Hamburg. Mit Heften, Schuhen, Kochlöffel – Mann soll seine Töchter geschlagen haben, auch weil sie nicht Arabisch schreiben wollten. Prozessbeginn.
- Bereits 74 Jahre alter Vater soll kleine Töchter immer wieder verprügelt haben
- Unter anderem soll er die Vierjährige mit einer Wasserwaage „gezüchtigt“ haben
- Vor dem Amtsgericht Wandsbek beginnt am 8. November der Prozess
Der 74-Jährige, der im höheren Alter noch einmal Vater geworden war, schlug zu, wieder und wieder. Mal mit einem Schulheft aus Wut über die Weigerung seiner ältesten Tochter, arabische Abschriften anzufertigen, mal mit der flachen Hand, dann mit einer Wasserwaage oder auch mit einem Kochlöffel. Das legt ihm die Staatsanwaltschaft Hamburg zur Last. Die Angriffe des in Wandsbek angeklagten Mannes richteten sich ausschließlich gegen seine zwei kleinen Töchter – die beiden Halbwaisen waren zu Beginn der Torturen gerade mal vier und sieben Jahre alt.
Dem nicht vorbestraften, in Syrien geborenen Vater wirft die Staatsanwaltschaft Misshandlung Schutzbefohlener in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen vor. Eigentlich sollte die Hauptverhandlung bereits am 23. August vor dem Schöffengericht in Wandsbek beginnen. Doch dann wurde der Prozess auf den 8. November verlegt.
Die Strafgewalt des Schöffengerichts, besetzt mit einem hauptamtlichen und zwei ehrenamtlichen Richtern, umfasst eine Freiheitsstrafe von bis zu vier Jahren. Im März dieses Jahres hatte das Landgericht Aurich eine 46-Jährige zu mehr als sieben Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie ihre drei Töchter über Jahre hinweg schwer misshandelt hatte.
Immer wieder Schläge: 74-jähriger Vater soll kleine Töchter misshandelt haben
Die auf die wesentlichen Punkte reduzierte Zusammenfassung der Anklageschrift deckt längst nicht alle mutmaßlichen Übergriffe des Angeklagten ab, wie die Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, Mia Sperling-Karstens, auf Abendblatt-Anfrage sagte. Demnach soll er die Kinder, deren Mutter nach Abendblatt-Informationen verstorben ist, zwischen Dezember 2022 und Mai 2023 mehrmals körperlich „gezüchtigt“ haben in seiner Wohnung an der Kielmannseggstraße.
Einmal schlug er der Vierjährigen mit der flachen Hand auf die Füße, weil sie unerlaubt die Wohnungstür geöffnet hatte und die Wohnung verlassen wollte, so die Staatsanwaltschaft. In einem weiteren Fall malträtierte er ihre Füße mit einer Wasserwaage. Weil sich seine ältere Tochter geweigert haben soll, arabische Abschriften anzufertigen, soll er sie „zunächst mit zwei, dann mit drei Schulheften schmerzhaft in das Gesicht geschlagen haben“.
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Außerdem soll er sie mit einem Hausschuh geprügelt und sie als „Hündin“ beschimpft haben, weil sie sich nicht habe fotografieren und filmen lassen wollen. Für ihre Weigerung zu staubsaugen, habe ihr der Angeklagte zudem einen Kochlöffel gegen den Oberkörper geschlagen, so die Staatsanwaltschaft. Die Mädchen hätten unter anderem Schmerzen, Rötungen und Hämatome erlitten, so Sperling-Karstens.
Wie die mutmaßlichen Übergriffe gegen die Kinder aufgeflogen und die Ermittlungen in Gang gekommen sind, ist noch unklar. Das dürfte aber bei der Hauptverhandlung eine Rolle spielen.