Hamburg. Beschäftigte in Varel stimmen gegen den Verkauf an Mubea und Verbleib im Konzern. Der Name für die neue Hamburger Firma steht fest.
Rund ein Jahr lang tobte die Auseinandersetzung um den Konzernumbau von Airbus – nun dürfte die letzte große Entscheidung gefallen sein. Die Mitarbeiter im Werk der Tochter Premium Aerotec Group (PAG) in Varel stimmten für den Verbleib im Konzern. 74,5 Prozent der Mitglieder der IG Metall votierten für den sogenannten Remain-Plan. Der geplante Verkauf des Werks an die Muhr und Bender KG (Markenname Mubea) ist vom Tisch – und damit das vom Unternehmen bevorzugte Szenario.
„Wir haben immer deutlich gemacht, dass wir diesem Votum folgen werden, das ist gelebte Demokratie“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste und Verhandlungsführer. Die Gewerkschaft hatte hart mit dem Management um dessen Pläne für den Konzernumbau gerungen. Weil der Rumpf bei der beabsichtigten Entwicklung eines mit Wasserstoff angetriebenen Fliegers wichtiger wird, sollte die Rumpffertigung und -montage neu zugeschnitten werden. Der Ende Januar erzielte Kompromiss sah vor, dass die IG Metall einem Verkauf der sogenannten Einzelteilefertigung zustimmen muss, sonst bleibt sie im Konzern.
Bevorstehender Personalabbau
Die Einzelteilefertigung war in dem Konflikt lange der Knackpunkt und findet neben Varel in Augsburg und in Brasov (Rumänien) statt. Nachdem der Verkauf nun geplatzt ist, sollen die beiden deutschen Standorte zum 30. Juni 2025 in die neue Aerostructures-Tochter integriert werden, die unter Airbus Aerostructures GmbH (ASA) firmiert. Zuvor dürfte es allerdings einen deutlichen Personalabbau geben. Die IG Metall ließ durchblicken, dass von den derzeit gut 1250 Beschäftigten nur rund 1000 übrig bleiben dürften.
Auf Finkenwerder werden zum 1. Juli etwa 4500 der 14.000 Mitarbeiter der Struktur- und Ausrüstungsmontage von Airbus Operations zu Airbus Aerostructures wechseln. Der Name „beschreibt hervorragend wofür das neue Unternehmen steht. ,Aero‘ spielt auf Luftfahrt an, ,Structures‘ zeigt klar, dass es sich auf den Flugzeugrumpf bezieht, und mit Airbus im Namen wird deutlich, dass es ein integraler Bestandteil des Konzerns ist und bleibt“, so Airbus-Operations-Chef André Walter. Zur ASA gehören künftig auch die Werke in Stade (Airbus), Bremen und Nordenham (beide PAG).
- Airbus entwickelt Foodscanner – und will damit Müll sparen
- Faury bleibt Airbus-Chef und erhält deutlich mehr Geld
- Lufthansa Technik stellt in Hamburg 940 Mitarbeiter ein
Weiterhin Rechtsstreit mit Qatar Airways
Im Streit mit dem Großkunden Qatar Airways hat der Flugzeugbauer unterdessen einen Erfolg erzielt. Ein britisches Gericht erlaubte dem DAX-Konzern, einen Auftrag über 50 Mittelstreckenjets vom Typ A321neo zu kündigen. Airbus hatte die Bestellung als Retourkutsche für die Beschwerden Qatars am A350 storniert. Die Fluglinie moniert die Oberflächenbeschichtung des modernen Großraumfliegers und hält sie für ein Sicherheitsrisiko. Daher nimmt sie keine neuen Flieger ab, lässt die A350-Flotte am Boden und fordert Schadenersatz. Der Hersteller lehnt dies ab und sieht die Luftsicherheit des Fliegers – ebenso wie die Europäische Flugaufsichtsbehörde EASA – als vollständig gewährleistet an. Dieser Rechtsstreit läuft weiter.