Hamburg. Bund zahlt insgesamt 25 Millionen Euro. Sehr breite und kreuzungsfreie Strecken sollen Hamburg attraktiver für Zweirad-Pendler machen

Sie heißen Fahrradschnellwege – und Hamburg will beim Bau dieser sogenannten Fahrrad-Autobahnen Tempo aufnehmen. Hintergrund ist, dass sich der Bund am Bau solcher Wege finanziell beteiligen will, wie Bundesverkehrsminister Alexander Dobrintd (CSU) und weitere Unionspolitiker bereits angekündigt haben. Danach soll noch im Bundeshaushalt 2017 ein Programm mit 25 Millionen Euro geschaffen werden. Schon der Hamburger Koalitionsvertrag von SPD und Grünen sieht vor, dass in dieser Legislatur ein Konzept für solche breiten und langen Strecken auf den Weg gebracht werden.

„Wir sind jetzt aktiv in der Planung und prüfen, welche Korridore infrage kommen“, sagte der Radverkehrsexperte und Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen, Martin Bill, dem Abendblatt. In der Erwägung seien beispielsweise Strecken von Pinneberg und Norderstedt nach Hamburg. Ebenso eine Verbindung von der Veddel über Wilhelmsburg bis Harburg, die dem Verlauf der Wilhelmsburger Reichsstraße folgen könnte, die derzeit verlegt wird. Dabei soll es in Wilhelmsburg über die viel befahrene Neuenfelder Straße voraussichtlich auch eine eigene Fahrradbrücke geben, kündigte der Grünen-Politiker an. Ein weiterer möglicher Korridor würde am Fähranleger auf Finkenwerder starten und dann bis weit ins Umland führen.

Auch die CDU in Hamburg – sonst eher nicht Vorkämpferin des Radverkehrs – hat sich zu den neuen Radschnellwegen Gedanken gemacht, nachdem die Bundesregierung eine Förderung solcher Projekte signalisiert hat. So schlägt die CDU-Bezirksfraktion Hamburg-Nord jetzt vor, eine „Fahrrad-Autobahn“ auf der ehemaligen Trasse der Güterbahn Ohlsdorf nach Ochsenzoll zu bauen. Und zwar vor dem Hintergrund, dass in Norderstedt bereits an einer Machbarkeitsstudie für einen Radschnellweg von Bad Bramstedt bis Hamburg gearbeitet werde. In Ochsenzoll gebe es somit einen Anschluss. Ein solcher eigenständiger Radweg, abseits von anderen Verkehrswegen, biete sich an.

Von einer „charmanten Idee“ spricht auch Grünen-Politiker Bill. Allerdings sei ausgerechnet diese alte Bahntrasse eine ökologische Ausgleichsfläche für die Flughafen-S-Bahn. Wahrscheinlicher, so Bill, sei für die Anbindung Richtung Norderstedt deshalb eine Strecke, die dichter am Flughafen verlaufen werde.

Wie die Hamburger Radschnellwege einmal aussehen werden, steht indes noch nicht fest. Als Vorbild gelten jedoch ähnliche Radwege wie in Holland und Dänemark, wo sich ebenfalls das Land an der Finanzierung beteiligt. In der Regel sind dort Radschnellwege gut vier Meter breite Radwege, auf denen sich Radfahrer auch überholen können.

Sie verlaufen größtenteils über längere Entfernungen von 15 und mehr Kilometern kreuzungsfrei zu anderen Straßen und Gehwegen und queren sie oft in eigenen Tunneln oder über Brücken. Gedacht sind sie vor allem wie in Kopenhagen für Pendler, die dann auch für mittlere Entfernungen das Rad nehmen und zügig vorankommen wollen. Weil solche Radschnellwege nur in Verbindung mit dem angrenzenden Umland funktionieren, will Hamburg bei der Planung in Abstimmung mit der Metropolregion zusammenarbeiten.

Ruhrgebiet ist bei der Planung deutlich schneller

Die bei der Hamburger Wirtschafts­behörde angesiedelte Organisation wird von den vier norddeutschen Bundesländern getragen und soll die Zusammenarbeit in der Region stärken. Unter anderem beim Bau von Radwegen für Hamburg-Pendler. In der kommenden Woche soll dazu eine erste „Erreichbarkeitsanalyse“ vorgestellt werden.

Weiter mit dem Bau eines Radschnellweges ist man unterdessen im Ruhrgebiet, wo jetzt ebenfalls viel Hoffnung auf der neuen Bundesförderung ruht. Der „Radschnellweg Ruhr“ soll einmal auf 100 Kilometer Länge zehn Städte und vier Universitäten verbinden. Während Hamburg noch in der „Korridor-Überlegung“ steckt, ist dort das erste Teilstück bereits fertig.