Hamburg. Große zivile Aufträge gehen an hiesigen Werften vorbei. Chinesen werden immer mächtiger. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer.

Der in Hamburg ansässige Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) gilt als die Stimme der deutschen maritimen Industrie. In dieser Funktion warnt er seit Jahren, dass Europas Schiffbauer im Wettbewerb mit asiatischen Werften untergehen könnten. Inzwischen ist genau das passiert, und die Branche kann hierzulande nur noch auf eine schnelle Trendwende hoffen.

Die Zahlen, die der Verband am Donnerstag präsentierte, sind alarmierend. Der Auftragsbestand der deutschen Werften betrug im vergangenen Jahr 9,7 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es noch deutlich mehr als zehn Milliarden Euro gewesen. Zeitgleich gibt es aber eine weltweit starke Nachfrage im Schiffbau mit einem Auftragsbestand von 124,4 Milliarden Tonnen an neuen Kapazitäten.

Chinas Werften hängen Schiffbau in Europa ab

Das Problem ist nur: Diese Nachfrage geht an Europa bisher größtenteils vorbei, wo der Auftragsbestand Ende 2023 nur rund acht Milliarden Tonnen betrug. Fragt man jetzt, wo die ganzen neuen Schiffskapazitäten entstehen, lohnt ein Blick nach China, wohin im vergangenen Jahr Auftragseingänge im Wert von 57,9 Milliarden Euro flossen. In Korea waren es knapp 27,5 Milliarden Euro, in Europa 8,2 Milliarden Euro.

Der Verband wirft der EU vor, das Problem verschlafen zu haben, und fordert eine maritime Industriestrategie für Europa. Eine Industriepolitik für die maritime Industrie habe die Europäische Kommission zuletzt 2013 vorgelegt. Doch seitdem sei die Welt nicht mehr dieselbe, heißt es in einem Papier des VSM. Verbandspräsident Harald Fassmer sagte. „Wir brauchen eine schiffbaupolitische Trendwende. Maritime Souveränität kann man nicht in China bestellen.“

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Einen Lichtblick gibt es: Im Moment legt der europäische Schiffbau gerade zu. So sind in den ersten vier Monaten dieses Jahres auf den Werften Auftragseingänge im Wert von 7,4 Milliarden Euro zu verzeichnen. Damit kommt man den 8,2 Milliarden Euro des vergangenen Jahres schon ziemlich nahe.