Hamburg/Wolfsburg. Der frühere Vorstandschef und sein Auftritt auf der Hauptversammlung der Salzgitter AG. Wie sein Kampf gegen den Großaktionär ablief.
Es war ein Kampf David gegen Goliath, und er nahm ein anderes Ende als in der Bibel. Werner Marnette, der frühere Vorstandsvorsitzende des Hamburger Kupferkonzerns Aurubis, ist bei der Hauptversammlung des Aurubis-Großaktionärs Salzgitter AG erwartungsgemäß gescheitert. Über seine Anträge, den Vorstand und den Aufsichtsrat des Stahlkonzerns für das Jahr 2023 nicht zu entlasten, wurde gar nicht erst abgestimmt.
Ex-Chef Werner Marnette kämpft für Aurubis – „ich wurde immer wieder unterbrochen“
„Die von Dr. Marnette gestellten Anträge haben sich erledigt, weil die Beschlussvorschläge der Verwaltung jeweils die erforderliche Mehrheit gefunden haben“, teilte ein Salzgitter-Sprecher nach Ende der Versammlung in Wolfsburg mit.
Die Mehrheit der Aktionäre hatte für eine Entlastung der Führungsspitzen gestimmt. Marnette war zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Heimweg. „Es war klar, dass ich keine Mehrheit bekommen werde“, sagte er.
Schwere Vorwürfe gegen den Aurubis-Großaktionär
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte der 78-Jährige schwere Vorwürfe insbesondere gegen den Salzgitter-Vorstandsvorsitzenden Gunnar Groebler, aber auch gegen den Aufsichtsrat des Unternehmens erhoben, das 29,99 Prozent der Aurubis-Aktien hält.
Tenor von Marnettes Anwürfen: Der Stahlkonzern habe die vorzeitige, aber nicht zwingend notwendige Ablösung des erfolgreichen und selbstbewussten Aurubis-Vorstandsvorsitzenden Roland Harings und zweier weiterer Vorstandsmitglieder betrieben.
Plant Salzgitter AG eine Übernahme von Aurubis?
Marnette ist zudem überzeugt, dass Salzgitter eine Übernahme von Aurubis vorbereite und den Kupferkonzern später ganz oder teilweise weiterverkaufen wolle, um sich Geld für den Umbau der Stahlproduktion zu beschaffen.
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Sein umfangreiches Redemanuskript komplett zu verlesen und insgesamt 26 Fragen zu platzieren, dazu sei er nicht gekommen, sagte Marnette. „Der Aufsichtsratsvorsitzende hat mich immer wieder unterbrochen“, schilderte er die Sitzung, die allein von den im CongressPark Wolfsburg anwesenden Salzgitter-Aktionären in Gänze verfolgt werden konnte.
„Herrn Harings habe ich leider nicht retten können“
Marnettes Fazit seiner Attacke bei der Hauptversammlung: „Außer Spesen nichts gewesen, Herrn Harings habe ich leider nicht retten können. Aber es war wichtig, dass ich meine Positionen vor den Aktionären vortragen konnte.“