Hamburg. Die Immobilienkrise setzt den Maklern in der Stadt zu. Wie viele bereits aufgegeben haben und was der Branche jetzt Hoffnung macht.
Die Insolvenz des bekannten MaklerunternehmensVon Bülow & Cie aus Nienstedten ist kein Einzelfall: Seit Beginn der Immobilienkrise vor gut zwei Jahren mussten in Hamburg und den angrenzenden Ländern bereits fünf weitere Makler diesen schweren Gang antreten. Das teilte der Immobilienverband Deutschland Region Nord (IVD Nord) auf Abendblatt-Anfrage bezogen auf seine Mitglieder mit. Die Vorstandsvorsitzende Anika Schönfeldt-Schulz betonte allerdings: „Gemessen an unseren 1400 Mitgliedsunternehmen ist das eine geringe Zahl.“
Zu dem konkreten Fall könne sie zwar nichts sagen, aber generell gelte: „Für viele Unternehmen im Maklerbereich ist die Kostenstruktur derzeit schwierig, da sie deutlich weniger Einnahmen haben“, so Schönfeldt-Schulz. Die Höhe des Immobilientransaktionsvolumens sei allein im Jahr 2023 in Deutschland um rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr (in Hamburg um etwa 27 Prozent) zurückgegangen, zudem sei das Volumen pro Transaktion gesunken.
„Gleichzeitig sind die Kosten gestiegen: Auch Makler müssen mehr für Miete, Personal oder Immobilienanzeigen ausgeben. Zudem müssen wir deutlich mehr Aufwand betreiben, um eine Immobilie erfolgreich vermitteln zu können.“
Vorsitzende des Makler-Verbands IVD Nord: „Es geht wieder bergauf“
Allerdings spürten viele Unternehmen langsam wieder eine Belebung des Marktes: „Es gibt wieder mehr Interesse an Immobilien, auch wegen der sinkenden Finanzierungskosten und der teilweise noch rückläufigen Preise“, so Schönfeldt-Schulz. „Dass die Zinsen im Mittel nur noch bei circa 3,5 statt zuvor 4,5 Prozent liegen, merken wir. Die Talsohle dürfte langsam durchschritten sein, es geht wieder bergauf.“
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Wie berichtet, ist einer Mitteilung des Amtsgerichts Hamburg zufolge über das Vermögen der von Bülow& Cie Immobilien GmbH & Co. KG mit Sitz an der Elbchaussee am 17. April wegen „Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“ das Insolvenzverfahren eröffnet worden.
Das Unternehmen, dessen Schwerpunkt nach eigenen Angaben „sowohl in der Vermarktung von hochwertigen Immobilien in den Elbvororten und rund um die Alster als auch bei der Vermittlung von Gewerbeobjekten und Wohnanlagen im gesamten Bundesgebiet“ liegt, werde gesetzlich vertreten durch die v. Bülow Immobilien GmbH als persönlich haftende Gesellschafterin, diese wiederum durch den Geschäftsführer Freiherr Hilmer von Bülow.
Bekannter Makler insolvent: Gläubiger können Forderungen anmelden
Zum Insolvenzverwalter wurde der Hamburger Rechtsanwalt Ulrich Rosenkranz aus der Kanzlei BRRS Rechtsanwälte ernannt. Dieser gab sich auf Abendblatt-Anfrage bedeckt: Zu den Gründen der Insolvenz sowie der Perspektive für das Unternehmen und seiner Mitarbeiter könne er zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen. Gläubiger des Nienstedter Maklers sind nun aufgerufen, ihre Forderungen bis zum 3. Juni beim Insolvenzverwalter anzumelden.