Hamburg. Vor seinem Besuch beim Internationalen Literaturfest in Hamburg spricht der „Tote Hosen“-Frontman über die Kraft des Gebets.

Campino, der Frontmann der „Toten Hosen“, kommt am 31. Oktober zum Internationalen Literaturfest ELB.lit nach Hamburg und wird in der Fabrik (Altona) eine „Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik“ abgeben. Jetzt meldete sich der gebürtige Düsseldorfer in einem Interview zu Wort und gestand etwas ganz Persönliches: Er betet.

„Mir ist aufgefallen, dass ich in wirklich bedrohlichen Situationen in diesen Modus verfalle: ‚Lieber Gott, wenn es dich gibt, dann mach doch bitte dies oder jenes‘“, sagte der Sänger der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Donnerstag). „Man möchte ja nichts unversucht lassen, um das Unglück abzuwenden“. Es sei ihm im Leben häufiger widerfahren, ein Stoßgebet losgelassen zu haben, „wenn ich nicht wusste, was ich tun sollte“. „Und hin und wieder mal eine Kerze in der Kirche anzünden, kann ja auch nicht schaden“, erklärte der 62-Jährige.

Campino: „Es tut gut, mit Zuversicht durchs Leben zu gehen“

„Ich glaube, dass es grundsätzlich guttut, mit Zuversicht durchs Leben zu gehen“, betonte er. Das gelte auch, wenn man einen schweren Schlag habe hinnehmen müssen. „Und auch wenn es so scheint, dass uns die Gerechtigkeit im Stich gelassen hat oder wir gegen Umstände kämpfen, die wir vielleicht nicht verdient haben“, unterstrich der Sänger.

Über einen Aufenthalt in einem Kloster sagte Campino einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd) zufolge, er habe zunächst Vorurteile über das Leben dort gehabt. „Das wird eine strenge Angelegenheit, dachte ich, die haben bestimmt keinen Humor“, berichtete er. „Bei meinem ersten Besuch durfte ich dann feststellen, dass die Mönche wesentlich offener im Gedankenspiel sind, worum es eigentlich beim Glauben geht.“

Campino erlebte im Kloster eine „aufgeschlossene und offene Atmosphäre“

Generell habe er eine aufgeschlossene und offene Atmosphäre erlebt. Eine kritische Haltung der Kirche gegenüber habe er sich dennoch bewahrt, sagte Campino. Es sei nicht so gewesen, „dass ich aus dem Kloster nach Hause zurückgekehrt bin und dann all die Probleme nicht mehr gesehen hätte, die die Kirche heutzutage hat“.

Campino, mit bürgerlichem Namen Andreas Joachim Wolfgang Konrad Frege, hatte kürzlich die Bühne gewechselt: Im Frühjahr 2024 traf man ihn in einem Audimax an. Zwei Vorlesungen hielt er im Rahmen der Heinrich-Heine-Gastprofessur an der Düsseldorfer Universität.

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Campino gibt in Hamburg „Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik“ ab

Ausgangspunkt für seine Berufung: seine Affinität zu lyrischen Texten, die er als einer der erfolgreichsten Songwriter des Landes immer wieder unter Beweis stellt. Nun sind seine Vorträge unter dem Titel „Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer. Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik“ erschienen. Die Reflexionen sind politisch und persönlich, erzählen von Düsseldorf und Kunst, vom Einfluss des englischen Punk, von deutscher Nazi-Vergangenheit und vom eigenen Älterwerden – ein inspirierender Gang durch die deutsche Zeitgeschichte und die eigenen, in vierzig Jahren entstandenen Texte, heißt es bei den Veranstaltern von ELB.lit. Genau darum wird es bei der Veranstaltung des Internationalen Literaturfestes in Hamburg gehen.

Eintrittskarten gibt zum Preis ab 38 Euro. Die Veranstaltung findet in der Fabrik (Barnerstraße) statt. Mit auf der Bühne wird  Andreas „Kuddel“ von Holst, Gitarrist der Band „Die Toten Hosen“, sein. Die Band wurde 1982 gegründet.

NRW-Staatspreis für die Band „Die Toten Hosen“

Einen Tag, bevor Campino nach Hamburg kommt, erhält die Band in Düsseldorf den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Ministerpräsident Hendrik Wüst wird am 30. Oktober 2024 die Rockband auszeichnen. Die Band werde damit für ihren herausragenden Einfluss auf die Musikszene und die kulturelle Landschaft des Landes sowie für ihr jahrzehntelanges soziales und gesellschaftliches Engagement geehrt, hieß es. Die Laudatio hält Wim Wenders.

Die Toten Hosen
Die Mitglieder der Band Die Toten Hosen: Michael Breitkopf (l.-r.), Andreas von Holst, Andreas Frege, Stephen George Ritchie und Andreas Meurer. © picture alliance/dpa | Gregor Fischer

Die Toten Hosen gaben Benefizkonzert für Erdbeben-Opfer

Der Einsatz für Menschen in Armut und schwierigen sozialen Lagen liegt der Band seit vielen Jahren am Herzen, heißt es in der Begründung. Die Toten Hosen engagieren sich in der Entwicklungs- und Flüchtlingshilfe ebenso wie in der Obdachlosenhilfe. Als Reaktion auf das schwere Erdbeben in der Türkei und Syrien am 6. Februar 2023 hätten die Toten Hosen innerhalb weniger Tage ein großes Benefizkonzert für die Opfer dieser Katastrophe auf die Beine gestellt.