Wohldorf-Ohlstedt. Verwaltung hatte sich lange gesperrt. Bezirk Wandsbek genehmigt Neubau in Ohlstedt. Eltern und fünf Kinder sind erleichtert.

Das Gras ist fast hüfthoch gewachsen, der einst liebevoll gestaltete Garten stark verwildert. Seit Juni 2018, als Felix Korten und seine Familie ihr Haus am Lottbeker Weg bei einem Brand verloren haben, ist das Grundstück nicht mehr bewohnt. Seither kämpfen sie dafür, dass sie wieder ein Wohnhaus errichten dürfen.

Das Problem: Laut dem Bebauungsplan Wohldorf-Ohlstedt 17 aus dem Jahr 2006 ist auf dem Areal keine Wohnbebauung mehr vorgesehen, sondern dort soll es nur mehr Wald geben. Das rustikale Holzhaus, das zur sogenannten Norwegersiedlung gehörte und in den 1940er-Jahren entstand, genoss Bestandsschutz. Das Argument des Bezirksamts Wandsbek, das sich seit einem Jahr weigerte, eine neue Baugenehmigung zu erteilen. „Da das Bestandsgebäude abgebrannt und somit der Bestandsschutz erloschen ist, liegt hier kein Recht auf eine Neubebauung vor, da durch die Ausweisung des Bebauungsplans kein Baurecht besteht“, hieß es in einer Behördenantwort auf eine Bauvorbescheidanfrage.

Offizielle Entscheidung liegt noch nicht vor

Nach langem Hin und Her kommt nun langsam Bewegung in die verfahrene Situation. Der Bezirk ist offenbar gewillt, der Familie doch eine Baugenehmigung zu erteilen. Der Hauptausschuss der Bezirksversammlung hatte der Verwaltung eine positive Entscheidung empfohlen, wenn ein 1:1-Wiederaufbau erfolge. Derzeit befindet sich der Fall nach Abendblatt-Informationen aber noch im Vorbescheidsverfahren, eine offizielle Entscheidung liegt noch nicht vor.

Für Felix Korten und seine Lebensgefährtin Gyde Schmidt – sie ist einer der beiden Ratiopharm-Zwillinge aus der TV-Werbung – sind das gute Nachrichten. „Wir freuen uns sehr, auch die Kinder“, sagt Korten. Die fünf Kinder der Patchworkfamilie gingen im Teich, der auf dem verlassenen Grundstück liegt, immer gern mal baden, sagt der Rechtsanwalt.

Das Haus brannte vollständig aus.
Das Haus brannte vollständig aus. © Felix Korten | Felix Korten

Das Drama nahm am 1. Juni vergangenen Jahres seinen Lauf. Ihr Wohnhaus, „unser Paradies“, wie Korten es nennt, ging in Flammen auf. Das denkmalgeschützte Haus mit den weißen Sprossenfenstern brannte bis auf die Grundmauern nieder. Nur der Keller blieb in Resten stehen. Die Brandursache ist bis heute ungeklärt. Korten war damals auf Geschäftsreise in der Schweiz, seine Lebensgefährtin war an dem Abend zu einer Restauranteröffnung in Eppendorf eingeladen und ausgegangen. Von den Kindern im Alter zwischen zwei und 14 Jahren war glücklicherweise keines im Haus.

Das Haus war nicht zu retten

Der Einsatzbericht der Feuerwehr machte deutlich, dass das Haus nicht zu retten war: „Als die ersten Kräfte die Brandbekämpfung aufbauten, war der Brand in dem Holzhaus so weit ausgebreitet, dass ein Innenangriff nach kurzer Zeit abgebrochen werden musste.“ Und weiter: „Da das Dach durch die Brandeinwirkung zum Teil eingestürzt war, musste der Rest des Gebäudes abgetragen werden, um einen Löscherfolg zu erzielen.“

Die Bewohner verloren in dieser Nacht quasi alles – den gesamten Hausstand mit Möbeln, technischen Geräten und Kleidung sowie sämtlichen persönlichen Gegenständen, Fotos und Erinnerungsstücken.

Der Anwalt hatte das Haus von der städtischen Saga gekauft, die das 2470 Qua­dratmeter große Grundstück angeboten hatte. Ein Mindestgebot von 450.000 Euro war aufgerufen, Korten erhielt den Zuschlag, allerdings lag der Preis, den er bezahlen musste, deutlich über dem Mindestgebot. Die Familie sanierte anschließend das Anwesen dann in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt, ehe sie im November 2016 einziehen konnte. Als die Familie durch den Brand obdachlos geworden war, kam sie kurzfristig bei der Schwester von Gyde Schmidt außerhalb von Hamburg unter.

Baubeginn ist wohl erst im kommenden Jahr

Damit die Kinder jedoch auf ihren Schulen bleiben konnten, zog die Familie wieder zurück nach Hamburg und musste nun bereits zweimal umziehen. Der aktuelle Mietvertrag ende im Oktober, „aber der Vermieter hat signalisiert, dass wir möglicherweise noch ein wenig länger bleiben können“, sagt Korten.

Dass der Bezirk einlenkt, verdankt der bislang verhinderte Bauherr auch dem zuständigen Bauprüfausschuss, der sich bei seiner letzten Sitzung Anfang Juni mit großer Mehrheit für die Wiedererrichtung eines Gebäudes in gleicher Art mit gleichen Abmessungen ausgesprochen hat. Der gesunde Menschenverstand habe sich durchgesetzt, hieß es aus der Runde. Die Entscheidung des Ausschusses war für die Verwaltung allerdings nicht bindend. Es scheint aber ausgeschlossen, dass das Bezirksamt das Votum des Ausschusses ignoriert.

Korten rechnet nicht damit, dass er sehr schnell mit dem Bau beginnen kann. „Dieses Jahr wird es wohl nichts mehr“, sagt . Aber fürs Erste sei die ganze Familie froh und erleichtert.