Hamburg. Einzelhandelsverband fordert von Rot-Grün in Wandsbek Taten statt Werbung und will ein auto- und parkplatzfreies Zentrum verhindern.

Im Streit um den anstehenden Verkehrsversuch in Volksdorf verstärkt sich der Druck der Kritiker. Der Verband der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels Nord e.V. (VMG) warf der rot-grünen Koalition in Wandsbek vor, die Geschäfte vor Ort mit teuren Werbekampagnen zum autofreien Einkaufen zu überziehen statt die Einkaufsmeile aktiv zu verbessern. Die Geschäftsleute prüften eine Klage.

"Nach unserer Umfrage vor Ort befürchten 75 Prozent der Geschäftsleute negative oder stark negative Auswirkungen auf ihr Geschäft", sagt der VMG-Vorsitzende Volker Tschirch. "Jetzt steht auch noch die Frage im Raum, ob das Geld der Öffentlichen Hand sinnvoll eingesetzt wird."

Acht Wochen Versuch, 12 Wochen Parkplatzmangel

Im Frühjahr sollen mit je zwei Wochen Vorbereitungs- und Nachbereitungszeit 70 Parkplätze für acht Wochen aus dem Zentrum verschwinden und die Aufenthaltsqualität vor den Läden mit Stadtmöblierungen und Buden verbessert werden. Dafür wird der Duchgangsverkehr aus den zentralen Bereichen von Claus-Ferck-Straße und Im Alten Dorfe herausgenommen.

Die Erfahrungen mit der "Flaniermeile Volksdorf" sollen dokumentiert und ausgewertet werden, um dann zu entscheiden, ob und in welchem Ausmaß der Dorfkern verkehrsberuhigt wird. So die Beschlusslage der rotgrünen Koalition im Bezirk.

CDU erfragte den Preis des Versuchs: 300.000 Euro

Die CDU, die den Versuch ebenfalls ablehnt, hatte mit einer Kleinen Anfrage den Preis für die acht Wochen autofreie "Flaniermeile Volksdorf" ermittelt: Laut Senat kostet der Versuch mindestens 300.000 Euro. Nach Ablauf der insgesamt 12 Versuchswochen soll der alte Zustand der Straße wiederhergestellt sein. 

Allerdings gilt es als sicher, dass eine Verkehrsberuhigung kommen wird. Sie steht im Koalitionsvertrag. Die Grünen hatten auch bereits auf das Wandsbeker Klimaschutzkonzept hingewiesen. „Verkehrsberuhigung ist Teil unseres Programms“ sagte die damalige Noch-Fraktionschefin und heutige Grünen-Landesvorsitzende Maryam Blumenthal. „Dafür wurden wir gewählt und das setzen wir um.“ Sie verwies auf New York und die erfolgreiche Verwandlung des Time Square, der 2009 für Autos gesperrt und zur Fußgängerzone mit Straßencafé wurde.

Im Klimakonzept der Koalition sind Flaniermeilen fest vereinbart

Das Klimakonzept der rot-grünen Koalition sieht vor, „Flanierzonen“ zu schaffen, um Verkehr in Stadtteilzentren zu vermeiden. Als Handlungsfelder benannt wurden Bramfeld, Berne und Volksdorf.

„Der sogenannte Verkehrsversuch verschlingt viel Geld, das besser für eine echte Attraktivitätssteigerung des Volksdorfer Ortskerns genutzt würde", sagte Tschirch. "Ein Großteil der 300.000 Euro wird in Überzeugungsarbeit für das umstrittene Projekt fließen."

Geschäftsleute wollen eigene Vorschläge machen

Die Geschäftsleute fühlten sich von der Bezirkspolitik "mehrheitlich nicht abgeholt", so Tschirch. Politische Verlautbarungen, die das Gegenteil suggerierten, seien "nicht hilfreich". Der bestehende Unmut zeige sich nicht zuletzt darin, dass die Gechäftsleute aktuell eine Klage gegen den Verkehrsversuch prüften. Sie möchten in schwierigen und mittlerweile lang andauernden Corona-Zeiten nicht weiteren Umsatz verlieren.

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„Als Verband suchen wir nach gemeinsamen Lösungen mit der Politik", sagte Tschirch. "Partielle Einsicht haben wir schon erreicht, da die Parkplatzprobleme nun angegangen werden." Er forderte jedoch eine "langfristig überzeugende Lösung, um das wichtigste Nahversorgungszentrum der Walddörfer attraktiv zu gestalten und damit vital zu halten." Dazu würden auch eigene Vorschläge zur Ausgestaltung erarbeitet.