Hamburg. Der Wohnaccessoires-Händler ist wirtschaftlich unter Druck und prüft Filialschließungen. In Hamburg gibt es elf Standorte.
Wer in diesen Tagen beim Wohnaccessoire-Händler Depot vorbeischaut, kann beim Einkauf viel Geld sparen. Kissen und Kerzen, Geschirr und Terrassenmöbel – alles gibt es mit Rabatt. Aktuell läuft in den Filialen und im Onlineshop ein sogenannter Pre-Summer-Sale. Auch in den neun Hamburger Standorten, darunter einer in der Innenstadt, und den beiden Outlets purzeln die Preise. Der Nachlass wurde erst an diesem Montag von zehn auf 30 Prozent erhöht.
Schon davor hatte Depot Preisangebote gemacht. Die Rabattaktionen sollen Geld in die Kassen bringen. Denn die Gries Deco Company, die hinter der Marke steht, kämpft gegen Verluste in zweistelliger Millionenhöhe an. Ende März hatte Firmeninhaber Christian Gries bekannt gegeben, dass 90 Filialen in Deutschland auf dem Prüfstand stehen. Das wäre etwa jeder dritte Standort hierzulande.
Depot: Rabattaktionen – warum gerade alles günstiger ist
Konkrete Informationen, welche Filialen zur Disposition stehen, gibt es allerdings nicht. Auf Anfrage des Abendblatts in der Firmenzentrale im unterfränkischen Niedernberg äußerte sich eine Sprecherin nicht zu den Plänen in Hamburg. Zu den Preissenkungen sagte sie: „In den vergangenen Wochen haben wir flächendeckend eine attraktive Rabattaktion durchgeführt, die einen Abverkauf von Bestandsware zum Ziel hatte. Nun halten neue Produkte in den Filialen Einzug.“
Das Unternehmen hat seinen Ursprung im Jahr 1948, als die Großeltern des heutigen Inhabers Christian Gries eine Fabrikation von künstlichen Früchten und Christbaumschmuck gründeten, die sie ausschließlich über den Großhandel vertrieben. Nach einer schweren Krise Anfang der 1990er-Jahre eröffnet 1995 in Aschaffenburg die erste Filiale für Endkunden mit dem Namen Das Depot. Mit dem neuen Konzept und nach der Schließung der Produktion in Deutschland startete das Unternehmen durch. 2009 stieg der Schweizer Handelsriese Migros bei dem Unternehmen ein und hatte 2012 die Mehrheit übernommen. In dieser Zeit expandierte Depot kräftig von 100 auf 500 Standorte.
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2019 hatten die Schweizer ihre 90-prozentige Beteiligung an dem Wohnaccessoire-Anbieter an den damaligen Minderheitsgesellschafter und Gründerenkel Christian Gries verkauft. Schon damals schrieb Depot rote Zahlen. Heute hat der Einrichtungshändler nach eigenen Angaben 536 Standorte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In Deutschland gibt es etwa 340 eigene Filialen und 80 Konzessionsflächen unter dem Namen Depot. Dazu kommen mehr als 140 Shop-in-Shop-Flächen bei Einzelhändlern. Insgesamt sind mehr als 5000 Männer und Frauen bei dem Unternehmen beschäftigt.
Depot: sinkende Konsumlaune, viel Konkurrenz
Die wirtschaftliche Lage hat sich in den vergangenen Jahren, auch bedingt durch die allgemeine Konsumzurückhaltung, nicht wirklich verbessert. Depot konkurriert nicht nur mit großen Einrichtungsketten wie Ikea und Jysk und anderen Deko-Händlern wie Soestrene Grene und Butlers, sondern auch mit stark expansiven Non-Food-Discountern wie Action und Woolworth.
Der letzte im „Bundesanzeiger“ einsehbare Geschäftsbericht ist aus dem Jahr 2022. Danach erwirtschaftete das Unternehmen einen Nettoumsatz von 416 Millionen Euro. Der Jahresfehlbetrag betrug demnach knapp 87 Millionen Euro, nach einem Fehlbetrag von 20 Millionen Euro im Jahr 2021. Für 2023 liegen noch keine Zahlen vor.
Depot-Rabattaktionen: Warum gerade alles günstiger ist
Nach Informationen des Branchenblatts „Lebensmittelzeitung“ liegt der operative Verlust für 2023 im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Eine interne Analyse von Anfang dieses Jahres war zum Ergebnis gekommen, dass länderübergreifend mit rund 150 Filialen etwa ein Drittel des Ladennetzes rote Zahlen schreiben würde.