Hamburg. Die Elbmetropole gilt jetzt als eine der dynamischsten Städte. Dahinter steht ein Trend, der für viele eine schlechte Nachricht ist.

In Sachen Wirtschaftsentwicklung ist Mainz die Nummer eins in Deutschland, nachhaltiger als in Heidelberg ist die Ökonomie in keiner anderen Stadt hierzulande – und Hamburg ist der Aufsteiger des Jahres. Das sind die zentralen Ergebnisse des Städterankings 2023, einer aktuellen Studie zu Wirtschaftskraft, Standortqualität und Nachhaltigkeit in den 71 deutschen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern.

Neues Städteranking: Hamburg macht großen Sprung nach

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat für das jährlich erstellte Großstadtranking im Auftrag des Immobilienportals Immoscout24.de und des Magazins „WirtschaftsWoche“ eine Vielzahl von Daten aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur, Lebensqualität, Immobilienmarkt sowie zur wirtschaftlichen und sozialen Lage erhoben und analysiert. Im Ergebnis entstehen daraus regelmäßig drei Ranglisten: Dynamik, Niveau und Nachhaltigkeit.

Dass die Mainzelmännchen-Stadt in dem am Donnerstag veröffentlichten Großstadtvergleich 2023 erneut zur dynamischsten Stadt im Land gekürt wird und zugleich auf Platz zwei im Niveauranking klettert, hat viel damit zu tun, dass sie der Standort des Corona-Impfstoffherstellers Biontech ist. Dessen Milliardengewinne ließen die Gewerbesteuereinnahmen heftig anschwellen. Die Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz konnte finanziell zuletzt aus dem Vollen schöpfen.

Hamburgs Nachhaltigkeit: Da ist viel Luft nach oben

Und wie lebt und arbeitet es sich in Hamburg? Wo verorten die Wirtschaftsforscher die Stadt im Vergleich und Wettbewerb mit den anderen untersuchten Kandidaten?

Wenn es um ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit geht, sieht die Studie noch viel Luft nach oben: Die Hansestadt belegt Platz 44, rangiert also deutlich in der unteren Tabellenhälfte. Zwar ist die Zahl der Unternehmensgründungen im Hightech-Bereich groß, und die Versorgung mit Glasfaseranschlüssen ist vergleichsweise hoch. Zugleich aber belegt Hamburg bei der installierten Solarleistung den letzten Platz. Ein anderer besorgniserregender Befund: Außergewöhnlich viele Hamburgerinnen und Hamburger sind von Altersarmut betroffen.

Niveauranking: Hohe Abiquote bringt Pluspunkte

Im Niveauranking (Wohnen, Leben, Arbeiten, Wirtschaft) belegt Hamburg Platz elf von 71. Die Stadt liegt bei Kriminalitätsaufklärungsquote und Straftaten zwar weit hinten, punktet aber mit einer hohen Abiturquote und einer sehr kurzen Vermarktungszeit für Mietwohnungen. Das ist gut für Vermieter, zeigt aber auch, dass die Konkurrenz um freie Wohnungen unter Mietern extrem hoch ist.

Zum „Aufsteiger des Jahres“ kürt der Großstadtvergleich Hamburg im Dynamikranking. Mit einem großen Sprung nach oben verbessert sich die Stadt hier von Platz 42 (2022) auf Rang 6.

Hamburgs Dynamik wächst stark – aber ist das wirlich gut?

Einerseits sind die Immobilienkaufpreise in den vergangenen fünf Jahren vergleichsweise stark gestiegen, und der Saldo von Gewerbean- und -abmeldungen ist mau. Positiv schlägt aber zu Buche, dass die Aufklärungsquote seit 2018 immerhin erheblich gestiegen ist. Zudem sehen die IW-Wirtschaftsforscher Hamburg weit vorn in einem Punkt, der für Vermieter gut, für Mieter aber eine ganz schlechte Nachricht ist: der starke Anstieg der Angebotsmieten seit 2018.

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Das sei zwar in allen der sieben größten deutschen Städte der Fall, heißt es bei Immoscout – doch in Hamburg sei dieser Trend besonders stark ausgeprägt. Immoscout-Geschäftsführerin Gesa Crawford sagt denn auch: „Die steigenden Mieten bescheren den Metropolen zwar eine gute Platzierung im Dynamikranking, doch für Mietsuchende werden sie in Kombination mit der Angebotsknappheit und dem stockenden Neubau zunehmend zu einem Problem.“