Hamburg. Bei Anwohnern ist der Protest gegen den Bebauungsplan Tonndorf 36 enorm. Nun diskutierte der Planungsausschuss die Nachverdichtung.
Mit einer Petition haben sich 269 Anwohnerinnen und Anwohner des Quartiers an der Stein-Hardenberg-Straße gegen den Bebauungsplan Tonndorf 36 gewandt. Der Bau von Wohnblocks mit bis zu fünf Geschossen direkt an der ehemaligen B75 werde den Charakter des Quartiers ändern, so ihre Befürchtung.
Die Petition wurde nun zwar von der Verwaltung mit Verweis auf geltendes Baurecht in allen Punkten abgelehnt. Und auch eine Städtebauliche Erhaltungsverordnung komme nicht infrage, wie die Bezirksabgeordneten und Bürger diese Woche im Planungsausschuss der Bezirksversammlung Wandsbek erfuhren. Dennoch wurde der Bebauungsplan Tonndorf 36 ausführlich diskutiert.
Tonndorf: Bebauungsplan ist für die CDU „sehr ungewöhnlich“
„Ich kann verstehen, dass die Menschen langsam nervös werden und Fragen stellen“, sagte Natalie Hochheim, Vorsitzende der CDU-Fraktion. Dieser Bebauungsplan sei sehr ungewöhnlich. „Es geht um ein bebautes Gebiet. Die Stadt Hamburg besitzt dort kein einziges Grundstück. Und es gibt auch keinen interessierten Investor“, so Hochheim.
Auf der Suche nach Baulücken solle die Stadt doch lieber in Quartiere gehen, die mehr Fläche bieten, schlug die CDU-Abgeordnete vor. Hamburgs Bevölkerung wachse weiter, und die persönlich genutzte Wohnfläche nehme zu, erwiderte Sven Menke, Leiter des Fachamtes für Stadt- und Landschaftsplanung. „Magistralen mit Schnellbahnanschluss sind für eine notwendige Nachverdichtung besonders geeignet“, so Menke.
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Dabei seien die soziale Infrastruktur und Spielplätze Teil der Planung. Eine Nachverdichtung biete also auch Chancen. „Hier sollen aber 500 neue Wohneinheiten in einem Quartier von gerade einmal 200 Häusern entstehen“, gab Atefeh Shariatmadari, die Initiatorin der Petition, zu bedenken. Das sei ein zu großer Veränderungsdruck.
Überraschend stellte dann Xavier Wasner von der SPD den Antrag, den Bebauungsplan „ruhend zu stellen“, so die offizielle Bezeichnung. Das bedeutet, dass die Planung auf unbestimmte Zeit ausgesetzt wird. Später kann sie wieder aufgenommen werden – oder endgültig verworfen werden.
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„Wir sollten die gewonnene Zeit für Gespräche und den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern nutzen. Nichts muss schnell entschieden werden“, so der SPD-Abgeordnete weiter. „Die Bebauung der Magistralen ist ein Projekt für die kommenden Jahrzehnte. Wir sollten uns aber erst einmal andere Quartiere ansehen“, ergänzte Jan-Hendrik Blumenthal von den Grünen. Dem Antrag stimmten SPD, Grüne, FDP und AfD zu. Die CDU enthielt sich, die Linke stimmte dagegen. „Mit der Entscheidung können wir leben, wenn man uns in Tonndorf wirklich einbindet“, kommentierte die Anwältin Atefeh Shariatmadari die überraschende Wende.