Hamburg. ADFC verärgert über das Aus für die Walddörferstraße – CDU und Gewerbetreibende erleichtert über Radwegeausbau am Friedrich-Ebert-Damm.
Für den Abschied von der Fahrradstraße Walddörferstraße hat sich die rot-grüne Koalition noch etwas Zeit genommen. Bevor Beschlüsse zum fahrradgerechteren Ausbau des Friedrich-Ebert-Dammes gefasst werden, solle die Verwaltung den Bürgern die neuen Pläne vorstellen, befand die Politik. Bei der Erörterung der fahrradpolitischen Kehrtwende im Wandsbeker Verklehrsausschuss wurde aber deutlich, dass die Planungen für die Walddörferstraße am Veto der Innenbehörde und der Verkehrsdirektion gescheitert sind.
Das Gutachterbüro und die Bezirksverwaltung erklärten übereinstimmend, dass eine Fahrradstraße in der Walddörferstraße mit der Landesbehörde derzeit nicht zu machen sei. Die Fahrradstraße sei „nicht anordnungsfähig“, erklärte das Amt. Will sagen: Ohne eine entsprechende Anordnung der Innenbehörde darf die Straße nicht umgebaut werden. Diese Anordnung aber will die Behörde nicht erlassen. Gezwungen werden könne sie auch nicht dazu, weil der Erlass der Anordnung im billigen Ermessen der Behörde liege.
Schon bei der Anhörung Anfang 2016 hatte die Behörde signalisiert, dass sie die Walddörferstraße als Ausweichstrecke für die parallel laufenden beiden Hauptstraßen behalten will und eine Fahrradstraße für unzulässig hält.
Radwege am Friedrich-Ebert-Damm unter den Umständen das beste
„Das geht in anderen Städten durchaus anders, aber in Hamburg ist es derzeit eben so wie es ist“, sagte Detlev Gündel vom bundesweit agierenden Gutachterbüro PGV-Alrutz GmbH aus Hannover.
Damit waren die Gutachter auf die ursprüngliche Aufgabenstellung zurückgeworfen: Das Auffinden einer schnellen Radwegeverbindung zwischen Friedrichsberg und Farmsen, die praktisch durchsetzbar und mit zumutbaren Planungsvorläufen realisierbar ist.
Die Ertüchtigung und Verbreiterung der Radwege am Friedrich-Ebert-Damm sei zwar alles andere als eine „Fahrradautobahn“, aber unter den gegebenen Umständen das beste, sagte Gündel. „Da könnten wir 2019 schon was sehen im Straßenbild“, ergänzte der Vertreter des Wandsbeker Bezirksamtes.
Fahrradlobby verärgert
Die Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) reagierten enttäuscht und verärgert. Sie hatten erwartet, dass die auch aus ihrer Sicht durchaus fahrradfreundlichen Gutachter aus Hannover die Walddörferstraße abschnittweise betrachten und genau ermitteln würden, ob im jeweiligen Teilabschnitt Schutzstreifen, Radfahrstreifen oder eine Fahrradstraße Anwohner, Gewerbetreibende und HVV-Nutzer zufrieden stellen könnten.
Dass die Route durch die Walddörferstraße fahrradgerechter, intuitiver zu finden und schon wegen des deutlich geringeren Autoverkehrs angenehmer zu fahren wäre als der Friedrich-Ebert-Damm, bestritten weder das Amt noch der Gutachter. Diese Fragen aber seien durch das Veto der Behörde erledigt worden.
CDU und Gewerbetreibende zufrieden
CDU und Gewerbetreibende, die gemeinsam massiv gegen den fahrradgerechten Umbau der Walddörferstraße mobilisiert hatten, reagierten erleichtert. Auf dem Friedrich-Ebert-Damm würden nach derzeitigem Stand nur die Radwege verbreitert und die Nebenfahrbahnen für Radler hergerichtet werden. Die Vierspurigkeit bliebe unangetastet, allenfalls die Ampelschaltung würde etwas angepasst, so dass die Radler nicht dauernd Rot sehen.
Einig waren sich die Vertreter aller Parteien, dass die Walddörferstraße samt Nebenflächen mit Priorität saniert werden muss. Das Bezirksamt nannte Planungsvorläufe von drei bis vier Jahren. Gutachter Gündel wies wiederholt darauf hin, dass die Radler die Walddörferstraße weiterhin befahren dürften. Auch nach einem Ausbau der Radwege auf dem Friedrich-Ebert-Damm. Die ADFC-Vertreter registrierten den Wink, waren aber nicht zufrieden mit dem bevorstehenden Ausbau einer Wegstrecke, die sie eigentlich gar nicht benutzen wollen. Einen Termin für die öffentliche Vorstellung der Pläne gibt es noch nicht.