Poppenbüttel. Die Linke scheitert mit dem Versuch, Flüchtlinge im ehemaligen Hotel unterzubringen. Auch der Umbau des Ausflugslokals zu Wohnungen ist vom Tisch.

Das traditionsreiche Poppenbütteler Ausflugslokal Mellingburger Schleuse – ein Flüchtlingsheim? Eine „öffentlich rechtliche Unterbringung“ als „Zwischennutzung“ für das seit zwei Jahren leerstehenden Hotel und Restaurant an der Alster? Nach Meinung der Linkspartei sollte die Stadt das in Teilen denkmalgeschützte Ensemble im Landschaftsschutzgebiet „für fünf Jahre pachten, vor dem Verfall retten und umbauen“, um Menschen in Not zu helfen und in Ruhe nach einer Anschlussnutzung suchen zu können.

Das forderte die Linke in der Bezirksversammlung Wandsbek – und scheiterte am einstimmigen Widerstand aller anderen Abgeordneten.

Ohne mit ihm gesprochen zu haben konstatierte der Linken-Abgeordnete Rainer Behrens, dass der 88 Jahre alte Eigentümer und Gastronom Peter Lehfeldt „keine Kraft, keine Lust und keinen Nachfolger“ habe und deshalb das Hotel in luxuriöse Eigentumswohnungen verwandeln wolle. Die angebliche Unwirtschaftlichkeit einer Gastronomie am Alsterlauf aber sei „vorgeschoben“. Die Behörden sollten deshalb „ein Vorkaufsrecht prüfen“ und Konzepte zur Weiterführung des Hauses als Klinik, Hotel und Schulungsheim erwägen.

Der Eigentümer saß im Publikum und vernahm es mit Staunen. Er arbeite an einem neuen Konzept für Gastronomie an der Schleuse, sagte Lehfeldt dem Abendblatt. Er wolle nicht verpachten. Der Wohnungsbau sei längst vom Tisch. Er sei von interessierter Seite an ihn herangetragen worden. Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt aber habe die dafür nötige Aufhebung des Landschaftschutzes ohnehin abgelehnt.

Der SPD-Fraktionsvize Rainer Schünemann bekräftigte Lehfeldts Darstellung und warf der Linken vor, es „mit dem Eigentum nicht so genau zu nehmen. Aber wir Sozialdemokraten requirieren keine Immobilien, die die Eigentümer gar nicht verpachten wollen.“ Auch stehe das Hotel nicht zum Verkauf, und es verfalle nicht. „Ich begrüße es durchaus, wenn es links von der SPD noch Parteien gibt. Aber auch die Linke sollte mehr an die Menschen denken und weniger an die Show“, sagte Schünemann. Ähnlich äußerten sich die Grünen.

Der CDU-Abgeordnete Sören Niehaus sagte, der kurzzeitig erwogene Wohnungsbau wäre planungsrechtlich schon schwierig gewesen. Eine öffentlich rechtliche Unterbringung aber wäre noch schwieriger. „Und die Eigentumsfrage gar nicht zu stellen ist schon sehr merkwürdig.“

Linken-Stadtplaner Behrens betonte, angesichts der 4000 allein in diesem Jahr fehlenden Plätze für Flüchtlinge seien fantasievolle Lösungen auch in sogenannten besseren Gegenden gefragt und führte die Sophienterrassen in Harvestehude an, die die Stadt für umgerechnet 17.000 Euro pro Flüchtling umbauen wolle.

Schünemann wies den Vergleich zurück. „Es gibt da einen wesentlichen Unterschied: Die Sophienterrassen gehören der Stadt.“

Lehfeldt wollte über sein gastronomisches Konzept für die Schleuse noch nichts sagen. Es sei noch nicht spruchreif. Der CDU-Fraktionschef Eckard Graage und der Rahlstedter CDU-Bürgerschaftsabgeordnete und Immobilienmakler Karl-Heinz Warnholz hatten die Idee des Wohnungsbaus an der Schleuse forciert. Auch die rot-grüne Koalition hatte den Umbau des Hotels zu Wohnungen erwogen, die Grünen die Unwirtschaftlichkeit einer größeren Gastronomie am Standort für plausibel dargelegt erklärt. Für Ausflügler wäre dann nur ein Kiosk, maximal ein Café geblieben (wir berichteten). Jetzt werden die Karten neu gemischt.