Hamburg. Das Projekt „Housing First“ soll Menschen von der Straße holen. Das scheint zu funktionieren – wird das Problem aber nicht lösen.
Seit rund einem Jahr läuft in Hamburg das Projekt „Housing First“, mit dem die Stadt Obdachlosen eine Wohnung zur Verfügung stellt, um ihre Lebensverhältnisse zu stabilisieren. Die Diakonie Hamburg, die Benno und Inge Behrens Stiftung sowie der Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-Ost als Träger des Projekts haben jetzt ein positives Zwischenfazit gezogen.
„Wir nehmen bei den 19 Menschen, die bisher in eine eigene Wohnung ziehen konnten, so viele positive Veränderungen wahr“, sagte Projektleiterin Nina Behlau am Donnerstag. Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Hilfesystem – die ehemals Obdachlosen werden auf dem Weg zurück in ein geregeltes Leben auch betreut und beraten – laufe hervorragend.
„Housing First“: Vonovia, Urbach und Behrens stellen Wohnungen für Hamburger Obdachlose
Die Sozialbehörde finanziert das auf drei Jahre angelegte Modellprojekt mit rund 880.000 Euro. Die Vermieter erhalten für die Wohnungen eine übliche Miete nach dem Sozialgesetzbuch.
Rückenwind gebe es auch aus der Wohnungswirtschaft, so Behlau. So habe der Immobilienriese Vonovia, der in Hamburg rund 11.000 Wohnungen vermietet, 20 Wohnungen für „Housing First“ zugesagt und bereits acht davon bereitgestellt.
Mieten Hamburg: 30 Wohnungen lösen das Problem Obdachlosigkeit nicht
Man habe in anderen Städten wie Bremen sehr gute Erfahrungen mit „Housing First“ gemacht, sagte Anne Werner von der Vonovia-Regionalbereichsleitung Hamburg. „Wenn ,Housing First‘ bei uns anfragt, können wir in der Regel nach nur wenigen Tagen eine geeignete Wohnung anbieten.“
Die erste Wohnung für das Projekt hatte das Hamburger Wohnungsunternehmen Theo Urbach zur Verfügung gestellt. „Wir haben bisher nur positive Erfahrungen gemacht“, sagte Geschäftsführer Matthias Urbach. „Als Unternehmen haben wir außerdem Sicherheit und Vertrauen durch die Betreuung, die das Projekt gewährleistet.“
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Uwe Lunk, Geschäftsführer Behrens & Kauffmann KG, verwies darauf, dass gerade bei den kleinen Wohnungen die Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt sehr hoch sei. Dennoch versuche man gemeinsam mit der Behrens-Stiftung in die Bresche zu springen: „Wir vermieten bereits seit mehr als 30 Jahren an diese Zielgruppe. Daher können wir sagen: Das sind stabile Mietverhältnisse und Mieterinnen und Mieter wie andere auch.“
Trotz des gelungenen Starts sei „Housing First“ nur „ein Baustein in der Bekämpfung der Obdachlosigkeit in Hamburg“, so Projektleiterin Behlau. Mit den geplanten 30 Wohnungen sei das Problem nicht nachhaltig zu lösen. In Hamburg leben mindestens 2000 Menschen auf der Straße.