Hamburg. Neue Ergebnisse zum Fleiß der Arbeitnehmer. Fast zwei Drittel der Mehrarbeit sind unbezahlt. Unternehmen sparen so viel Geld.
Hamburger Arbeitnehmer sind ziemlich fleißig, haben sie im vergangenen Jahr doch annähernd 20 Millionen Überstunden geleistet. Genau genommen waren es 19,93 Millionen Überstunden, wie aus einer Untersuchung des Pestel-Instituts im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hervorgeht. Davon wurden 12,56 Millionen Arbeitsstunden über den Durst – also ohne Bezahlung – geleistet.
Die Arbeitgeber können sich an dem Ergebnis des „Überstunden-Monitors“ erfreuen. Sie haben an dem Fleiß ihrer Beschäftigten verdient. „Alle Beschäftigten zusammengenommen haben den Unternehmen in Hamburg durch unbezahlte Mehrarbeit rund 180,88 Millionen Euro quasi ‚geschenkt‘. Und das ist schon äußerst sparsam – nämlich nur auf Mindestlohn-Basis – gerechnet“, sagt Silke Kettner von der NGG Hamburg-Elmshorn. Ihrer Einschätzung zufolge ist der Überstundenberg ein Gradmesser für den Fachkräftemangel.
Hamburger Beschäftigte machen fast 20 Millionen Überstunden
„Allein in Hotels, Restaurants und Gaststätten leisteten die Beschäftigten im vergangenen Jahr in Hamburg rund 385.000 Überstunden. 157.000 davon ohne Bezahlung“, stellt das Pestel-Institut fest. Die Wissenschaftler haben bei ihrer Untersuchung aktuelle Mikrozensusdaten ausgewertet. Basis der Überstundenberechnung ist die Übertragung von Branchen-Durchschnittswerten auf die Beschäftigungsstruktur Hamburgs.
Mit Blick auf die geleistete Mehrarbeit warnt die NGG: Hotellerie und Gastronomie könnten nicht dauerhaft auf die freiwilligen Überstunden ihrer Beschäftigten bauen. „Es wird höchste Zeit, das Fachkräfteloch zu stopfen, das die Corona-Pandemie noch vergrößert hat. Das klappt allerdings nur, wenn Hotels und Restaurants bereit sind, attraktive Löhne zu bezahlen“ so Kettner.
Überstunden: Arbeitgeber sparen fast 190 Millionen Euro
Der Gastro-Startlohn müsse für eine Köchin oder einen Restaurantfachmann nach der Ausbildung bei 3000 Euro pro Monat für einen Vollzeitjob liegen, so Kettner. Dieses „Lohnziel“ müsse die Gastro-Branche jetzt erreichen. Nur dann werde es gelingen, junge Menschen für eine Ausbildung im Hotel oder Restaurant zu gewinnen. Derzeit liegt der Einstiegslohn bei 2500 Euro.
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Im Moment geht der Trend noch in die andere Richtung. Das Gastgewerbe erlebe gerade einen regelrechten Fachkräfteschwund und Mini-Job-Schub, wie Kettner sagt. Ob in der Küche, im Service, an der Hotelrezeption oder an der Bar: „Die Branche versucht, fehlende Fachkräfte immer häufiger durch angelernte Beschäftigte zu ersetzen.“ Mittlerweile seien 42 Prozent der Gastro-Beschäftigten in der Stadt Mini-Jobber.