Seit Jahrzehnten kümmert sich Heinz-Werner Steckhan ehrenamtlich um das Naturdenkmal Timmermoor in Bergstedt. Er liebt die Idylle, die hier herrscht. Doch ein Unbekannter sorgt für Ärger im Timmermoor.

Bergstedt. Es regnet, der Himmel ist grau und wolkenverhangen, der Boden matschig. Bei solchem Wetter verlassen die meisten nur ungern die heimischen vier Wände. Bei Heinz-Werner Steckhan ist das anders. Den 67-Jährigen zieht es auch bei Schmuddelwetter in den Wald, genauer gesagt ins Timmermoor in Bergstedt. Beherzten Schrittes stapft Steckhan über den sumpfigen Boden, schaut während seiner Rundgänge, ob irgendwo Müll herumliegt, Nistkästen heruntergefallen sind oder Bäume und Sträucher zurückgeschnitten werden müssen, und blüht merklich auf, wenn er einen Vögel singen oder einen Frosch quaken hört.

Steckhan ist Naturschützer aus Leidenschaft. Seit Jahrzehnten ist er für den NABU aktiv. Und das Timmermoor liegt ihm ganz besonders am Herzen. Seit nun schon 28 Jahren kümmert er sich ehrenamtlich um das Gebiet östlich der Straße Hamraakoppel. Mehrmals die Woche sieht er dort nach dem Rechten, baut Nistkästen für Vögel und Unterschlüpfe für Fledermäuse, prüft Wasserqualität, sorgt dafür, dass seltene Frosch- und Vogelarten hier gut leben können.

Sein Großvater zeigte ihm das Timmermoor

Zum Timmermoor hat Steckhan schon lange eine besondere Bindung: „Ich bin am Volksdorfer Grenzweg aufgewachsen und war als Junge schon immer mit meinem Großvater hier.“ Der habe ihn gelehrt, ganz still zu sein und die verschiedenen Vogelstimmen zu unterscheiden, und schon früh sein Interesse für den Naturschutz geweckt.

Als das Timmermoor 1986 offiziell unter Naturschutz gestellt wurde, erklärte Steckhan sich sofort bereit, die Verantwortung für das Gebiet zu übernehmen. „Früher, als ich noch als Produktionsingenieur bei einem großen Konzern gearbeitet habe, war die Zeit in der Natur ein wichtiger Ausgleich für mich“, sagt er. Und auch nach seiner gesundheitsbedingten Pensionierung kümmert sich Steckhan weiter um „sein“ Timmermoor, obwohl er an einer Lungen-Sarkoidose leidet und dadurch bei körperlicher Anstrengung schlecht Luft bekommt.

Nebenbei versucht Steckhan auch noch, junge Leute für den Naturschutz zu begeistern, so wie ihn einst sein eigener Großvater begeistert hat: Immer mal wieder nimmt er Schulklassen der nahegelegenen Grundschule Buckhorn mit ins Timmermoor. Die Schüler helfen dann zum Beispiel, heruntergefallene Nistkästen einzusammeln oder den Boden zu entkusseln. „Das heißt, dass kleine neue Bäume abgeknipst werden, bevor ein zu dichter Wald entsteht, der dem Teich zu viel Licht nimmt. Denn ohne Licht kann sich keine gute Bodenvegetation entwickeln“, erklärt Steckhan.

Den Schülern macht es großen Spaß, in der Natur zu helfen, sagt Nike Boldt, Klassenlehrerin der 3a, die an diesem Tag mit ins Timmermoor gekommen ist. Für die Kinder ist es eine willkommene Abwechslung zum Unterricht im Schulgebäude. Gespannt beobachten sie Graureiher und Graugänse und lauschen Steckhans Erklärungen über die seltenen Froscharten, die im Teich im Timmermoor ihren Lebensraum haben.

Ärger im Timmermoor

Doch so harmonisch verlaufen Steckhans Einsätze im Naturdenkmal nicht immer: Es gibt auch Ärger im Timmermoor. Nicht nur, dass Steckhan immer wieder mit Hundebesitzern aneinandergerät, die ihre Hunde trotz ausdrücklichen Verbots ohne Leine durchs Naturdenkmal laufen lassen. Noch mehr ärgert Steckhan, dass im Timmermoor immer wieder Schlehenbüsche, die im Auftrag des Bezirksamts eingepflanzt wurden, herausgerissen werden.

Mit den Büschen sollte verhindert werden, dass sich in dem Gebiet, das eigentlich gar nicht betreten werden darf, Trampelpfade bilden, die mitten durch das Brutgebiet seltener Vögel und den Lebensraum seltener Pflanzen führen. Doch immer wieder muss Steckhan bei seinen Rundgängen feststellen, dass dort, wo die Büsche standen, nur noch Löcher im Boden sind – keine Spur von den Schlehen.

„Im Jahr 2012 haben wir zwölf kleine Büsche gepflanzt, die kurz darauf allesamt weg waren“, berichtet Steckhan. „Daraufhin pflanzten wir größere Büsche nach, in der Hoffnung, dass die nicht so leicht auszugraben wären.“ Doch wieder waren die Schlehen nach kurzer Zeit verschwunden. Und auch von den Büschen, die in einem neuerlichen Anlauf im November 2013 gepflanzt wurden, fehlen schon wieder mehrere. „Zwei ausgegrabene Schlehen habe ich neulich hinter dem Knick entdeckt“, erzählt Steckhan erbost. Wer da am Werk ist, ist unklar. „Ungeheurlich, das Ganze“, findet Steckhan.

Entmutigen lässt er sich von dem unbekannten Schlehendieb aber nicht. Solange er kann, will er sich weiter ums Timmermoor kümmern. Und wenn er dazu eines Tages körperlich nicht mehr imstande sein sollte, hat er auch schon einen potentiellen Nachfolger parat: „Mein Enkel hat schon angekündigt, dass er mein Werk hier eines Tages fortführen will“, sagt Steckhan.