Hamburg. Hamburger Werksleitung in Sorge. Vorstandschef Faury will bald entscheiden, ob die Produktion der A320-Flugzeuge ausgeweitet wird.
Als einer der ersten großen Hamburger Arbeitgeber war Airbus vom Coronavirus betroffen. Bereits im Februar 2020 musste die Produktion in Tianjin (China) tagelang gestoppt werden. Ende Januar 2021 galt für eine von vier Endmontagelinien der A320-Produktion auf Finkenwerder dasselbe.
Kein Wunder, dass Guillaume Faury für das Thema sensibilisiert ist und ihn die neue Virusvariante besorgt. „Omikron betrifft uns mit deutlich höheren Fehlzeiten als in normalen Zeiten“, sagte der Airbus-Chef nun in einer Telefonkonferenz über den Krankenstand in der Belegschaft.
Produktionsschichten in Hamburg werden getrennt
Das betrifft auch das Hamburger Werk. Es gebe „einen „steigenden Trend bezüglich Quarantäne durch die Omikron-Variante“, so ein Airbus-Sprecher auf Anfrage: „Daher trennen wir in der Produktion die Schichten wieder organisatorisch, damit sie sich nicht begegnen.“
Wo mobil gearbeitet werden kann, solle dies geschehen. Persönliche Treffen soll es nur geben, wenn es unbedingt betrieblich notwendig sei. Zudem werde das Tragen von FFP2-Masken empfohlen. Die Produktion laufe aber, hieß es.
Omikron könnte Produktion in China massiv verändern
Auch Faury sagte, dass es bisher keine großen Störungen im Ablauf gäbe. Gespannt blickt er gen Fernost. Die chinesischen Behörden gehen bekanntlich rigide gegen die Pandemie vor und riegeln auch mal ganze Regionen ab. „Omikron hat das Potenzial, das Bild in China im Vergleich zu 2020 und 2021 deutlich zu verändern“, sagte Faury. Momentan beobachte man dort aber keine Störungen.
Seit fast zwei Jahren trifft das Covid-19-Virus den Flugzeugbauer massiv. Die Pandemie lähmt die Luftfahrt, sodass weniger neue Jets abgenommen wurden, Aufträge ausblieben und Airbus im Frühjahr 2020 die Produktion drosselte.
85 Prozent der Neuaufträge betreffen A320-Familie
Doch 2021 ging es aufwärts. Mit 611 wurden 45 Flugzeuge mehr als 2020 ausgeliefert. 483 davon gehörten zur A320-Familie. Das Hamburger Werk endmontiert etwa die Hälfte dieser Jets. Auch auf der Auftragsseite sieht es besser aus. 771 Maschinen wurden bestellt, etwa doppelt so viel. Rund 85 Prozent betreffen die A320-Familie. Nach Stornierungen blieben netto 507 Aufträge übrig.
Die Nachfrage sei sehr stark, sagte Verkaufschef Christian Scherer. „Normalerweise bestellen Airlines Flugzeuge drei, vier Jahre im Voraus. Nun ordern sie sieben, acht, neun Jahre vorher.“ Wer jetzt direkt bei Airbus eine Maschine bestelle, müsse „einige Jahre“ warten. Ansonsten müsse man sich mit einer Leasinggesellschaft einigen, die bei Airbus bestellt hat.
Werden bald 75 A320 pro Monat gebaut?
Das Auftragsbuch ist mit 7082 Jets prall gefüllt. Jüngst bestellte die US-Fluglinie Azzora 22 A220, die in Nordamerika gebaut werden. Für die A320-Familie soll die Rate von vor Kurzem noch 40 Maschinen pro Monat auf 65 bis Mitte 2023 hochgefahren werden.
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Im Sommer werde sich entscheiden, wie es 2024 und 2025 weitergeht. Auf die Rate 70 sollen sich die Zulieferer ohnehin einstellen. „Wir untersuchen auch die Rate 75“, sagte Faury.
Konkrete Prognose erst Mitte Februar
Die Auftrags- und Auslieferungsprognose für 2022 will der DAX-Konzern erst bei der Bilanzvorstellung am 17. Februar bekannt geben. An der Börse lag die Aktie am Dienstagmittag bei 117,70 Euro leicht im Minus. Die Schweizer Bank UBS ließ ihre Einschätzung für die Titel bei „Kaufen“ mit Kursziel 132 Euro.