Hamburg. Haspa feiert Richtfest für ihr Azubi-Wohnheim. Das steht auch dem Nachwuchs anderer Firmen offen. Stadt fördert weitere Neubauten.

Bei dem Wort „Yul“ denken die Älteren wohl zuerst an den Hollywoodstar mit Nachnamen Brynner, Teil der legendären „Glorreichen Sieben“. Auch wenn diese Assoziation wohl nicht geplant war: „Yul“ klingt in jedem Fall cooler als „Azubi-Wohnheim“. Und daher nennt die Hamburger Sparkasse ihr neues Wohnheim am Alsenplatz in Altona jetzt lieber „YUL YoungUrbanLiving by Haspa“. Am Freitag war Richtfest.

In dem fünfstöckigen Neubau, der von außen begrünt werden soll, entstehen 70 Appartements für insgesamt 144 Bewohner. Die Einheiten sind 40 oder 65 Quadratmeter groß, für zwei bis drei Personen ausgelegt und „komfortabel und modern eingerichtet“, so die Haspa. Es gibt Gemeinschaftsflächen mit Küche, Billard- und Kickertisch, und die Dachterrasse biete „Raum für Urban Gardening, Bienenstöcke und Barbecues“. Klingt auch cool.

Für 235 Euro Miete in Hamburg wohnen – städtische Förderung macht es möglich

Die Grundmiete pro Person soll dank finanzieller Förderung durch die städtische Investitions- und Förderbank (IFB) bei 235 Euro im Monat plus Nebenkosten liegen. Für den ersten Jahrgang ihrer Azubis, der im Sommer einziehen soll, werde die Sparkasse sogar 50 Prozent der Grundmiete übernehmen – damit wird Wohnen in Hamburg für sie also zum Schnäppchen. Und genau das soll es auch, denn ohne solche Angebote wird es für viele Unternehmen immer schwieriger, Nachwuchs anzulocken.

Haspa-Chef Harald Vogelsang (M.) spricht beim Richtfest für das künftige Wohnheim am Alsenplatz. Bauunternehmer Stefan Wulff (ganz links), Finanzsenator Andreas Dressel (2.v.l.) und zwei Handwerker hören zu.
Haspa-Chef Harald Vogelsang (M.) spricht beim Richtfest für das künftige Wohnheim am Alsenplatz. Bauunternehmer Stefan Wulff (ganz links), Finanzsenator Andreas Dressel (2.v.l.) und zwei Handwerker hören zu. © Funke Foto Service | Roland Magunia

„Wir brauchen junge Talente. Als attraktiver Arbeitgeber wollen wir dabei unterstützen, dass sie es sich auch leisten können, nach Hamburg zu ziehen“, sagte Haspa-Vorstandssprecher Harald Vogelsang. Mehr als die Hälfte der angehenden Azubis komme aus anderen Bundesländern, und oft würden sie sogar ihren unterschriebenen Ausbildungsvertrag wieder auflösen. Die Begründung sei „immer dieselbe“, so Vogelsang: „Wir können uns das Wohnen in Hamburg nicht leisten.“ Daher habe man sich schon vor etlichen Jahren entschieden, selbst bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Haspa-Wohnheim: Anwohner protestierten gegen die Bebauung des Alsenplatzes

Ein zentral gelegenes Grundstück, von dem aus alle Haspa-Filialen gut zu erreichen sind, war mithilfe der Stadt schnell gefunden. Dennoch zog sich das 22-Millionen-Euro-Projekt länger hin als geplant: Erst versuchten Anwohner die Bebauung des Alsenplatzes zu verhindern – einige Protestplakate („Ohne Bäume keine Träume“) hängen heute noch an den Balkonen –, während sich Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) für das Projekt einsetzte. Dann wurden beim Bau unterirdische Leitungen gefunden, wo keine sein sollten. Doch nun geht es zügig voran.

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Betreiberin des Wohnheims wird die Stiftung Azubiwerk Hamburg, die schon Einrichtungen in Wandsbek, Harburg und im Münzviertel betreibt. Für das „YUL“ führt sie bereits eine lange Warteliste, die grundsätzlich auch dem Nachwuchs anderer Unternehmen offen steht. Die Haspa will im ersten Schritt 50 eigene Azubis dort unterbringen, wie Chiana Kruse und Maybritt Schomann.

Die beiden jungen Frauen beginnen im Spätsommer ihre Ausbildung bei der Sparkasse und bezeichneten das Wohnungsangebot als echtes Pfund: „Für mich war das ein ausschlaggebender Punkt bei der Bewerbung“, sagte Maybritt Schomann beim Richtfest. Die 18-Jährige kommt aus der Nähe von Lübeck und muss also zwingend nach Hamburg umziehen. Für Chiana Kruse wäre der Weg aus Holm im Kreis Pinneberg zwar nicht ganz so weit gewesen, aber das tägliche Pendeln kam für sie nicht infrage. „Ich muss schon zur Schule nach Norderstedt fahren und habe mir vorgenommen, das während der Ausbildung nicht mehr zu machen.“

Die zukünftigen Haspa-Auszubildenden Chiana Kruse (l.) und Maybritt Schomann vor dem künftigen Azubi-Wohnheim „YUL“. Beide hoffen, dort einziehen zu können.
Die zukünftigen Haspa-Auszubildenden Chiana Kruse (l.) und Maybritt Schomann vor dem künftigen Azubi-Wohnheim „YUL“. Beide hoffen, dort einziehen zu können. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Wie berichtet, denken viele Unternehmen wie die Hochbahn oder das UKE darüber nach, ihr Angebot an Werkswohnungen oder Wohnheimplätzen auszubauen. Andere überlegen, in das Geschäft einzusteigen – zum Beispiel das Bauunternehmen Otto Wulff, das das „YUL“ errichtet. „Wir brauchen viel mehr solcher Projekte“, sagte dessen Geschäftsführer Stefan Wulff beim Richtfest und verriet: „Wir beschäftigen uns auch damit.“

Andreas Dressel: Auch die Stadt will bezahlbaren Wohnraum in Hamburg schaffen

Das wird bei der Stadt gern gesehen. „Bezahlbarer Wohnraum für Auszubildende und Studierende ist eine gemeinsame Herausforderung für Stadt und Wirtschaft“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). „Dass die Haspa hierzu jetzt einen maßgeblichen Beitrag leistet, ist vorbildlich.“ Wer dem Beispiel folgen wolle, könne auf Unterstützung der Stadt setzen. Die ist ihrerseits auch aktiv und hat gerade ein Grundstück in Borgfelde ausgeschrieben, auf dem ein weiteres Azubi-Wohnheim entstehen soll.