Hamburg. Die Sicherheitskontrolle wird geschlossen. Bei Lufthansa droht nun auch der Tarifkonflikt mit den Flugbegleitern zu eskalieren.
- Ein Warnstreik des Lufthansa-Bodenpersonals legt den Flugbetrieb am Hamburg Airport weitgehend lahm.
- Alle Abflüge und viele Ankünfte fallen am Donnerstag aus.
- Nun droht auch beim Kabinenpersonal ein Streik.
Der Flughafen Hamburg wird zum Ende der Woche gleich von zwei Seiten von einem Warnstreik betroffen sein. Nachdem die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di am Montag das Bodenpersonal der Lufthansa zur Arbeitsniederlegung aufgefordert hatte, schickt sie nun eine weitere Berufsgruppe in den Ausstand.
Die Beschäftigten der Sicherheitskontrolle sollen an den Flughäfen in Hamburg und Frankfurt am Donnerstag die Arbeit niederlegen, teilte Ver.di am Dienstagnachmittag mit. Der Flughafen Hamburg reagierte rund zwei Stunden später.
Flughafen Hamburg: Warnstreik – alle Abflüge und viele Ankünfte fallen aus
Die zentrale Sicherheitskontrolle müsse wie bei dem vorherigen Warnstreik der Luftsicherheitsassistenten am 1. Februar ganztägig geschlossen bleiben, teilte der Airport mit. Alle 141 Abflüge müssten gestrichen werden oder fänden ohne Passagiere statt. Auch bei den Ankünften seien Flugstreichungen oder Verspätungen zu erwarten. Am Donnerstagmorgen wurden auf der Homepage des Flughafens 34 Ankünfte des Tages als gecancelt markiert.
Betroffene Fluggäste sollten ihre Fluggesellschaft oder ihren Reiseveranstalter kontaktieren. Ursprünglich waren für Donnerstag 284 Flüge von und nach Fuhlsbüttel mit 36.000 Passagieren geplant. Um die ausgefallenen Flüge zu kompensieren, sei mit zahlreichen Umbuchungen auf Freitag und die nachfolgenden Tage zu rechnen. Für Freitag waren 139 Starts und 138 Landungen geplant. Die Flüge werden wohl stark ausgelastet sein, hieß es. Je 15 Starts und Landungen waren am Donnerstagmorgen bereits als gestrichen markiert.
Nun droht auch in der Kabine der Lufthansa ein Streik
Das Bodenpersonal der Lufthansa soll konzernweit sogar von Donnerstag bis Sonnabend früh in den passagiernahen Bereichen in den Warnstreik treten. Mehr als 200.000 Passagiere sind laut der Airline betroffen. In Hamburg standen damit schon vor dem Ausstand der Sicherheitskontrolleure rund 100 Flüge von und nach Frankfurt und München der Kranich-Linie an diesen Tagen auf dem Spiel. Ein Großteil von ihnen ist bisher als gestrichen auf der Flughafen-Homepage gekennzeichnet.
In den nächsten Wochen dürfte zudem ein weiterer Tarifkonflikt in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Laut der Flugbegleitergewerkschaft UFO votierten in einer Urabstimmung mehr als 96 Prozent der Mitglieder für Streiks bei der Lufthansa. Damit werden wohl bald die Stewardessen und Stewards bei der Kranich-Linie die Arbeit niederlegen. UFO will nun weitere Schritte bewerten und verschiedene Streikszenarien prüfen, um dann „in Kürze“ darüber zu informieren.
Ver.di kritisiert Angebot der Arbeitgeber als „unzureichend“
Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation fordert für die Beschäftigten vor allem eine Erhöhung der Gehaltsstufen um 15 Prozent, die Zahlung der Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro sowie die Erhöhung von Funktionszulagen für Führungskräfte. Die Gewerkschaft strebt dabei eine Laufzeit von 18 Monaten an. Lufthansa habe nach 14 Verhandlungstagen aber nur die Hälfte der Inflationsprämie und gut drei Prozent jährliche Lohnsteigerung angeboten, so UFO.
Ver.di führt sowohl für die Luftsicherheitskräfte als auch das Bodenpersonal der Lufthansa Tarifverhandlungen. „Die Arbeitgeber hatten zuletzt zwar ein verbessertes, aber weiter unzureichendes Angebot vorgelegt. So kommen wir nicht zueinander“, sagte Wolfgang Pieper, der bei Ver.di bundesweit Verhandlungsführer für die Sicherheitskontrolleure ist.
Ver.di fordert 2,80 Euro mehr pro Stunde – geboten werden 2,70 Euro, aber …
Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Stundenlöhne um 2,80 Euro. Das letzte Angebot der Arbeitgeber über eine Anhebung der Stundenlöhne sei unzureichend gewesen, so Ver.di. Demnach sollten die Stundenlöhne in drei Schritten und mit zwei Leermonaten zum 1. März 2024 um 1,20 Euro und zum 1. Oktober 2024 um 0,75 Euro ansteigen.
- Flughafen Hamburg: Für diese attraktiven Direktziele ist Hannover eine Alternative
- Airbus: Erste reine A380-Fluglinie ist erfolgreich gestartet
- Airbus sucht Komparsen für Test-Evakuierung eines Flugzeugs: Wer teilnehmen kann
Der dritte Schritt sei zum 1. April 2025 mit weiteren 75 Cent vorgesehen gewesen. Die Tariflaufzeit sollte den Angaben nach bei 24 Monaten liegen. „Das ist nach zwei Jahren weniger, als wir für ein Jahr gefordert haben. Das reicht nicht“, sagte Pieper. Am 20. März soll erneut mit den Arbeitgebern verhandelt werden. In Hamburg führen die Sicherheitskontrollen Angestellte des Dienstleisters FraSec im Auftrag der Bundespolizei durch.
GDL-Streik sorgt am Donnerstag bei Reisenden für ein weiteres Problem
Deutliche Kritik an dem Vorgehen der Gewerkschaft kommt vom Flughafen Hamburg. „Dieser erneute Ver.di-Streik ist unfair, weil er Unbeteiligte mit voller Härte trifft“, sagte der stellvertretende Pressesprecher Philipp Wolf. Neben Tausenden Reisenden seien dies auch andere, die mit diesem Tarifkonflikt nichts zu tun hätten. „Das sind die vielen Dienstleister hier am Standort, wie die Taxifahrerinnen und -fahrer, oder auch der Flughafen selbst – keiner von uns sitzt mit am Verhandlungstisch“, so Wolf.
Für die Reisenden ergibt sich am Donnerstag noch ein weiteres Problem. Denn die Lokführergewerkschaft GDL bestreikt auch die Deutsche Bahn von 2 Uhr morgens bis Freitag um 13 Uhr. Ein Ausweichen auf die Schiene dürfte somit auch nicht möglich sein.