Winterhude. 6,8 Kilometer reine Fahrradstraßen sollen um die Alster führen. Parkplätze entfallen. Heftige Proteste kommen von der CDU.

Die CDU hat mit heftigen Attacken auf die neue Planung zu den Fahrradachsen rund um die Alster reagiert. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Denis Thering, monierte den Wegfall von bis zu 200 Parkplätzen. Auch sei es nicht sinnvoll, für den Umbau verhältnismäßig intakter Wege Millionen-Beträge in die Hand zu nehmen.

Verkehrsbehörde, Fahrradbeauftragte und der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) hatten in einer Bürgerbeteiligung den Bauabschnitt Bellevue/Schöne Aussicht vorgestellt (wir berichteten). Rund um die Alster sollen Fahrradstraßen entstehen, der Abschnitt Harvestehuder Weg ist fertig gebaut, der Abschnitt Alsterufer fertig geplant. Der Umbau des Harvestehuder Wegs (1,3 Kilometer) kostete 1,1 Millionen Euro. Am Ende sollen insgesamt 6,8 Kilometer umgebaut sein.

Die Radverkehrskoordinatorin des Senats, Kirsten Pfaue, sprach von einer „angenehmen, konstruktiven Atmosphäre. So macht Bürgerbeteiligung Spaß.“ Es seien gute Anregungen gekommen, die Parkplätze seien „zwar Thema gewesen, aber es war nur ein Punkt unter vielen.“ Als wichtige Anregung nahm sie auch mit, einen Landschaftsplaner auf die Grünanlagen besonders in der Bellevue gucken zu lassen. Anwohner regten eine verbesserte, weithin sichtbare Beschilderung der Fahrradstraßen und einen Fußgängerüberweg an der Ecke Krugkoppelbrücke/Leinpfad an. Zurzeit ist da eine Sprunginsel vorgesehen.

Der Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Dirk Lau, warf CDU-Mann Thering „Ahnungslosigkeit und Stimmungsmache“ vor. „Das Konzept der Behörde ist gut und ist auch gut aufgenommen worden, es gab nicht die sonst üblichen Tumulte. Es gibt immer Leute von der CDU, die glauben, dass ihr Parkplatz wegfällt. Aber Herr Thering sollte sich die Straßen vor Ort ansehen und nicht nur Standard-Sprüche machen.“ Die Behördenplanung sei eben nur sehr langsam. „Aber das ist halt Hamburg.“

ADFC und CDU in Sachen Fahrradstraße auf Kollisionskurs

Pfaue und die Behörde sprachen von einem Baubeginn im Sommer 2018 oder 2019. Der Vorsitzende der CDU-Bezirksfraktion Nord, Christoph Ploß, monierte die Terminierung der Beteiligungsveranstaltung. „17 Uhr ist für Berufstätige kaum machbar.“ Er habe deshalb nicht pünktlich kommen können. Ploß bestätigte die eher verhaltene Kritik an der Parkplatzplanung, zeigte sich aber überzeugt davon, dass mit der jetzt einsetzenden Information der Anwohner das Thema an Bedeutung gewinnen werde.

Die Bürgerinitiative „Unser Uhlenhorst“ warf den Planern vor, das Thema Parkplätze bis zum Abend vor der Präsentation komplett aus der Debatte herausgehalten zu haben. „Erst jetzt ist klar, dass mindestens 125 Parkplätze entfallen werden“, sagte Christoph Berndt von der Initiative. Uhlenhorst sei zwar nur mittelbar betroffen, müsse aber den Parkdruck auffangen, der durch die Verluste an der Alster entstehe.

Sorge um den Wegfall von PKW-Parkplätzen

Die CDU sieht auch den Kreisverkehr kritisch, den die Planer für die Anbindung der Krugkoppelbrücke an den Harvestehuder Weg als beste Möglichkeit sehen und der bei den Anwohnern auf positive Resonanz stieß. Er werde Millionen kosten, sagte Thering. „Es ist nicht schon wieder ein ,großer Wurf’ nötig.“ Ploß erklärte, er jogge regelmäßig an der Bellevue, fahre dort Fahrrad und habe da nie Probleme. Die Behörden hatten Konflikte zwischen Radlern, Fußgängern und Autofahrern ausgemacht und dies als einen der Anlässe für die Planung herausgestellt.

Ein zweiter Grund für die Erneuerungspläne ist laut Behörden der schlechte Zustand der Rad- und Fußwege sowie das über lange Jahre stetig gewachsene Verkehrsaufkommen, dem die Wege nicht mehr gerecht würden. Drittens würde von dem Achsenkonzept in der prominenten Lage um die Alster Signalwirkung ausgehen und viertens der Freizeitwert für viele Hamburger und Ausflügler beträchtlich erhöht. Besonders am Wochenende haben die Spaziergänger Hochkonjunktur an der Alster. Was allerdings auch den Parkdruck verschärft: Viele rücken mit dem Auto an.

Mehr Radler und Fußgänger als Autos an der Alster

Da aber Radler und Fußgänger gegenüber den automobilen Nutzern der Straßen und Wege an der Alster überwiegen, müsse ihnen mehr Raum gegeben werden, sagte der Radverkehrsexperte der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Lars Pochnicht. Auch werde mit der laufenden Anbindung des Leinpfads an die Krugkoppelbrücke die Veloroute 4 an die Alsterachsen angeschlossen, sodass ein schneller Radweg vom Winterhuder Markt bis in die City entstehe. „Deshalb wollen wir auch den Kreisverkehr an der Ecke Krugkoppelbrücke/Harvestehuder Weg, denn diese Kreuzung ist ein Hotspot für Radler und braucht mehr Verkehrssicherheit“, sagte Pochnicht.

Das Auto ist nur „Gast“ in der Fahrradstraße, schreibt die Verkehrsbehörde in ihren Erläuterungen zum Konzept der Alster-Fahrradachsen. Ein Zusatzschild erlaubt ihnen die Zufahrt – oder auch nicht. Vorrang haben in jedem Fall die Radler, sie dürfen sogar nebeneinander fahren. In der Regel ist das Tempo auf 30 Stundenkilometer begrenzt. Fahrradstraßen müssen gut beschildert und durch Aufpflasterungen oder dergleichen von Straßen mit Vorrang für den motorisierten Verkehr getrennt sein. Laut Gesetz sind Fahrradstraßen anzuordnen, wenn der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder alsbald sein wird.