Die Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz wollen Sofortmaßnahmen gegen die Belastungen durchsetzen und den Wahlkampf nutzen, um den Parteien Taten abzuringen

Lemsahl. Die Fluglärmgegner rufen zur „Montagsdemo“ auf. Am Montag, 12. Januar wollen sie um 18 Uhr am Flughafenterminal 1 Zeichen setzen und ihrer Forderung nach sofortiger Reduzierung der Belastung Nachdruck verleihen. „Fluchlärm, nein danke!“ heißt die Parole.

Die Anleihe gilt allerdings nicht den Leipziger Demonstranten, die wesentlich zum Ende der DDR beigetragen haben, sondern den regelmäßigen Montagsdemos am Frankfurter Flughafen. „Aber natürlich ist die Situation dramatisch“, sagt Martin Mosel von der Bürgerinitiative Alstertal Walddörfer Ahrensburg für Fluglärmschutz (BAW). Der Ärztetag habe die gesetzlichen Vorgaben zum Schutz der Bevölkerung für völlig unzureichend erklärt und gefordert, den Fluglärm wie Bluthochdruck und Rauchen als Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen anzuerkennen. Trotzdem habe sich die Situation weiter verschärft, die Zahl der Flüge von und nach Hamburg steige wieder. Auch sei die regierende SPD von einem bereits erreichten gemeinsamen Ziel zur Verbesserung der Lärmsituation zumindest im Hamburger Nordosten wieder abgerückt.

Gemeint ist der Zehn-Punkte-Plan, den der Umweltausschuss im Frühjahr 2014 einvernehmlich verabschiedet und darin den Senat aufgefordert hatte, beim Flughafen und der Deutschen Flugsicherung eine Verlängerung des Anflugkorridors von 7 auf die international üblichen 10 Nautische Meilen durchzusetzen. Das ist zunächst – trotz der städtischen Mehrheitsbeteiligung am Flughafen – in der Fluglärmkommission gescheitert. Dem Demonstrationsaufruf angeschlossen haben sich die im Dachverband der Hamburger Bürgerinitiativen gegen Fluglärm, BIG Fluglärm Hamburg e.V., organisierten Bürgerinitiativen und die Norderstedter Interessengemeinschaft für Fluglärmschutz. Sie fordern neben Sofortmaßnahmen mittelfristig die Verlegung des Flughafens nach Kaltenkirchen.

In der Sitzung des bürgerschaftlichen Umweltausschusses am Dienstag, einen Tag nach der Demo, wollen die Grünen nochmals versuchen, gemeinsam mit der SPD einen zweiten Anlauf zur Durchsetzung der 10-Meilen langen Anflugkorridore durchzusetzen. Der Wahlkampf ist bereits in vollem Gange: die Walddörfer Grüne Christiane Blömeke startet am Mittwoch mit ihrer Bürger-Diskussion der Fluglärmprobleme im Poppenbütteler Restaurant „Tinos“ eine Offensive im Werben um die Bürgergunst. Ihr Widersacher im Wahlkreis ist vor allem SPD-Fraktionschef Andreas Dressel, dem die BAW bereits klar gemacht hatte, dass sie gegen ihn arbeiten würde, wenn der Zehn-Punkte-Plan nicht umgesetzt wird.