Hamburg. Erst Dänemark-Reise verdorben, dann kein Geld zurück: Kunden nennen Verhalten „unverschämt“. Was die Verbraucherzentrale Hamburg rät.
Die massenhafte und oft kurzfristige Stornierung von gebuchten Ferienhäusern in Dänemark durch den Anbieter Dancenter hat schon für erheblichen Ärger und Wirbel gesorgt – bei verhinderten Urlaubern aus Deutschland ebenso wie bei den Hausbesitzern in Dänemark. Doch nun taucht noch ein weiteres Problem geballt auf: In vielen Fällen hat Dancenter die im Voraus bezahlte Miete nicht erstattet, sondern den Kunden nur einen Gutschein ausgestellt, der auch noch befristet gültig ist.
Das hat den Unmut über das einst dänische Unternehmen, das seit 2019 zur Oyo Vacation Homes des indischen Milliardärs Ritesh Agarwal gehört, noch weiter gesteigert. „Einfach nur unverschämt“, schreibt Kundin Sophie auf der Bewertungsplattform Trustpilot. Zwei Wochen vor dem Urlaub habe Dancenter ihre Buchung ohne Begründung storniert: „Statt das Geld an uns zurückzuüberweisen, wurde lediglich ein Gutschein ausgestellt.“ Erst auf Anfrage habe sie ihr Geld nach neun Tagen zurückerhalten. Das Vorgehen von Dancenter sei „inakzeptabel“, so die Kundin.
Dancenter storniert Ferienhäuser und erzürnt Urlauber: „Unverschämte Frechheit“
Dem stimmte ein Kunde namens Peter zu: „Auch wir sind Opfer der neuen Stornierungsmasche von Dancenter. Einfach unsere Buchung storniert aufgrund von infrastrukturellen Problemen und dann Gutschein geschickt, ohne zu fragen“, schrieb er bei Trustpilot. Mehrere Mails mit der Aufforderung, das Geld zu erstatten, seien unbeantwortet geblieben, und im Dancenter-Büro in Blavand habe man auch nicht helfen können. Fazit des Kunden: „Vera…ung pur.“
Einem „Lars“ ist das sogar mehrfach widerfahren: Zwei von drei Buchungen innerhalb eines halben Jahres seien storniert worden. „In der E-Mail zum Storno heißt es weiter, man könne uns leider keinen Ersatz anbieten, stattdessen wurde ein Gutschein mit einem Jahr Gültigkeit ausgestellt. Was für eine unverschämte Frechheit!“ Erst platze der Urlaubstraum, dann müsse man sich bei geringerer Auswahl und zu höheren Preisen etwas Neues suchen. „Aber Dancenter lässt einen im Stich und klammert sich an das Geld, das ihnen nicht zusteht“, schreibt er und verspricht: „Bei diesem Anbieter buchen wir nie wieder!“
Urlauber frustriert: Erst Ferienhaus storniert, dann mit Gutschein abgespeist
Ähnliches schildern Kundinnen, die ihrerseits storniert haben, nachdem sie von dem Ärger mit dem Vermieter gelesen haben. Ihr sei das Risiko zu groß gewesen, „nach sechs Stunden Autofahrt mit einem Kleinkind vor verschlossener Tür zu stehen“, schreibt eine Lucilla. Daher habe sie schweren Herzens die Buchung rückgängig gemacht.
Ergebnis: „Dancenter stellte ungefragt anstatt der Rückzahlung daraufhin einen 2600-Euro-Gutschein aus, der auch nur ein Jahr gültig sein sollte.“ Erst nach einer bösen Mail und Drohung mit einem Anwalt habe das Unternehmen gezahlt.
![Der indische Milliardär und Besitzer der Ferienhausvermittlung Dancenter, Ritesh Agarwal, war Anfang Mai in Hamburg und stellte sich im Gespräch mit dem Abendblatt den Problemen. Der indische Milliardär und Besitzer der Ferienhausvermittlung Dancenter, Ritesh Agarwal, war Anfang Mai in Hamburg und stellte sich im Gespräch mit dem Abendblatt den Problemen.](https://img.sparknews.funkemedien.de/242303402/242303402_1715857357_v16_9_1200.jpeg)
Vollständig überprüfen lassen sich die Angaben zwar nicht. Aber viele Kunden versehen ihren Eintrag mit der Buchungsnummer, um die Echtheit der Angaben zu unterstreichen. Und Dancenter reagiert mittlerweile auf jeden Post, ohne dabei die Vorwürfe zu bestreiten.
Stattdessen immer wieder Sätze wie: „Wir bedauern, dass Ihre Erfahrung mit uns nicht positiv war, und möchten uns für die Unannehmlichkeiten entschuldigen.“ Oder: „Ihre Zufriedenheit ist für uns von größter Bedeutung, und wir sind bestrebt, die von Ihnen angesprochenen Probleme anzugehen.“ Mitunter wird auch darauf hingewiesen, dass die Erstattung mittlerweile unterwegs sei.
Indischer Besitzer über die Probleme bei Dancenter: Ziel war mehr Umsatz
In Dänemark gibt es mehr als 200.000 Ferienhäuser, von denen rund 40.000 vermietet werden. Sie sind alle in Privatbesitz und werden über große Vermittler wie Dancenter und Novasol oder Dutzende kleinere Anbieter vermietet. Allein Oyo Vacation Homes bietet über seine Marken Dancenter, Danland (Ferienparks) und Admiral Strand nach Angaben von Ritesh Agarwal rund 12.000 Unterkünfte in Dänemark an. Auch die Marken Belvilla und Traum Ferienwohnungen gehören zur Oyo-Gruppe.
Wie berichtet hatte Dancenter Ende 2023 angefangen, vor allem für die Nebensaison bis April auch Häuser anzubieten, die von den privaten Besitzern für diesen Zeitraum geblockt waren. Mit dem Programm namens „Smart Booking“ habe man für mehr Umsatz sorgen wollen, hatte Ritesh Agarwal im Gespräch mit dem Abendblatt freimütig eingeräumt und gesagt: „Die Idee war nicht schlecht, aber die Umsetzung hätte besser sein können.“
Dancenter räumt ein: Erstattungen der Ferienhausmiete gab es nur „auf Anfrage“
Das war schiefgelaufen: Wenn für ein geblocktes Haus eine Buchung einging, wurden die Besitzer informiert und gefragt, ob sie diese akzeptieren. Das taten jedoch nur die wenigsten. Agarwal zufolge lehnten 35 bis 40 Prozent der Besitzer die Buchungen ab, weitere 40 Prozent meldeten sich gar nicht zurück.
In beiden Fällen mussten die Buchungen storniert werden, im zweiten Fall oft sehr kurzfristig. Einige Urlauber schilderten, dass sie erst vor Ort in Dänemark von ihrem Pech erfahren hatten. Insgesamt waren mindestens Hunderte, vermutlich sogar Tausende Kunden betroffen.
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Auf Abendblatt-Anfrage räumte Dancenter nun ein, dass man den Gästen früher Gutscheine angeboten habe, um eine alternative Unterkunft im selben Zeitraum zu buchen oder diesen für zukünftige Aufenthalte zu verwenden: „Diese Gutscheine sind ab Ausstellungsdatum bis zu ein Jahr gültig“, heißt es. Man biete damit „zusätzlichen Komfort und Auswahlmöglichkeiten, insbesondere für diejenigen, die ihre Reisepläne verschieben möchten“. Bar-Erstattungen habe man nur „auf Anfrage“ gewährt.
Dancenter kündigt an: Künftig wird allen Kunden die Erstattung angeboten
Da vielen Kunden dieser „zusätzliche Komfort“ in Form eines Gutscheins nach all dem Ärger wie Hohn vorkam und es Proteste hagelte, schwenkte man bei Dancenter aber um: „Jetzt bieten wir Bar-Erstattungen für alle an“, teilte das Unternehmen mit. Aus Sicht von Julia Rehberg, Expertin der Verbraucherzentrale Hamburg, ist das auch geboten: „Wenn ein Vertrag rückabgewickelt wird, hat man als Kunde grundsätzlich Anspruch darauf, sein Geld zurückzuerhalten“, sagte sie dem Abendblatt.
Und was ist, wenn Reiseveranstalter oder Ferienhausvermittler ihre Kunden im Fall einer Stornierung mit Gutscheinen abspeisen wollen? „Versuchen kann man es ja“, so Rehberg, die auf aktuelle Beispiele in der Kreuzfahrtbranche verweist. Dort müssen viele Reedereien aufgrund der unsicheren Lage im Roten Meer aktuell ihre geplanten Fahrtrouten ändern und stellen ihren Kunden mitunter ebenfalls Gutscheine für andere Fahrten aus. „Das muss man als Kunde aber nicht hinnehmen“, so die Verbraucherschützerin.
Verbraucherzentrale Hamburg: Kunden haben ein Recht auf ihr Geld
Grundsätzlich dürfte so ein Vorgehen bei vielen Urlaubern eher auf Akzeptanz stoßen, wenn ihr Vertragspartner die Probleme nicht selbst verursacht hat – wie die Reedereien, die in die Wirren der Nahostkrise geraten sind. Dancenter dagegen hat sich den Schlamassel mit „Smart Booking“ selbst eingebrockt. Julia Rehberg rät daher: „Die Kunden sollten ihr Geld zurückfordern und dafür eine Frist setzen.“ Angemessen seien 14 Tage.
Der Wirbel um Dancenter hat der Nachfrage nach Urlaub in Dänemark bislang offenbar nicht geschadet. Wenn an diesem Sonnabend in Hamburg und vielen anderen Bundesländern die Pfingstferien beginnen, sind fast 90 Prozent der dänischen Ferienhäuser vermietet.