Hamburg. Der aus Abfällen erzeugte Kraftstoff geht zunächst an Spediteure. Bald soll es ihn auch an Tankstellen geben. Was Umweltschützer sagen.

Ein neuartiger Diesel-Kraftstoff, den Shell Deutschland mit Sitz in Hamburg jetzt auf den Markt bringt, soll bei der Erzeugung und Nutzung bis zu 90 Prozent weniger klimaschädliche CO₂-Emissionen verursachen als herkömmlicher Diesel. Der aus Abfall- und Reststoffen wie etwa gebrauchtem Speiseöl oder tierischen Fetten erzeugte Kraftstoff mit der Bezeichnung „Shell Renewable Diesel“ wird nach Angaben des Unternehmens zunächst an „Geschäftskunden im Mobilitätssektor“ abgegeben. Damit könne man einen „wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung des Transportsektors leisten“, heißt es.

Entscheidend für die Markteinführung war eine Gesetzesänderung. „Damit können wir das innovative Produkt jetzt ohnedie bisher erforderlichen komplizierten Ausnahmegenehmigungen unseren Geschäftspartnern sowohl im Bergbau, der Land- und Forstwirtschaft als jetzt auch in der Logistik für die Straße anbieten und ihnen damit helfen, ihren CO₂ -Fußabdruck zu reduzieren“, erklärt Dirk Abend, bei Shell verantwortlich für den Verkauf von Treibstoffen an kommerzielle Nutzer in Deutschland, Österreich und in der Schweiz.

Auch an Shell-Tankstellen soll es den neuen Dieselkraftstoff bald geben

Zudem sollen Kunden, die die „Shell Card“ besitzen, den neuen Diesel bald auch an ausgewählten öffentlichen Shell-Tankstellen in Deutschland tanken können. In anderen europäischen Ländern wie den Niederlanden, Belgien und in Skandinavien bietet das Unternehmen solchen Kraftstoff – ebenso wie auch Wettbewerber – bereits seit Längerem an Tankstellen an. Erkenntnissen des Bundesverbands freier Tankstellen (BfT) zufolge ist er dort 15 bis 20 Cent pro Liter teurer als fossiler Diesel.

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Nach Angaben von Shell kann der CO₂-arme Treibstoff „problemlos in neuen sowie älteren Dieselfahrzeugen eingesetzt werden“, eine Umrüstung sei nicht erforderlich. Nachdem Shell bereits seit 2013 seinen Geschäftskunden für Anwendungen im Bau, in der Landwirtschaft und der Schifffahrt über Markenpartner den aus Erdgas hergestellten Diesel „Shell GTL Fuel“ anbietet, ist dies nun auch für „Shell Renewable Diesel“ möglich.

Von der Naturschutzorganisation BUND heißt es zu den neuen HVO-Kraftstoffen („Hydrotreated Vegetable Oil“, englisch für „hydriertes Pflanzenöl“), sie böten eine bessere Ökobilanz als herkömmlicher Biodiesel. So müssten keine Pflanzen unter Düngemittel- und Pestizideinsatz in Monokulturen angebaut werden. Doch die verfügbaren Abfälle würden nicht ausreichen, um den Dieselbedarf zu decken, außerdem könne der Klimanutzen durch Verwendung dieser Abfälle in anderen Bereichen höher ausfallen.