Hamburg. Hamburger Start-up will das Teetrinken einfacher machen und Abfall sparen. Mittlerweile gibt es sieben verschiedene Teetabletten.
Dass Sebastian Kadhim und Kai Stork ihren Auftritt in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ am Montagabend nicht gemeinsam gesehen haben, passt zur Geschichte des Hamburger Start-ups TeaBlobs. Zum ersten Mal persönlich getroffen haben sich die beiden Co-Gründer acht Monate zuvor, einen Tag vor der Aufzeichnung der quotenträchtigen Sendung im Januar. Davor lief die Arbeit an der Entwicklung ihrer Teetabletten ausschließlich virtuell. Kai Stork lebte zu dem Zeitpunkt in Südafrika. „Das war wirklich alles etwas verrückt“, sagt der 27-Jährige. „Die Löwen in Südafrika habe ich verlassen, damit ich die etwas anderen Löwen in der Höhle der Löwen von unserer Idee überzeugen konnte.“
Teetrinken schnell, einfach und nachhaltig machen, darum geht es bei TeaBlobs. Dafür werden Teeblätter ganz fein gemahlen und in Tablettenform gepresst. Einfach in heißem Wasser auflösen. Blob. Danach ist der naturtrübe Tee direkt trinkfertig. Die Idee ist so einfach wie clever – und eine Kampfansage an den Teebeutel. Der Auftritt in der Investoren-Show soll dem Start-up jetzt ordentlich Schub geben. Extra viel Ware ist bestellt, Tausende Märkte bundesweit sind beliefert, der Onlineshop wurde überarbeitet – in den vergangenen Monaten haben Sebastian Kadhim und Kai Stork fast rund um die Uhr gearbeitet und sich auf diesen Moment vorbereitet.
TeaBlobs: Zwei Angebote für die Hamburger Gründer
Ein Ziel – einen Deal mit einem der prominenten Investoren – haben sie erreicht. Zwei Angebote hatte das Duo für ihre 100.000-Euro-Offerte bekommen. Am Ende entschieden sie sich für Vertriebsprofi Ralf Dümmel, der allerdings 25 Prozent der Firmenanteile statt der angebotenen 20 Prozent für seine Beteiligung wollte. Tillman Schulz, der mit seinem Foodkonzern Erfahrung aus der Lebensmittelbranche mitbringt und ebenfalls einsteigen wollte, ging leer aus.
„Die Zusammenarbeit mit Ralf Dümmel und seinem Team läuft gut“, sagt Sebastian Kadhim ein knappes Dreivierteljahr nach der eigentlichen Show. Das Gespräch mit dem Abendblatt wenige Tage vor Ausstrahlung ihres Pitchs findet per Videotermin statt. Der 42-Jährige arbeitet im Homeoffice in seiner Wohnung in Eimsbüttel. Kai Stork sitzt vor seinem Computer in Dortmund, wo er inzwischen wieder lebt. Kennengelernt haben sie sich über eine Gründerplattform, nachdem Benjamin Maurer, der dritte im Bund, aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten musste.
Warum gibt es nichts Besseres als tropfende Teebeutel?
Entstanden war die Idee für TeaBlobs vor zwei Jahren. „Damals habe ich gefastet und deshalb statt Kaffee viel grünen Tee getrunken“, sagt Sebastian Kadhim, der Medienkommunikationsdesign studiert und bei verschiedenen Agenturen gearbeitet hat. Aber die Zubereitung von losem Tee war aufwendig, tropfende Teebeutel nervig. „Ich habe mich gefragt, ob es nicht was Besseres gibt“, erinnert sich der Hamburger.
Kadhim las sich in Teekunde und Lebensmitteltechnologie ein, fing an zu experimentieren. „Das Vorbild war Matcha, das ist auch gemahlener Tee.“ Mahlen und pressen, feiner mahlen und wieder pressen. Und zwar so, dass das Aroma nicht verloren geht. „Irgendwann war ich zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt Sebastian Kadhim. Ein Hersteller aus der Pharmaindustrie produzierte Anfang 2022 die ersten TeaBlobs aus chinesischem Sencha.
Teetabletten so groß wie eine 10-Cent-Münze
Jede Teetablette ist etwa so groß wie ein 10-Cent-Stück, verwendet werden ausschließlich Tees in Bio-Qualität und natürliche Inhaltsstoffe. So wird als Bindemittel Gummi Arabicum eingesetzt, ein Saft aus Akazienbäumen, der in der Süßwarenindustrie verwendet wird. Zucker ist nicht enthalten.
Schon im vergangenen Jahr waren weitere Sorten dazugekommen, unter anderem Minze, Earl Grey und Roibusch. Inzwischen gibt es sieben Geschmacksrichtungen, die bislang über den eigenen Onlineshop, beim Discounter Netto und in den Biomarkt-Ketten Denns und Tjaden‘s verkauft wurden. Der Preis für eine Packung mit 20 Teetabletten liegt bei 6,99 Euro. Das ist ein Vielfaches, was loser Tee oder eine Schachtel mit Teebeuteln kosten. Wohl ein Grund dafür, dass der Umsatz im ersten Jahr mit 15.000 Euro noch weit von der Profitabilität entfernt war.
Aber die Gründer sind sicher, dass ihr Produkt einen Markt hat. „Jedes Jahr werden in Deutschland 50 Milliarden Tassen Tee getrunken, davon werden 76 Prozent mit einem Teebeutel zubereitet“, sagt Kai Stork. Der Wirtschaftinformatiker hat bereits ein Start-up gegründet und war Ende 2022 bei TeaBlogs eingestiegen. Jeder Teebeutel könne bis zu viermal verpackt sein, um dann nach einmaliger Benutzung im Müll zu landen. „Mit TeaBlobs spart man bis zu 70 Prozent Abfall gegenüber Teebeuteln.“ Dazu kommt die einfache Handhabung.
Genau das hat auch Investor Ralf Dümmel überzeugt. „Ich bin Teetrinker und ärgere mich jedes Mal darüber, dass ich nicht weiß, wie lange der Tee ziehen soll – und meist vergesse ich den Tee und dann ist er bitter!“, sagt er und lobt die Gründer. „Sebastian und Kai, ihr habt die Teevolution in Tabform entwickelt und das sogar in Bio.“ Ein besonderer Vorteil der TeaBlobs: Selbst, wenn das Getränk mal einige Zeit steht, wird es nicht bitter. Auch der Teesatz, der sich am Boden der Tasse bildet, ist trinkbar.
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Die Gründer sind überzeugt, dass sie mit dem Chef der Firma DS Produkte den Einstieg im Lebensmittelhandel schaffen. Vor der Ausstrahlung haben sie Teatastings gemacht, an den Rezepturen für ihre TeaBlobs gefeilt, einige leichte Korrekturen vorgenommen. Und mithilfe von Dümmels Team die Produktion mit einem Schlag hochgefahren. Jetzt können sie nur abwarten, wie ihre TeaBlobs bei den Teetrinkern ankommen.
Darauf, dass die Mutterfirma Social Chain, zu der DS Produkte seit 2022 gehört, im Juni Insolvenz anmelden musste, reagieren sie gelassen. „Erst mal war es natürlich ein Schock“, gibt Sebastian Kadhim zu. Zu dem Zeitpunkt waren die Verträge über den Einstieg der Dümmel-Firma bereits geschlossen. Beruhigt habe sie dann, dass die Unternehmen finanziell unabhängig seien.
TeaBlobs: Büro in Hamburg soll neuer Firmensitz werden
„Es läuft alles wie geplant“, sagt Sebastian Kadhim. Dazu gehört auch, dass er am Montagabend beim Shoppingkanal QVC eingeladen war, um seine cleveren Teetabletten vorzustellen. Mitgründer Kai Stork saß derweil am Computer und sorgte dafür, dass im Onlineshop alles funktioniert. „Es ist schon traurig, dass wir unseren Auftritt nicht gemeinsam sehen konnten“, sagt er. Demnächst könnte die direkte Zusammenarbeit einfacher werden. „Wir wollen eine Firmenzentrale in Hamburg eröffnen.“