Hamburg. Seit Jahren ist der umstrittene Tansania-Park in Jenfeld für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Das will Hamburg nun ändern.

Ein unscheinbares Wohngebiet in Jenfeld, am Rande einer Reihe hellgelber Kasernen. Neben dem Gehweg in Hamburgs Osten führt ein kleiner Abzweig, eingerahmt von roten Klinkermauern, in einen Park. Doch dieser ist für Besucher nicht zugänglich – das dunkelgraue Metalltor am Eingang ist verschlossen.

Die Grünfläche mit ihrem alten Baumbestand ist erneut in den Fokus einer geschichtlichen Aufarbeitung gerückt. Die Herausforderung: Der sogenannte Tansania-Park beherbergt zwei Reliefs mit rassistischen Darstellungen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Schon wiederholt hatte das Ensemble für Schlagzeilen und Empörung gesorgt.

Tansania-Park in Hamburg gesperrt – Reliefs in Jenfeld zeigen ein rassistisches Menschenbild

„Die Reliefs sind bisher lediglich mit blauen Hinweistafeln versehen, die auf ihre äußerst problematische Geschichte hinweisen“, sagt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde, auf Anfrage des Abendblatts. Ziel sei es nun, die Geschichte dieser Denkmäler weiter aufzuarbeiten. Schließlich verherrlichten sie den Kolonialismus und zeigten ein „rassistisches Menschenbild, das nicht nur Grundlage des Kolonialismus, sondern auch des Nationalsozialismus war.“

Was ist genau geplant? „Um den Ort soll ein erinnerungskulturelles Projekt entwickelt werden, das in den Stadtteil und darüber hinaus wirken soll“, so Isermann. So soll sich zum einen im Oktober ein Symposium im Jenfeld-Haus mit der Fläche beschäftigen. Um den Park und die Denkmäler für eine „schulische und außerschulische Erinnerungsarbeit“ nutzbar zu machen, werde zum anderen noch in diesem Jahr ein wissenschaftlicher Forschungsauftrag vergeben.

Pläne für Tansania-Park in Hamburg: Denkmäler sollen erklärt werden

Auf dem Gelände an der Wilsonstraße stehen ein aus der NS-Zeit stammendes propagandistisches sogenanntes „Deutsch-Ostafrika-Kriegerdenkmal“ und das sogenannte „Schutztruppen-Ehrenmal“.

Eine der Steinskulpturen zeigt Kolonialoffiziere aus dem früheren Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, mit einheimischen Trägern, den Askari. Die Askari, afrikanische Hilfssoldaten in der Kolonie Deutsch-Ostafrika, werden hier als treue Diener ihrer deutschen Herren gezeigt. Sie gehörten zu den rund 500.000 Menschen, die während des Kampfes der Deutschen in Ostafrika gegen die übermächtigen Briten ums Leben kamen, während hier diese Auseinandersetzung als Bühne für Heldentaten verherrlicht wurde.

Der Tansania-Park am Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld. Das Tor ist geschlossen, das Areal nicht zugänglich.
Der Tansania-Park am Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld. Das Tor ist geschlossen, das Areal nicht zugänglich. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Solange die Auseinandersetzung mit diesem Teil der deutschen Geschichte nicht hinreichend geschehen ist, ergänzt Isermann, könne die Grünfläche, die ohnehin zu den kleineren Parks in Hamburg gehört, nur nach Rücksprache betreten werden. Einen Schlüssel bekomme man in der Behörde für Kultur und Medien.

Tansania-Park in Jenfeld war in Hamburg schon lange umstritten

Die Anlage mit Hinweistafeln war schon nach Einrichtung 2003 – damals durch den Kulturkreis Jenfeld e. V. – nur kurze Zeit öffentlich zugänglich. Die jetzigen Planungen stehen im Zusammenhang mit der Absicht des Hamburger Senats, die „Dekolonisierung Hamburgs“ voranzutreiben, wie ein im Mai beschlossenes Konzept vorgibt.

Darin heißt es, dass die Stadtgesellschaft das „gemeinsame koloniale Erbe wahrnehmen und aufarbeiten“ soll. Weitere Orte mit kolonialhistorischen Bezügen in Hamburg, die jetzt neu eingeordnet werden, sind etwa der Tierpark Hagenbeck, die Gefallenengedenktafel in der Hauptkirche St. Michaelis und das Kontorhaus „Afrika-Haus“.

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In Jenfeld gehören neben den beiden Askari-Reliefs im Tansania-Park auch die Namen der Häuser der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne zu den Diskussionspunkten. Immerhin tragen die denkmalgeschützten Gebäude, in denen heute Studentinnen und Studenten der Helmut-Schmidt-Universität wohnen, noch die Namen der „Helden“ aus der Kolonialzeit.

Jenfeld: Namen der ehemaligen Kasernengebäude heute umstritten

Eines der Häuser heißt „Hermann von Wissmann“ – eine Benennung, die dessen Taten in Afrika glorifizieren sollte, während heute bekannt ist, dass der Gouverneur in Deutsch-Ostafrika ein äußerst brutales Vorgehen gegen die einheimische Bevölkerung pflegte.

Das „Trotha-Haus“ – ein paar Schritte weiter – sollte Generalleutnant Lothar von Trotha ehren, der den Aufstand der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika eindämmen sollte, bei den Kämpfen Anfang des 20. Jahrhunderts letztlich aber einen Völkermord verübte.

Auch die Bezeichnung Lettow-Vorbeck-Kaserne, zu sehen etwa auf einer Mauer am Eingang des Parks in Jenfeld, ist Teil der kritischen Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit Deutschlands. Der deutsche Generalmajor, Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, soll laut seinem Biografen Afrikaner als reines „Menschenmaterial“ betrachtet haben. Andernorts wurden Lettow-Vorbeck-Kasernen bereits umbenannt, etwa in Leer (Niedersachsen).