Steilshoop. Wettbewerbssieger für das neue Shoppingcenter wurde vorgestellt. Oberbaudirektor sieht „attraktives Zentrum“ – die Anwohner sind noch skeptisch.
Matthias Iken
Der Stadtteil Steilshoop hat für viele Hamburger nicht den besten Klang. Einstmals sollte dort die Stadt der Zukunft entstehen, doch die technokratischen Traumtänze hatten wenig mit der Lebenswirklichkeit zu tun: Nachdem die revolutionären Projekte in den dortigen Großwohnsiedlungen scheiterten, sich der U-Bahn-Bau um 50 Jahre verspätete und sich das Viertel bald in einen sozialen Brennpunkt verwandelte, lag der Stadtteil ein wenig am Rande der Wahrnehmung.
Doch in den vergangenen Jahren hat sich in dem kleinen Stadtteil zwischen Ohlsdorf und Bramfeld manches bewegt: Das ehemalige RISE-Fördergebiet bekam mit dem Campus Steilshoop vor fünf Jahren ein neues Zentrum: Er bündelt Schulen. Bildungs- und Sozialeinrichtungen unter einem Dach und präsentiert sich als bunter und einladender Neubau am Gropiusring. Zudem öffnet er den Stadtteil zum Bramfelder See. In knapp zehn Jahren soll dann auch die U5 den Stadtteil anschließen.
Steilshoop: Marodes Einkaufszentrum soll neue Mitte des Hamburger Stadtteils werden
Zugleich soll der Stadtteil eine neue Mitte erhalten. Das heruntergekommene Einkaufszentrum, seit 2022 RISE-Sanierungsgebiet, wird komplett saniert. Die Eigentümerin, die WHM Central Park am Bramfelder See GmbH, möchte demnach ein modernes Nahversorgungszentrum bauen, die bestehenden Wohnungen sanieren und weitere neue Wohnungen schaffen. Dabei werden Teile der bestehenden Gebäude erhalten, umgebaut und in das neu entstehende Ensemble integriert.
Nun haben das Bezirksamt Wandsbek, die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen und die WHM den Sieger des Wettbewerbsverfahrens gekürt. Das Rennen machte das Schweizer Büro EMI, dessen Entwurf die „für Steilshoop typischen Baustrukturen und Freiraumqualitäten“ aufgreift.
Im Sockel des Gebäudes sollen Nahversorger einziehen, die öffentliche Räume durch zwei neue Plätze, den „Platz zur Stadt“ und den „Platz zum Quartier“, aufgewertet werden. Zudem bietet das Gebäude Raum für Veranstaltungen. Insgesamt sollen 350 neue Wohnungen entstehen. Zwei grüne Innenhöfe, Gemeinschaftsräume sowie gemeinschaftliche Dachgärten sind ebenso geplant.
„Steilshoop hat es verdient, ein attraktives Zentrum zu bekommen“
„Steilshoop hat es verdient, ein attraktives Zentrum zu bekommen – mit einem schönen, gut proportionierten Platz, mit einem guten Einzelhandels- und Gastronomieangebot und schönen neuen Wohnungen mit großen, grünen Höfen“, sagt Oberbaudirektor Franz-Josef Höing. „Die Stadt geht davon aus, dass aus der Eigentümerin eine gute Bauherrin wird, die das Projekt offensiv umsetzt und vorantreibt.“
Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff (SPD) erhofft sich aus dem Bauvorhaben eine „Belebung des gesamten Stadtteils. Ich bin zuversichtlich, dass Steilshoops Mitte schon bald ein modernes und nachhaltig orientiertes Nahversorgungszentrum erhalten wird.“
Der U-Bahn-Bau verwandelt das Ortszentrum in eine Baustelle
Vage aber bleibt, wann genau es losgehen kann - denn der so lang ersehnte Bau der U-Bahn-Linie 5 macht den Stadtteil erst einmal zur Baustelle. So fragt sich auch Andreas Holzbauer, Pfarrer der Martin Luther King-Kirchengemeinde, wann das Ortszentrum aufblühen wird. „Die U-5-Baustelle wird ab Sommer 2025 eine Baustelle von rund acht Jahren“, sagt er. Diese Baustelle betreffe nicht nur seine Gemeinde, sondern auch das Einkaufszentrum. „So schön die Pläne auch sind, die Herausforderung muss sein, den RISE-Prozess und die U-Bahn zusammen zu denken.“
Das Zentrum von Steilshoop jedenfalls dürfte mit dem U-Bahn-Bau und dem neuen Einkaufszentrum für ein Jahrzehnt zur Baustelle werden. Holzbauer sieht den Stadtteil vor großen Herausforderungen. „Die lokale Infrastruktur ist entscheidend, wo Menschen sich treffen und soziale Kontakte knüpfen können“, sagt er. Diese gelte es zu halten und zu stärken. Er wünscht sich, dass die Hochbahn die im Blick habe.
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Die Pläne zum neuen Einkaufszentrum sieht er positiv: „Dort ist es in der Vergangenheit immer schwieriger geworden. Wir haben einen massiven Leerstand“, sagt Holzbauer. „Die Ketten sind ausgezogen, die verbliebenen Händler beklagen Umsatzrückgänge von rund 50 Prozent.“
Positiv sei, dass der nun präsentierte Entwurf einen Mix aus Wohnbebauung und Geschäften vorsehe und auch Nutzungen wie eine Kita geplant sei. Die Stimmung im Stadtteil beschreibt er so: „In Steilshoop wurde schon oft viel versprochen, aber vieles nicht gehalten.“