Hamburg. Vier Wochen bis zum nächsten Slot – das ist normal. Welche Rolle Airbus dabei spielt. Wie teuer Autowerkstätten in der Stadt sind.
Wartezeiten von etlichen Monaten auf einen Facharzttermin überraschen schon längst niemanden mehr – vorausgesetzt natürlich, man ist gesetzlich krankenversichert. Doch mittlerweile machen viele Hamburger die Erfahrung, dass es ähnlich lange dauern kann, bevor die Autowerkstatt freie Kapazitäten hat.
„Die Wartezeiten auf einen verfügbaren Servicetermin haben sich über die vergangenen zwei Jahre definitiv verlängert“, sagt Martin Krohn, der Obermeister der Innung des Kfz-Handwerks in Hamburg ist, und selbst einen kleinen Werkstattbetrieb besitzt. „Drei bis vier Wochen sind bei vielen Kollegen inzwischen relativ normal.“
Autowerkstatt: Warum Hamburger so lange auf einen Termin warten müssen
Aber wie man von Autofahrern hört, sind auch sechs Wochen bis zum Auslesen des Fehlerspeichers im Pkw durchaus nicht mehr ungewöhnlich. In Einzelfällen gibt es sogar erst in zwei Monaten einen Termin. Besonders viel Geduld müsse man haben, wenn es um Unfallschäden an neueren Fahrzeugen geht, sagt Krohn.
Auf einen der Gründe für die zunehmenden Vorlaufzeiten würde ein Laie nicht unbedingt selbst kommen: „Weil Verbraucher heute stark verunsichert sind, auf welche Antriebsart sie für die Zukunft setzen sollen, warten sie erst einmal ab und fahren das vorhandene Auto einfach noch länger“, erklärt Krohn. „Und an älteren Autos geht eben häufiger etwas kaputt.“ Tatsächlich hat sich das Durchschnittsalter von Pkw in Deutschland allein in den zurückliegenden fünf Jahren von 9,5 auf 10,3 Jahre erhöht.
Mehr Schadensfälle, aber weniger Servicebeschäftigte in den Autowerkstätten
Dabei treffe eine Zunahme der Schadensfälle auf eine sinkende Zahl von Servicebeschäftigten in den Werkstätten, so Krohn – der Fachkräftemangel habe auch diese Branche erfasst. Zwar ist der Kfz-Mechatroniker eines der beliebtesten Berufsbilder für Auszubildende. „Aber gut 50 Prozent derjenigen, die eine Ausbildung abschließen, suchen sich dann einen anderen Job.“ So würden Kraftfahrer stark nachgefragt, speziell in Hamburg zögen außerdem Airbus und Lufthansa Technik viele potenzielle Nachwuchskräfte ab.
Natürlich macht sich nach Angaben des Innung-Obermeisters nun allmählich auch der Corona-Effekt bemerkbar: Im Jahr 2020 war die Zahl der Ausbildungsstarter im Hamburger Kfz-Gewerbe deutlich eingebrochen, wobei sich auch die Insolvenz der Wichert-Gruppe auswirkte.
Die Werkstattkosten haben sich 2023 um fast 15 Prozent erhöht
In den vergangenen Jahren haben sich aber nicht nur Wartezeiten verlängert – gleichzeitig sind die Preise für Serviceleistungen deutlich überproportional gestiegen. So kostete ein Werkstattbesuch im Jahr 2023 nach Angaben des Fachmagazins „kfz-betrieb“ im Schnitt 568 Euro. Das war ein Anstieg um fast 15 Prozent gegenüber 2022 und so viel wie nie zuvor.
In eine ähnliche Richtung gehen Statistiken des Versichererverbands GDV, wonach sich Ersatzteile wie Scheinwerfer, Windschutzscheiben und Kotflügel zwischen August 2022 und August 2023 im Schnitt um 9,7 Prozent verteuerten. Besonders kräftig erhöhten sich die Preise für hintere Türen (plus 13,4 Prozent auf 865 Euro), für vordere Kotflügel (plus 11,5 Prozent auf 328 Euro) oder auch für Kofferraumklappen (plus 11,3 Prozent auf 923 Euro).
Hamburg ist, wenn es um die Werkstattkosten geht, zudem das zweitteuerste Pflaster in Deutschland, überboten nur noch von München. Nach Berechnungen von Carly Solutions, einem Anbieter von Apps für die Fahrzeugdiagnose, liegt der durchschnittliche Stundensatz in der Hansestadt aktuell bei 158,41 Euro, während es im Bundesmittel knapp 10 Euro weniger sind. In Münster zahlt man dafür 133,50 Euro, in Dresden und Leipzig weniger als 130 Euro. Noch einmal etwas teurer sind Lackierarbeiten, die in Hamburg knapp 170 Euro pro Stunde kosten.
Freie Werkstätten sind in der Regel deutlich günstiger als Vertragswerkstätten
Allerdings können sich die Preise zwischen freien Werkstätten und händlergebundenen Vertragswerkstätten durchaus deutlich unterscheiden. So kann man nach Angaben der von Autoteileherstellern und -händlern getragenen Initiative „Qualität ist Mehrwert“ bundesweit mit Stundensätzen von etwa 60 bis 100 Euro bei freien Werkstätten rechnen, während eine Markenwerkstatt etwa 120 bis 200 Euro verlange.
Wie es beim ADAC heißt, müssen einer EU-weiten Regelung zufolge die Autohersteller akzeptieren, dass Inspektionen oder Unfallreparaturen auch während der Garantiezeit in einer freien Werkstatt ausgeführt werden – „sofern dort nach Herstellervorschrift gearbeitet wird“. Autofahrer sollten, rät der Club, daher darauf achten, dass auf Wartungsrechnungen von freien Werkstätten ausdrücklich steht, dass sie nach Vorgaben des Autoherstellers durchgeführt wurden.
Welche Autowerkstätten erheblich günstiger sein können
Nicht herstellergebundene Werkstätten können schon deshalb günstiger sein, weil sie Ersatzteile von freien Anbietern verwenden können. Solche Teile kosten erheblich weniger als die Originalteile des Autobauers. „Doch auch Markenwerkstätten bieten heute günstigere Teilelinien und/oder Servicepakete für Autos ab vier oder fünf Jahren an“, erklären die ADAC-Experten. „Das heißt dann BMW Service 5+, Peugeot Eurorepar, Renault Motrio oder Seat/Skoda/Volkswagen Economy und verspricht Preisvorteile bis zu 30 Prozent.“
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Nutzer von Leasingfahrzeugen sind in der Regel jedoch vertraglich verpflichtet, Arbeiten am Auto von einer bestimmten Werkstatt vornehmen zu lassen. „An diese Verpflichtung sollten Leasingkunden sich auch unbedingt halten“, heißt es dazu vom Kfz-Versicherer Verti. Denn wer entgegen den Vorgaben des Händlers und ohne vorherige Anfrage eine andere als die vertraglich vorgegebene Werkstatt wähle, der riskiere, die Kosten nicht erstattet zu bekommen – oder gar die Kündigung des Leasingvertrags.