Konkret am Bahnhof Farmsen und allgemein für den ganzen Bezirk: SPD Wandsbek stellt ihre Diskussionsvorschläge für stressfreiere Mobilität vor. Fahrrad, Bahn und Stadtbahn sollen Vorfahrt haben.

Wandsbek. Die Wandsbeker SPD-Fraktion hat in ihrem Diskussionspapier „Wandsbek Impuls“ ein Bündel von Vorschlägen zur Lösung der Wandsbeker Verkehrsprobleme vorgestellt. Dabei hat sie bewusst gutacherliche Beratung aus der Wissenschaft gesucht und über zwei Jahre hinweg Bürgermeinungen eingeholt. Online und auf vier Bürgerforen vor Ort wurden Ideen aus den Stadtteilen aufgenommen. Dabei erklärten die Stadt- und Verkehrsplaner Konrad Rothfuchs (Argus) und Julian Petrin (nexthamburg) auch Grundsätze aus der Verkehrsplanung.

„Wir wollten ohne konkreten Entscheidungsdruck und vorab definierte Interessen oder Konzepte die wichtigen Fragen diskutieren“, sagte die SPD-Fraktionschefin Anja Quast. Drei Punkte bilden den Kern. 1. Ist Wandsbek für viele Hamburger eine Schlafstadt oder ihr Weg zur Schlafstadt. Daraus resultiert ein hohes Maß an Durchgangsverkehr, auch von Pendlern aus Schleswig-Holstein. 2. Ist der Bezirk flächenmäßig sehr groß und im Norden zersiedelt. Die Wege sind weit die Affinität zum Auto hoch. Das macht es schwierig, gleichmäßig gute Verbindungen im dem Öffentlichen Personennahverkehr anzubieten. 3. sind einzelne Kreuzungen bzw. Knotenpunkte überlastet, was oft auch bauliche Veränderungen nicht heilen können.

Dem setzt die SPD-Fraktion Wandsbek eine Reihe von Vorschlägen entgegen. Großes Potential wird in der Förderung des Radverkehrs gesehen. „52 Prozent der täglichen Wege der Wandsbeker sind kürzer als 5 Kilometer“, sagte Argus-Verkehrsplaner Rothfuchs. Externe Planer sollen jetzt ein bezirkliches Radwegekonzept erstellen. Bisher verloren sich die Planungen oft im Kompetenzwirrwarr von Fachbehörden und Bezirksamt.

Die SPD setzt nicht nur auf die neue S4 zwischen Hasselbrook und Ahrensburg. Sie fordert die Verlängerung der U4 über Steilshoop nach Bramfeld. Auch die Stadtbahn ist für sie nicht vom Tisch. Sie sei billiger als eine U-Bahn und habe mehr Kapazitäten als ein Bus. Die Wandsbeker SPD hofft auf eine Route von Bergstedt bis zur Hamburger Straße. Neue Buslinien im Norden sollen die in den letzten Jahren entstandenen Siedlungen besser an Bahnhöfe anbinden. Ziel ist es, möglichst geschlossene Mobilitätsketten herzustellen.

Dafür sollten die „Mobilitätsservicepunkte" mit Stadtrad- und Autoverleih an Bahnhöfen verbunden werden mit Einkaufsgebieten, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Wandsbeker SPD, Lars Kocherscheid-Dahm. Das könnte die Bahn attraktiver machen und so den Verkehr besser verteilen. Auch sei für die junge Generation das Auto als Statussymbol zunehmend uninteressant. Gefragt seien praktische und bezahlbare Mobilitätskonzepte, die deshalb für Städte zu einem echten Standortvorteil werden würden.

Er bedauerte, dass die Stadt im Bezirk Wandsbek bisher nur am Wandsbeker Markt den Bau eines kompletten Mobilitätservicepunktes plant. Wandsbek-Gartenstadt soll folgen, muss aber ohne Stadtrad auskommen. Die Bahnhöfe Poppenbüttel und Farmsen sind nicht im Programm, obwohl sie sich wegen der benachbarten großen Einkaufzentren dafür anbieten.

Für überlastete Kreuzungen regten die Verkehrsplaner eine intelligente Beschilderung an, die den Autofahrern rechtzeitig Umleitungen empfehlen, wenn ein Knoten überlastet ist. Sie nannten die Haldesdorfer Straße, die als Abkürzung von Bramfeld Richtung Farmsen genutzt wird und nicht ausgebaut werden kann. Ausbaufähig dagegen ist der Knotenpunkt Farmsen, der durch Umgestaltungen am Bahnhof Bus-, Rad- und Fußgängerverkehr so entzerren kann, dass das in den letzten Jahren stark erhöhte Verkehrsaufkommen bewältigt wird.