Hamburg. 52-Jähriger soll fünf Mädchen sexuell bedrängt haben. Wegen eines weiteren Vorwurfs sitzt er bereits in Untersuchungshaft.

Die Kinder sollten von ihm an die Freuden der Musik herangeführt werden. Und sie haben ihm vertraut. Doch genau dieses enge Verhältnis seiner Schützlinge soll Carlos G. (Name geändert) aufs Übelste ausgenutzt haben.

Glaubt man der Anklage im Prozess vor dem LandgerichtHamburg gegen den 52-Jährigen, dann hat der Mann fünf seiner jungen Schülerinnen sexuell missbraucht. Die mutmaßlichen Opfer waren demnach zwischen neun und elf Jahre alt, als ihr Musiklehrer sich ihnen auf sexuelle Weise genähert habe. 21 Fälle wirft die Staatsanwaltschaft dem Mann in dem Prozess vor. Darüber hinaus soll Carlos G. Pornografie besessen haben, die den Missbrauch von Jugendlichen zeige.

Prozess Hamburg: Wurden Kinder sexuell missbraucht?

Vor Prozessbeginn verbarg der Angeklagte, der seine schwarzen Haare zu einem Zopf gebunden hatte, seinen Kopf unter einem dunklen Tuch. So wollte er verhindern, dass er auf Fotos zu erkennen ist.

Zum Auftakt der Hauptverhandlung nennt Carlos G. mit ruhiger, unaufgeregter Stimme dann seine Personalien. Eine Aussage zu den ihm zur Last gelegten Taten oder seinem bisherigen Werdegang gibt es von dem 52-Jährigen zunächst nicht.

Vorwurf: Missbrauch soll beim Musikunterricht stattgefunden haben

Die Missbrauchstaten haben sich laut Anklage zwischen September 2019 und Mai 2020 in einem Haus der Jugend im Hamburger Stadtteil Rahlstedt abgespielt. Dort soll der Mann beim Musikunterricht das Vertrauensverhältnis, das ihm als Lehrer entgegengebracht wurde, ausgenutzt haben, um sich den Mädchen sexuell zu nähern.

Überwiegend soll es um Berührungen im Intimbereich der Kinder gegangen sein – oberhalb der Kleidung, aber auch unterhalb. Die Taten sollen sich in den Räumen des Hauses der Jugend beziehungsweise im Pkw des Verdächtigen abgespielt haben.

Prozess: Drei der mutmaßlichen Opfer sind Nebenkläger

Konkret habe er die Kinder unter anderen dazu aufgefordert, sich auf seinen Schoß zu setzen, und sie dann am Unterleib angefasst. Beim Schlagzeugspielen soll er sich von hinten auf die auf einem Hocker sitzenden Mädchen bis auf engste Tuchfühlung herangeschoben und sie dann berührt haben.

Drei der mutmaßlich betroffenen Mädchen und deren Eltern haben sich dem Prozess als Nebenkläger angeschlossen.

Geständnis würde sich für Carlos G. strafmildernd auswirken

Würde Carlos G. ein „frühes und vollumfängliches Geständnis“ ablegen, so hat es der Vorsitzende Richter vorab in einem Telefonat mit der Verteidigerin des 52-Jährigen deutlich gemacht, würde sich das besonders strafmildernd auswirken. Denkbar sei aus seiner Sicht, so der Richter, dass eine Strafe herauskommt, die noch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte.

Das wären dann maximal zwei Jahre Freiheitsstrafe. Bei allem, was darüber liegt, ist laut Gesetz eine Bewährungsstrafe nicht mehr möglich. Dass eine solche, vergleichsweise geringe Strafe überhaupt theoretisch in Betracht kommt, liegt laut Vorsitzendem daran, dass Carlos G. bislang unbestraft ist.

Prozess Hamburg: Der Angeklagte sitzt in Untersuchungshaft

Allerdings gibt es ein weiteres Ermittlungsverfahren gegen den 52-Jährigen. Auch in diesem soll es um den sexuellen Missbrauch eines Kindes gehen. Deshalb sitzt Carlos G. zurzeit in Niedersachsen in Untersuchungshaft.

Am Dienstag soll der Prozess mit den ersten Aussagen der mutmaßlich geschädigten Kinder fortgesetzt werden. Insgesamt sind für den Prozess sieben Verhandlungstage geplant. Ein Urteil könnte demnach Ende kommenden Monats verkündet werden.