Hamburg. Neuer Ärger im Hamburger Luxus-Spa im Alstertal. Beschwerden reißen nicht ab. Jetzt kam es wegen einer Prügelei zum Polizeieinsatz.

Auch nach einer Begehung durch das Gesundheitsamt im David Lloyd Meridian Spa & Fitness Alstertal, bei der Mängel in der Hygiene und der Reinigung festgestellt wurden, kommt der Luxus-Fitnessclub nicht zur Ruhe. Vor wenigen Tagen gab es am Standort Poppenbüttel einen Polizeieinsatz, wie die Polizei Hamburg dem Abendblatt bestätigte.

Folgendes hatte sich nach Aussage von Polizeisprecher Patrick Schlüse am 13. Januar gegen 16.20 Uhr im Meridian SpaAlstertal zugetragen: Ein 25-jähriger Gast, der sich mit weiblicher Begleitung im Club befand, hatte sich an einen Mitarbeiter gewandt, weil er die Vermutung hatte, dass ein anderer Gast Aufnahmen von seiner Freundin gemacht habe. „Mutmaßlich kannten sich die Gäste“, so der Polizeisprecher.

Meridian Spa Alstertal: Gerangel zwischen Gast und Mitarbeiter

Es sei zum Streit und zu einem Gerangel gekommen, in dessen Verlauf der 28 Jahre alte Mitarbeiter den 25-jährigen Gast geschlagen habe. Ob es die beanstandeten Aufnahmen tatsächlich gab, wurde laut Schlüse nicht weiter polizeilich untersucht. „Letztendlich kam ein Rettungswagen und hat sich den Geschädigten angeschaut. Es war aber nichts, was behandlungsbedürftig war.“ Ermittelt werde nun gegen den betreffenden Mitarbeiter des Meridian Spa wegen einfacher Körperverletzung.

Aufnahmen sind in dem Club verboten, dazu gibt es klare Regeln. Im gesamten Wellness-Bereich gilt laut Spa-Etikette ein absolutes Handy-, Kamera- und Laptopverbot. Außerdem sind Badeschuhe Pflicht, Gäste müssen vor dem Betreten der Pool- und Saunabereiche duschen – und Saunen und Whirlpools dürfen nur textilfrei benutzt werden.

Die Regeln für den Wellness-Bereich im Meridian Spa hängen unübersehbar aus.
Die Regeln für den Wellness-Bereich im Meridian Spa hängen unübersehbar aus. © privat | Privat

Meridian Spa: Mitglieder-Beschwerdebrief – Kreis hat sich erweitert

Mehrere Meridian-Mitglieder, die sich an das Abendblatt gewandt haben, beklagen jedoch, dass sich vor allem viele neu dazugekommene Gäste nicht an die Regeln hielten – obwohl diese unübersehbar aushängen.

„Sie gehen ungeduscht und in Unterhose in den Pool, tragen keine Badeschuhe und benutzen Handys im Spa-Bereich“, sagt Luise Panne (Name geändert), die im Alstertal lebt und schon seit 2016 Mitglied ist. „Die Mitarbeiter kümmern sich aber nicht und setzen diese Regeln nicht durch.“

Luise Panne gehört zu der Gruppe von 122 Mitgliedern, die Ende 2023 einen Beschwerdebrief an die Geschäftsleitung geschrieben hatte. Der Grund: Die Mitglieder halten die Preiserhöhungen für nicht gerechtfertigt – wegen aus ihrer Sicht vielfältiger Mängel und laufender Renovierungsarbeiten am Standort Poppenbüttel. „Inzwischen hat sich unsere Gruppe bereits auf etwa 150 Beschwerdeführer erweitert. Aber keiner von uns hat bisher eine Antwort vom Meridian bekommen“, sagt die 59-Jährige enttäuscht.

Meridian-Sprecherin verteidigt Mitarbeiter des Clubs in Poppenbüttel

Janine Griffel, Sprecherin von David Lloyd Meridian, sagt zu den Vorhaltungen über das Fehlverhalten von Mitgliedern: „Es gab und gibt immer wieder vereinzelt Gäste, die sich nicht an die Regeln halten – sowohl bei Alt- als auch bei Neumitgliedern gleichermaßen, obwohl diese Regeln klar und verständlich überall ausgeschildert sind. Selbstverständlich gehen unsere Mitarbeiter dem nach.“

Etliche langjährige Mitglieder, die sich in einer Chat-Gruppe rege austauschen, haben jedoch andere Beobachtungen gemacht: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter scheuen den Konflikt mit den teilweise jungen männlichen Gästen, die sich daneben benehmen, weil diese oft regelrecht aggressiv reagieren“, sagt eine Spa-Besucherin. „Da haben viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nichts entgegenzusetzen.“ Es sei ja auch ein unbefriedigender Job, junge Männer auf die Einhaltung der Regeln hinzuweisen.

Meridian Spa: Mitglied beschreibt Ambiente „wie in einem Berliner Freibad“

Ein weiteres Mitglied schreibt: „Es ist eher ein Ambiente wie in einem Berliner Freibad.“ Es gebe viele „testosterongeschwängerte Jugendliche, die sich im Sportbereich und vor allem im Spa unflätig (gerne auch gegenüber Damen) benehmen und sofort aggressiv reagieren.“ Luise Panne spricht davon, dass häufig eine Lautstärke „wie in der Wandelhalle am Hauptbahnhof“ herrsche.

Auch beim Thema Sauberkeit gibt es eine unterschiedliche Wahrnehmung bei Mitgliedern und Betreiber. Etliche Mitglieder klagen gegenüber dem Abendblatt weiterhin über Schmutz und Schimmel in den Duschen, ungepflegte Saunen, abgeplatzte Fliesen, ramponierte Liegenauflagen und Abnutzungserscheinungen bei Möbeln und Wänden an vielen Stellen.

Meridian Spa Alstertal: Kritik an schmutzigen Duschen und Schimmel

Ein Sportler schreibt: „Die Duschen sind so dreckig, dass viele Mitglieder inzwischen lieber zu Hause duschen. Alles ist voller Haare, es gibt Schimmel und die Chance, mal eine warme Dusche zu finden, ist auch in den vergangenen Monaten gering. Statt sich um die bekannten Missstände zu kümmern, gibt es Preiserhöhungen. Schade!“

Auch Luise Panne sagt: „In den Damenduschen ist bis zu einer Höhe, die man mit den Armen erreicht, geputzt worden. Die Fliesen darüber sind noch immer stark verschmutzt, ebenso die Decke.“ Sie habe sich in dieser Woche erneut bei der Clubleitung beschwert. „Die wollen uns Altmitglieder wohl loswerden, die Jungen meckern nicht über mangelnde Sauberkeit.“

Meridian Spa Alstertal: In den Duschen sind in Deckenhöhe dunkle Flecken zu erkennen.
Meridian Spa Alstertal: In den Duschen sind in Deckenhöhe dunkle Flecken zu erkennen. © privat | Privat

Handyfoto zeigt schmutzige Tücher in den Umkleiden, die liegen bleiben

Und ein männliches Clubmitglied teilt dem Abendblatt mit: „Seit das Gesundheitsamt am 9. Januar vor Ort war, ist nichts Umfangreiches verbessert worden.“ Es seien lediglich zwei defekte Liegen entfernt, die Fugen in den Duschen bearbeitet, ein Türgriff wieder angeschraubt, die Absperrkordel bei der Treppe zum Außenpool wieder angebracht worden.

Ein weiteres Mitglied zeigt auf seinem Handy Fotos von einer defekten Toilette, die „mal wieder“ gesperrt sei, und von abgeplatztem Putz an mehreren Wänden. Außerdem hat er benutzte Papiertücher und schmutzige Gäste-Leihhandtücher, die in der Garderobe herumliegen, fotografiert. „Dass die Leihhandtücher einfach in einer Ecke liegen gelassen werden, anstatt sie in die dafür bereitgestellten Körbe zu werfen, kommt leider jetzt auch ständig vor“, sagt er verärgert.

Meridian Spa verspricht komplette Neugestaltung des Duschbereichs

Meridian-Sprecherin Griffel dagegen sagt: „Wir haben bereits den überwiegenden Teil der Mängel behoben. Der Duschbereich wird komplett neu gestaltet. Die Ausschreibungen dafür laufen schon seit Ende letzten Jahres und wir sind aktuell in der Vergabe.“

Die Fliesen an dieser Treppe sind nach Angaben von Mitgliedern schon länger abgeplatzt.
Die Fliesen an dieser Treppe sind nach Angaben von Mitgliedern schon länger abgeplatzt. © privat | Privat

Die Altmitglieder, die den Beschwerdebrief verfasst haben, werfen Meridian darüber hinaus vor, neue Mitgliedschaften zu verramschen und eine intransparente Preispolitik zu haben. Das sei nicht verbraucherfreundlich. Der Club werbe massiv mit Mitgliedschaften ab 59 Euro ohne Aufnahmegebühr.

Viele der Altmitglieder zahlen nach eigener Aussage teilweise deutlich über 100 Euro und sogar bis zu 130 Euro im Monat. Und zudem hätten sie zum Jahreswechsel ungerechtfertigte Preiserhöhungen bekommen.

Meridian Spa in Hamburg: Auch an anderen Standorten gibt es unzufriedene Gäste

Dies betrifft auch Mitglieder an anderen Standorten wie in Wandsbek und Eppendorf, die ebenfalls über nachlassende Qualität seit einigen Monaten und aktuelle Preiserhöhungen ihrer Verträge klagen. Heiko H., mit Unterbrechungen, weil er beruflich im Ausland war, seit mehr als 20 Jahren Mitglied, sagt: „Früher hatte Meridian die beste Reputation. Die Beiträge waren hoch, aber das war gerechtfertigt.“

Das habe sich geändert, sagt der 64-Jährige. Er habe immer die Großzügigkeit der Räume, die vielen guten Geräte ohne Wartezeiten geschätzt. Kurse oder den Spa-Bereich habe er nie benutzt. „Für die Leistungen, die ich wirklich nutze, würde ich in anderen Clubs nur 30 Euro bezahlen.“ Zuletzt habe er 105 Euro bezahlt, die habe er noch akzeptiert – aber nun sei sein Beitrag auf 109 Euro erhöht worden. „Man kommt sich ausgenutzt vor. Ich muss mir jetzt was Neues suchen.“

Meridian: Sprecherin spricht von Systemfehler bei Preiserhöhungen

Janine Griffel spricht bezüglich der Preiserhöhungen von einer IT-Panne: „Bedingt durch einen Systemfehler betrifft es vereinzelte Fälle, bei denen wir die Erhöhung selbstverständlich zurückgenommen haben.“

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Und sie weist einen Investitionsstau zurück: Seit 2021 habe das Unternehmen, das in Hamburg fünf Standorte betreibt, bereits mehrere Millionen Euro in die Hamburger Clubs investiert. „Wir werden auch in diesem Jahr einen siebenstelligen Betrag in Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen investieren. In Alstertal werden zum Beispiel die Duschbereiche komplett neu gemacht und in Eppendorf sowie Alstertal wird der Gerätebereich klimatisiert.“

In der Damendusche im Meridian Spa Alstertal sind rund um die Armaturen ebenfalls schwarze Stellen zu sehen.
In der Damendusche im Meridian Spa Alstertal sind rund um die Armaturen ebenfalls schwarze Stellen zu sehen. © privat | Privat

Meridian Spa: Polizeieinsatz im Alstertal – mit raschen Konsequenzen

Luise Panne findet, auch wenn bald renoviert werden soll, „kann man doch jetzt sauber machen“. Sie hat den Eindruck, dass überall gespart wird. „Teilweise gibt es keine Seife in den Seifenspendern. Lotion gibt es auch nicht mehr. Und seit einigen Wochen gibt es auch die Zeitschriften des Lesezirkels nicht mehr. Das ist kein Drama, aber bedauerlich ist es schon.“

Der Polizeieinsatz vom vergangenen Sonnabend blieb übrigens nicht ohne rasche Konsequenzen: „Der Mitarbeiter wurde fristlos entlassen“, so Janine Griffel.