Hamburg. Rot-Grün erklärt den Verzicht auf Wohnungsbau und will 2020 einen verbindlichen Plan vorlegen. Kommt ein neues Naturschutzgebiet?
Auf einer Bürgerversammlung in Wohldorf-Ohlstedt haben die Spitzen der rot-grünen Koalition weitreichende Zusagen zum Erhalt der Grünflächen neben dem Wohldorfer Wald gemacht. Damit könnte der mittlerweile 35 Jahre währende Streit um den Naturerhalt und etwaige Nachverdichtungen ein Ende finden.
„Wir haben die Behörden beauftragt, eine Roadmap zu erarbeiten und klar zu legen, welche Maßnahmen zu welcher Zeit vorgenommen werden können mit dem Ziel, die Flächen langfristig für die Natur zu sichern“, sagte die Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Christiane Blömeke. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), der wie Blömeke auch in Wohldorf-Ohlstedt seinen Wahlkreis hat: „Wir haben jetzt die Chance, die Differenzen der Vergangenheit beizulegen und einen Naturschutzkonsens für Ohlstedt zu erarbeiten. Das sollten wir nutzen – ich will dazu meinen Teil beitragen.“ Der CDU-Fraktionsvize Dennis Thering begrüßte die Versprechen.
Gericht kassierte zwei Bebauungspläne
Im April dieses Jahres hatte das Oberverwaltungsgericht den Bebauungsplan Wohldorf-Ohlstedt 13 für unwirksam erklärt. Er sah rund 200 Wohnungen vor. Den Richtern fehlten Artenschutzuntersuchungen, außerdem war ihnen nicht einsichtig, warum die Stadt auf für die Natur so risikobehafteten Flächen bauen will. 1990 war der erste Bebauungsplan für die Flächen vor Gericht kassiert worden. Naturschützer hatten unter anderem befürchtet, die Bebauung könnte die Wasserversorgung des Waldes gefährden. Auf einen weiteren Anlauf zur Durchsetzung von Wohnungsbau an dieser Stelle will die Stadt nun verzichten.
Dressel als der für Liegenschaften zuständige Senator müsste die Flächen jetzt dem Sondervermögen Naturschutz zuführen, die Umweltbehörde einen Plan erarbeiten, wie das Grün biologisch aufgewertet werden kann, um es überhaupt unter Naturschutz stellen zu können. Neue Pachtverträge für Landwirte würden nicht mehr abgeschlossen werden, sagte Dressel.
Der „Wohldorfer Wald Hilfsfonds“ und das „Forum für Ohlstedt“ zeigten sich zufrieden mit der Entwicklung. Bis Ende Januar 2020, also noch vor der Wahl, will Rot-Grün einen verbindlichen Fahrplan vorlegen. Ob die strittigen Flächen am Ende Naturschutzgebiet werden können oder „nur“ dem Biotopverbund zugeschlagen werden, ist noch offen, sagte Blömeke. Die Bürger fordern die verbindlichere Variante: Naturschutz.