Hamburg. Auch große Hamburger Adressen auf der Liste der Gläubiger. Versicherung Signal Iduna liegt ganz vorne. Montag Gläubigerversammlung.

Die Insolvenz der Signa Prime und Signa Development zieht immer weitere Kreise. Nach dem Baustopp auf verschiedenen Großbaustellen, darunter der Elbtower und die Gänsemarkt-Passage, und der Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof wachsen die Sorgen bei den Geldgebern. Denn immer fraglicher ist, wie viel sie von ihrem Kapital und Krediten wiedersehen. Am Montag trafen sich die Gläubiger in Wien.

Laut einer Liste der Verbindlichkeiten des Unternehmensgeflechts von René Benko, die der „Bild“ vorliegt, finden sich mehrere große Hamburger Adressen unter den Gläubigern, die insgesamt mehr als 14 Milliarden Euro fordern.

Ganz oben steht die Versicherung Signal Iduna mit Forderungen in Höhe von 912,5 Millionen Euro. Dort wollte man die Zahlen nicht bestätigen, betont aber: „Insgesamt erwarten wir auch nach der Insolvenz einiger Signa-Gesellschaften für unsere dortigen Engagements keine wesentlichen Kreditausfälle“, so Sprecher Thomas Wedrich.

Internationale Auswirkungen der Insolvenz

„Wenn es im denkbaren Rahmen tatsächlich zu Ausfällen bei einzelnen Engagements käme, werden diese den Gesamtüberschuss der Signal Iduna Gruppe nur wenig reduzieren. Es handelt sich um beherrschbare Risiken“, so Wedrich weiter. Die Versichertengelder kämen dadurch nicht in Gefahr.

Als nächstgrößte Signa-Gläubiger folgen die britische San Simeoin Investments Limited mit 884,5 Millionen Euro und die österreichische Raiffeisen Bank International AG mit 755,5 Millionen Euro. Auf den weiteren Plätzen finden sich die Munich Re mit 700 Millionen Euro und das Schweizer Bankhaus Julius Bär mit 628 Millionen Euro.

Signa-Insolvenz: Auch die HCOB und die Hanse-Merkur zählen zu den Gläubigern

Auf der Liste tauchen noch weitere Hamburger Namen auf: Die Hanse-Merkur hat demnach Forderungen in Höhe von 15 Millionen Euro, die Hamburg Commercial Bank (HCOB), immerhin einer der vorgesehenen Ankermieter im Elbtower, steht auf der Liste sogar mit 141,95 Millionen Euro.

Forderungen in Höhe von sechs Millionen Euro hat die HWS Immobilien und Vermögen GmbH der Hamburger Brüder Maximilian und Moritz Schommartz.

Aber auch Namen stehen auf der Liste, die man nicht unbedingt als Finanziers von Benkos Signa vermutet hätte wie die Volksbank Seesen mit 4,3 Millionen Euro oder die Sparkasse Südwestpfalz mit fünf Millionen. Auffällig: Abgesehen von der HCOB findet sich kein Hamburger Bankhaus auf der Liste.

Nun treffen sich die Signa-Gläubiger in Wien

Am Montag um 13 Uhr begann am Insolvenzgericht in Wien die Gläubigerversammlung der Signa Prime, der die wertvollsten Immobilien der von René Benko gegründeten Gruppe gehören. Zwei Stunden später trafen sich die Gläubiger des Schwesterunternehmens Signa Development, die für die Immobilienentwicklung zuständig ist.

Zuvor hatte der Sanierer und Signa-Vorstand Erhard Grossnigg betont, die Prime Selection AG und Development AG benötigten rund 350 Millionen Euro von ihren Investoren. Nach Angaben des größten österreichischen Gläubigerschutzverbandes KSV1870 ist kurz- bis mittelfristig eine Geldspritze zwischen 300 Millionen und 500 Millionen Euro nötig. Mit Immobilienverkäufen könnte die Summe deutlich reduziert werden.

Ohne Finanzierungszusagen wird es für die Signa bald eng

Sollten die nötigen Finanzierungszusagen nicht beisammen haben, „könnte es Schlag auf Schlag gehen, könnte es sein, dass in der Folge die gesamte Gruppe zusammenbricht“, zitierte der österreichische „Standard“ Gerald Weinhofer, Chef der Creditreform, im Vorwege der Gläubigerversammlung. Er sprach von einer „Art D-Day für die Signa-Gruppe“.

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So dramatisch wurde es dann nicht: Am Montagnachmittag nach der Prime-Gläubigerversammlung ließ der Sanierungsverwalter wissen, dass die laufende Finanzierung des operativen Betriebs laut vorgelegtem Finanzplan gesichert sei. „Der weiteren Unternehmensfortführung der Signa Prime Selection AG sowie dem Abschluss eines Sanierungsplanes stehen nach derzeitigem Kenntnisstand keine unüberwindlichen Hindernisse entgegen“, so Verwalter Norbert Abel. „Im Interesse der Gläubiger gilt der Grundsatz: Unternehmenssanierung vor Zerschlagung“. Es gibt also Aufschub.

Grossnigg stößt bislang auf verhaltenes Interesse bei den Bestandsinvestoren. Zudem laufen die Interessen der Anteilseigner und der Gläubiger auseinander. So fürchten manche Gläubiger, einen Großteil ihrer Forderungen abschreiben zu müssen, während die Investoren am Ende damit einen guten Schnitt machen. Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung liegt die Mindestquote für die Gläubiger bei 30 Prozent, ohne Eigenverwaltung sind es nur noch 20 Prozent der Forderungen..