Hamburg. Ernüchternde Bilanz für 2023. Auch für den Jahresstart fällt die Prognose nicht gut aus. Was dahintersteckt, was Hoffnung macht.
Die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg hat im vergangenen Jahr deutlich zugelegt – und dieser Trend dürfte auch im Januar anhalten. Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit lag 2023 bei 80.806 und damit 7000 oder 9,5 Prozent über dem Jahresdurchschnitt 2022 mit 73.800, wie die Arbeitsagentur am Mittwoch mitteilte.
Im Dezember legte die Zahl der Arbeitslosen nur noch geringfügig zum Vormonat um 82 Personen auf 82.805 zu. Zum Dezember 2022 betrug der Anstieg allerdings 10,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt damit seit fünf Monaten bei 7,6 Prozent, das sind 0,7 Prozentpunkte über der Quote von Dezember 2022.
Zahl der Arbeitslosen in Hamburg steigt deutlich – die Gründe
„Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Jahr 2023 unterschied sich deutlich von vorherigen Jahren“, sagte der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Sönke Fock, am Mittwoch. Die Wirtschaft sei im Jahr 2023 nicht gewachsen. Der übliche starke Rückgang um mehrere Tausend Arbeitslose im Frühjahr und auch im Herbst der vergangenen Jahre sei 2023 „leider vollständig ausgeblieben“.
Als einen weiteren Grund für die hohen Zahlen sieht Fock Geflüchtete aus der Ukraine, die sich zum Teil noch in Sprachkursen befinden und noch nicht arbeiten gehen können. Doch es sei ein „Integrationsfortschritt“ erkennbar, so Fock. Dieser zeige sich im Anteil der Geflüchteten aus der Ukraine, die ihre Arbeitslosigkeit beenden konnten oder einen Minijob haben und Leistungen vom Arbeitsamt lediglich ergänzend beziehen.
Arbeitslose in Hamburg: „Integrationsfortschritt“ bei Geflüchteten aus der Ukraine
Rund 6000 Menschen aus der Ukraine hätten bislang ihren Sprachkursus beendet und seien auf Jobsuche, etwa 6000 weitere seien sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Weitere 6000 befänden sich derzeit noch in Sprachkursen, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziert.
Erfreut zeigte sich Fock über einen „enormen Beschäftigungszuwachs“ im Jahr 2023. „Wir haben mit 1,08 Millionen Menschen einen Spitzenwert an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hamburg erreicht – und das bei einem höheren Arbeitslosenniveau und einer schwächeren Konjunktur“, so Fock.
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Ursächlich dafür sei einerseits das größere Arbeitskräfteangebot durch Zuwanderung und zum anderen der demografische Wandel: Viele Arbeitskräfte aus geburtenstarken Jahrgängen gehen in den kommenden Jahren in Rente. So bestehe trotz schwacher Konjunktur in Unternehmen der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften.
Im Jahr 2023 verloren mit 74.109 Menschen rund 1,9 Prozent mehr Hamburgerinnen und Hamburger ihren Job als im Vorjahr. Gleichzeitig konnten 2023 ähnlich viele Arbeitslose wie im Vorjahr einen neuen Job finden. Und das trotz des geringeren Angebots an offenen Stellen: Insgesamt 27.368 neue Jobs wurden 2023 zur Besetzung gemeldet. Das waren 3218 Stellen oder 10,5 Prozent weniger als im Vorjahr.
Beschäftigungszuwachs 2023 – die Prognose für 2024
Die Prognose für das Jahr 2024 ist allerdings eher ernüchternd: „Im Januar rechne ich mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Größenordnung zwischen vier- und sechstausend Personen“, sagte Fock. Das sei vor dem Hintergrund der hohen Gesamtbeschäftigung in Hamburg eine relativ kleine Zahl. Doch die erfolgreiche Arbeitssuche sei „alles andere als ein Selbstläufer“.