Hamburg. Ich freue mich, wenn die Jugend von heute selbstbewusst und aufgeschlossen ist – allerdings nicht, wenn sie mein Wohnzimmer belagert.
Wenn meine Söhne zu Besuch sind, dann bringen sie gern ihre Freunde mit. Die meisten kommen zu uns ins Wohnzimmer, begrüßen uns höflich, und manchmal bleiben sie auch eine Weile für ein Schwätzchen stehen. Schließlich sehen wir uns nicht mehr so häufig wie früher. Und ich freue mich daran, wie selbstbewusst und aufgeschlossen diese jungen Menschen sind. Wir werden als Gegenüber gesehen und nicht als reine Autoritätspersonen.
Das war in unserer Generation ganz anders. Meine Eltern waren zum Glück sehr liberal und offen – weswegen wohl alle Partys bei uns stattfanden. Doch die meisten Eltern meiner Freunde waren sehr autoritär und unnahbar.
Das Wohnzimmer der Eltern meiner Freunde war tabu
Undenkbar für uns, dass wir länger als eine Minute im Wohnzimmer verblieben wären. Auch wenn die Eltern gar nicht da waren – dieses Zimmer war tabu. Es ging immer in das Zimmer meiner Freunde, egal wie klein es war.
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Diese Angewohnheit hätte ich mir allerdings auch von meinen Kindern gewünscht, denn bei uns versammelte sich immer die halbe Schulklasse nach dem Unterricht, da mein Mann und ich in der Stadt arbeiten. So kam es durchaus auch vor, dass meine Söhne gar nicht da waren und Pennäler in unserem Wohnzimmer lümmelten. Das ging gar nicht, und dann wurde ich auch mal richtig streng.