Bürgerinitiative beklagt städtische Baumaßnahmen an der Berner Au, die die Gefahren verschärfen.

An der Berner Au hat die Stadt ein großflächiges Überschwemmungsgebiet (ÜSG) ausgewiesen und dies unter anderem mit den Gefahren von Binnenhochwassern begründet. Die infolge des Klimawandels häufiger und heftiger werdenden Starkregefälle machten es erforderlich, Überflutungsflächen auszuweisen und jede weitere bauliche Maßnahme auf den betroffenen Grundstücken unter Aspekten des Hochwasserschutzes zu prüfen und gegebenenfalls zu unterbinden. Doch jetzt baut die Stadt gleich an drei Stellen im ÜSG selbst und hat den Hochwasserschutz dabei offensichtlich gar nicht oder nur unzureichend im Auge. Auch mit der Vergrößerung von Rückhaltebecken, die das Wasser aus den Kellern halten könnten, hat sie derzeit nicht viel im Sinn.

Zwischen Rahlstedter Weg und Pulverhofsweg wird ein Radweg aus dem ÜSG verlegt und eine angrenzende städtische Wiese neben der Berner Au zum Feuchtbiotop aufgewertet werden kann. Der Haken: Die Wiese wird von Gräben durchzogen, die das Regenwasser der Siedler von ihren Grundstücken in die Berner Au leiten sollen. Sie haben schon jetzt Probleme, weil die Stadt ihre Entwässerungsgräben nicht mehr pflegt und verschlicken lässt. Damit verbleibt das Regenwasser auf den Grundstücken der Siedler, die sehen müssen, wie sie feuchte Keller vermeiden. „In die Planung der Stadt einbezogen wurden sie nicht“, sagt Frank Dethloff, Anlieger an der betroffenen Wiese. „Sie sollen nur die Probleme lösen, die die Stadt ihnen buchstäblich vor die Nase baut.“

Überflutungsflächen schaffen kann man später, sagt die Stadt

Zwischen Hasenweg und Berner Au wird entlang des Ufers auf 50 Metern Länge ebenfalls ökologisch aufgewertet, um Neubauten an anderer Stelle der Stadt auszugleichen. „Das Gelände wird neu profiliert und ist zum Teil erhöht worden“, sagt Thomas Müller von der Bürgerinitiative „Kein ÜSG Berner Au“. Bei etwaigen Überschwemmungen wird so das Wasser in andere Bereiche verdrängt. Eine hier mögliche Verringerung der Hochwassergefahr durch eine verbesserte Regenwasserrückhaltung wurde bei der Planung nicht mit einbezogen. In einer Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des Alstertaler CDU-Bürgerschafts-Abgeordneten Dennis Thering bestritt der Senat zwar die Geländeprofilierung, erklärte aber, dass „lediglich eine kleiner Teil“ der fraglichen Fläche im ÜSG liege, und Überflutungsflächen für Hochwasser auch später noch geschaffen werden könnten.

Ähnliches gilt für den Neubau der Fußgängerbrücke Kathenkoppel. Hier hatten die Anwohner des ÜSG gehofft und erwartet, dass die Stadt im Zuge ihrer Bau- und Renaturierungsmaßnahmen auch das Volumen des Rückhaltebeckens und einer bereits vorhandenen Rückhaltefläche erhöhen würde, um das ÜSG verkleinern zu können. Fehlanzeige. Die Stadt plant anders.

Rückhaltebecken erweitern? Will die Stadt auch nicht

So steht auch die Erweiterung bzw. Ausbaggerung der Rückhaltebecken Blakshörn und Meiendorfer Mühlenweg nur bedingt auf der Agenda. Zwar hatte die Bezirksversammlung im November 2017 darum gebeten, entsprechende Vorschläge der Bürgerinitiative durch Berechnungen zu prüfen und die Ergebnisse bis Ende März 2018 vorzulegen. Doch auf entsprechende Nachfrage des CDU-Manns Thering beschied der Senat jetzt, dass möglicherweise im ganzen Jahr 2018 nichts dergleichen passieren werde. Die Frage nach einem Ersatztermin ließ der Senat unbeantwortet.