Hamburg. Handelsschifffahrt nimmt längeren Seeweg in Kauf. Das kostet Geld. Doch es gibt einen anderen Effekt, der die Kasse der Reederei füllt.

Beim dänischen Reedereikonzern Maersk laufen die Geschäfte gut. Wie das Unternehmen bekannt gab, hat es im ersten Quartal 2024 eine starke Gewinnerholung im Vergleich zum vierten Quartal 2023 verzeichnet. Die Erholung war so deutlich, dass Maersk das untere Ende seiner Prognosenspanne fürs Gesamtjahr angehoben hat.

Das Unternehmen erwartet nun einen Verlust zwischen minus zwei und null Milliarden US-Dollar (Ebit, Ergebnis vor Zinsen und Steuern) für 2024. Zuvor war ein Minus von bis zu fünf Milliarden Dollar erwartet worden. Als Grund für den prognostizierten Verlust verweist Maersk auf die möglichen Überkapazitäten an Schiffsraum, weil viele bestellte Frachter in diesem Jahr von den Werften ausgeliefert werden.

Rebellenangriffe: Reederei Maersk verdient dadurch mehr Geld

Für die derzeitige Erholung des Geschäfts nennen die Dänen drei Ursachen, von denen die dritte einigermaßen kurios ist: Erstens ist die Nachfrage nach Containertransporten stark gewachsen. Zweitens wurde das Ergebnis durch Gewinne im Umschlagsgeschäft an den firmeneigenen Hafenterminals positiv beeinflusst. Und drittens macht sich die anhaltende Krise im Roten Meer für Maersk bezahlt.

Wie berichtet, wird die Schifffahrt im Roten Meer dadurch erschwert, dass es immer wieder zu Überfällen von Huthi-Rebellen aus dem Jemen kommt, die Handelsschiffe mit Drohnen und Raketen angreifen. Wie die meisten Reedereien hat auch Maersk reagiert und meidet inzwischen den kurzen Seeweg zwischen Europa und Asien durch das Rote Meer und den Suezkanal.

Positiver Effekt hält nicht lange an

Stattdessen fahren die Frachter um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung herum. Die längere Strecke und Transportdauer führen zu einer Verknappung der Kapazitäten und verursachen zusätzliche Kosten, die sich die Reedereien aber gut entlohnen lassen. So sind die Frachtraten extrem angestiegen und füllen die Kassen von Maersk & Co.

Der Öltanker „Marlin Luanda“ brennt nach einem Angriff der Huthi-Rebellen im Roten Meer.
Der Öltanker „Marlin Luanda“ brennt nach einem Angriff der Huthi-Rebellen im Roten Meer. © DPA Images | ---

Der Konzern geht davon aus, dass dieser positive Effekt „bis weit in die zweite Jahreshälfte“ anhalten wird, wie Vorstandschef Vincent Clerc erklärte. Der Effekt wird die Branche aber wohl nicht übers Jahr retten, denn Clerc sagte auch: „Wir gehen jedoch auch davon aus, dass die hohe Anzahl neuer Schiffe, die in diesem und im nächsten Jahr ausgeliefert werden, diese Faktoren schließlich ausgleichen und das Ocean-Geschäft (Seefrachtgeschäft) erneut unter Druck setzen werden.“

Maersk muss Kosten senken

Wie reagiert Maersk darauf? So, wie alle Redereien es tun, das Unternehmen spart. „Wir setzen weiterhin ehrgeizig unseren Fokus auf die Kosten mit dem Ziel, diese im Ocean-Bereich, die mit den Störungen im Roten Meer zu tun haben, weiter zu senken“, so Clerc. Das kann die Reederei im Wesentlichen dadurch erreichen, dass sie das Fahrttempo der Schiffe drosselt. Das macht zwar die Seereisen noch länger, reduziert aber den Treibstoffverbrauch und senkt so die Ausgaben dafür.

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Haben die Seetransporte und das Terminalgeschäft im ersten Quartal den Erwartungen der Maersk-Führung entsprochen, ist das Ergebnis der Logistik-Sparte nicht zufriedenstellend. Zwar verzeichnete auch sie ein deutliches Mengenwachstum, aber die Marge blieb auf einem unbefriedigenden Niveau, wie Maersk erklärte. Grund hierfür seien eine zu geringe Auslastung einiger Logistikzentren gewesen sowie kurzfristige Herausforderungen bei der Umsetzung neuer Kundenverträge im Landlogistikgeschäft in Nordamerika. Maersk hatte in den vergangenen zwei Jahren erheblich ins Logistikgeschäft investiert.