Hamburg. Eurowings-Passagiere am Flughafen Hamburg machten zuletzt schlechte Erfahrungen. So viel kassieren die Airlines für Tiere im Jet.
Rund 105.000 Hunde sind in Hamburg registriert. Auch ihre Besitzerinnen und Besitzer wollen im Urlaub verreisen, nicht wenige mit dem Flugzeug. So nimmt die Lufthansa nach Angaben des Reiseportals fvw.de jährlich mehr als 100.000 Hunde und Katzen in ihren Jets mit. Doch beim Fliegen mit dem Vierbeiner kann man auf unerwartete Schwierigkeiten stoßen, wie Andreas Keller *) aus Sasel erfahren musste.
Er ist im Juli mit Eurowings nach Mallorca geflogen und hatte seinen Havaneser von sieben Kilogramm Gewicht dabei – in einer Tasche, in der der Hund schon mehrfach zuvor in der Kabine mit Eurowings gereist sei. „Doch beim Check-in erklärte man uns, dass diese Hundetasche zu klein ist“, so Keller. „Wir könnten am Ticketschalter eine von Eurowings akzeptierte Tasche für 70 Euro kaufen. Wenn wir das nicht wollten, müsse der Hund in Hamburg bleiben“, denn die Möglichkeit einer Mitnahme im Frachtraum ist bei Eurowings nicht vorgesehen. Nach den Bestimmungen der Fluggesellschaft muss der Hund in der Transporttasche „in einer natürlichen Haltung sitzen, stehen, sich umdrehen und hinlegen“ können.
Keller entschied sich für die neue Tasche. „Der Hund wollte da natürlich nicht rein, weil er die Tasche nicht kannte.“ Nachdem das Tier sich schließlich doch dazu bringen ließ, den neuen Transportbehälter zu akzeptieren, vermaß Keller am Urlaubsort die Tasche. „Dabei mussten wir feststellen, dass sie nicht den eigenen Eurowings-Vorgaben entsprach.“ Sie war 54 Zentimeter lang, 40 Zentimeter hoch und 30 Zentimeter breit, während Eurowings maximal eine Breite von 23 Zentimetern zulässt. Keller hat daher den Verdacht, Eurowings schiebe den Tierschutz nur vor, „um abzukassieren“.
Flughafen Hamburg: Fliegen mit Hund kann richtig teuer werden
Nach Angaben von Eurowings werden vom Abfertigungsdienstleister in Hamburg Transporttaschen angeboten, weil „bei Überprüfung der Richtlinien häufig festgestellt wird, dass das Tier zu groß für die Tasche ist, die Tasche aber nicht die Maximalmaße hat“, wie ein Sprecher der Fluggesellschaft erklärte. Kein Gast sei verpflichtet, eine Tasche zu kaufen, an deren Umsatz Eurowings auch nicht beteiligt sei, „aber die Option, dies machen zu können, hat schon manche Urlaubsreise ab Hamburg gerettet.“ Gerade im geschilderten Fall sei „im Sinne des Kunden und des Tierwohls“ die Beförderung ermöglicht worden.
„Wir transportieren jedes Jahr eine große Anzahl von Tieren in der Kabine, und in 99 Prozent der Fälle läuft das reibungslos – auch dank der guten Vorbereitung der Halter, die sich genau über die Reisebestimmungen informieren“, sagte der Eurowings-Sprecher. Dabei ist Keller nicht der einzige Hundebesitzer, der in Hamburg jüngst Probleme beim Fliegen mit Eurowings hatte.
Es gibt im Luftverkehr keine einheitlichen Regeln für Hunde in der Kabine
So berichtete ein Hamburger dem Magazin „Ibiza Heute“, zunächst einmal sei er vergeblich „mit Kind und Hund“ zum Vorabend-Check-in nach Fuhlsbüttel gefahren, weil dieser ohne Ankündigung nicht mehr für Hundebesitzer nutzbar sei. Am nächsten Morgen habe es beim Check-in „große Diskussionen“ über die Größe der Transporttasche gegeben, ein „Supervisor“ musste geholt werden. Diese Mitarbeiterin habe schließlich erklärt, sie werde eine „Ausnahme” machen, auch wenn sie Bedenken habe, Hunde am Check-in anzunehmen, weil die Kollegen am Gate manchmal diese Entscheidung rückgängig machten.
Tatsächlich gibt es im Luftverkehr keine allgemeinverbindlichen Vorschriften für das Fliegen mit Haustieren. Fluggesellschaften hätten dafür jeweils ihre eigenen Bestimmungen, heißt es vom globalen Branchen-Dachverband Iata.
Bei deutschen und vielen europäischen Airlines dürfen Hunde in der Regel bis zu einem Gewicht von acht Kilogramm – einschließlich Tasche oder Transportbox – in der Kabine mitreisen. Ein höheres Gewicht könne im Fall von Turbulenzen zu einem Sicherheitsrisiko werden, heißt es dazu meistens. Air Europa aus Spanien erlaubt immerhin zehn Kilogramm inklusive Behälter. Allerdings gibt es auch deutlich davon abweichende Regelungen: Bei Spirit Airlines in den USA dürfen die vierbeinigen Reisebegleiter bis zu gut 18 Kilo wiegen.
Was ist besser für den Hund – Kabine oder Frachtraum?
Für die maximale Box- oder Taschengröße gibt es leicht variierende Vorgaben. So nennt zum Beispiel Condor ein Limit von 55 x 40 x 20 Zentimetern, bei Turkish Airlines sind es 40 x 30 x 23 Zentimeter. Recht groß sind die Spannen im Hinblick auf die Zusatzkosten für die Tierbeförderung in der Kabine. Je nach Art und Größe des Tiers sind es pro Strecke üblicherweise zwischen mindestens 40 Euro (Tuifly) und 125 Euro (Air France) auf innereuropäischen Routen und bis zu rund 200 Euro auf Langstrecken.
Schwerere Tiere müssen in einer speziellen Box im Frachtraum reisen – es sei denn, es handelt sich um sogenannte Assistenzhunde für blinde Menschen oder Personen mit Behinderung. Die Beförderung im Frachtraum ist in der Regel teurer und kann durchaus schon einmal 300 bis 400 Euro pro Strecke kosten.
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Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, ob für einen Hund der Flug in der Kabine oder im Frachtraum besser verträglich ist. „Katzen und Hunde reisen tatsächlich besser im Frachtraum, weil es dort ruhiger ist und sie sich in einer abgedunkelten Umgebung befinden“, meint man bei der Iata.
Beim Flugrechteportal Flightright.de dagegen gibt man zu bedenken: „Der Transport im Frachtraum eines Flugzeugs kann für Hunde eine Reihe von Stressfaktoren mit sich bringen. Dazu gehören ungewöhnliche Gerüche, stickige Luft und eine ungewöhnliche Geräuschkulisse.“
Flughafen Hamburg: Welche Einschränkungen es für Möpse, Pekinesen und Boxer gibt
Einschränkungen gibt es sehr häufig für Hunde, die zu den stumpfnasigen Rassen gehören, wie zum Beispiel Mops, Pekinese, Boxer oder Chow-Chow. Wie die Lufthansa ausführt, haben sie „anatomisch bedingt verengte Luftwege und damit einhergehend Atemnot“. Der durch den Transport verursachte Stress oder hohe Temperaturen an den Flughäfen könnten zu Kreislaufproblemen und sogar zum Tod des Tieres führen, daher sei der Transport dieser Rassen im Frachtraum ausgeschlossen.
Manche Billigflieger wie EasyJet, Ryanair und WizzAir nehmen aber generell – auch in der Kabine – keine Hunde mit, Ausnahmen gibt es nur für Assistenzhunde. Und in Dubai, einem für Hamburg nicht ganz unbedeutenden Flugziel, ist die Einreise von Hunden in Passagierflugzeugen grundsätzlich ausgeschlossen, ganz gleich, ob sie in der Kabine oder im Frachtraum befördert würden. Die in Dubai ansässige Fluggesellschaft Emirates erlaubt weltweit eigentlich keine Haustiere in der Kabine. Nur auf den Strecken zwischen Dubai und bestimmten Zielen in Pakistan darf man Jagdfalken mit sich führen.
*) Name geändert