem Gebäude ein Zeichen für den Standort Hamburg setzen, dem drittgrößten Luftfahrtstandort“, sagte Walter und lobte Mecke als einen der Gründungsväter der Projekts.

Die Senatoren Andreas Dressel (v. l.) und Michael Westhagemann mit der neuen Airbus-Standortleiterin Nawina Walker sowie Werksleiter André Walter beim Spatenstich.
Die Senatoren Andreas Dressel (v. l.) und Michael Westhagemann mit der neuen Airbus-Standortleiterin Nawina Walker sowie Werksleiter André Walter beim Spatenstich. © Michael Rauhe

Airbus: ElbAir auf Finkenwerder soll im Frühjahr 2024 fertig sein

Das Gebäude wird einen Bezug zur Branche haben. Für den Entwurf zeichnet der Hamburger Architekt Alf Prasch verantwortlich. Um sein Leitbild für das Gebäude zu entwickeln, habe er über das Produkt nachgedacht, sagt Prasch: „Das Produkt ist das Flugzeug. Eins der wichtigsten Teile ist die Turbine. Deshalb habe ich die Turbine als zentrale Entwurfsidee erkannt.“ Wer aus der Vogelperspektive auf das Gebäude schaut, kann die wie Triebwerksschaufeln angeordneten Gebäudeteile erkennen. 215 Fachbehörden und Abteilungen seien in das Projekt involviert gewesen, hieß es. Auch wegen Corona dauerte die Umsetzung länger als ursprünglich geplant.

Im vergangenen Herbst sei nach dem Abtragen älterer Häuser mit der Rodung der Bäume begonnen worden. Es folgte die Kampfmittelsondierung. Im März wurde die Baugrube ausgehoben. Als Nächstes sollen mit einem Bohrgerät Hunderte Pfähle in die Erde gebohrt werden. Das soll leiser sein als Rammen. Im Anschluss muss in der jetzt schon relativ tief ausgehobenen Baugrube nochmals 1,50 Meter Boden abgetragen werden, damit die Tiefgarage entstehen kann. Neben 186 Parkplätzen für Autos sollen Abstellmöglichkeiten für rund 130 Fahrräder errichtet werden.

Der Rohbau soll in einem Jahr stehen, im Frühjahr 2024 ist die Fertigstellung des gesamten Gebäudes geplant, das nach KfW-55-Standard errichtet wird. Es sollen nur fossilfreie Energieträger eingesetzt werden. Eine Besonderheit beim Bau: „Wir arbeiten fast ausschließlich ohne Krane“, sagt Thomas Klemke, Technischer Leiter bei Propertyteam. Weil nebenan die Start- und Landebahn des Betriebsflughafens ist, dürfe man gewisse Höhenstufen nicht überschreiten. So werde das Gebäude nahe der Landebahn eingeschossig sein während an der Straße bis zu fünf Geschosse möglich sind.

Airbus: Dressel und Westhagemann beim Spatenstich zu ElbAir

Die Vertreter des Hamburger Senats gaben sich in ihrem Statements launig. „Hoffentlich habt ihr genug Material eingekauft“, sagte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) und spielte damit auf einen möglichen Baustoffmangel an.

Und Finanzsenator An­dreas Dressel (SPD) nahm seinen wegen eines Kniescheibenbruchs angeschlagene Gesundheitszustand auf die Schippe. „Ich freue mich, dass ich die Krücken gegen den Spaten tauschen kann. Mal sehen, wie viel Halt er gibt“, so Dressel. Für einige Schaufeln Sand in die Luft werfen reichte es problemlos. Schlusswort Dressel: „Dann baut mal schön!“