Hamburg. Wie ein ökumenischer Verein eine Marktlücke entdeckt und mit der 30. Ausgabe eine weltweite Rekordauflage erreicht.

Marzipan, Stollen und Spekulatius in den Supermarktregalen künden davon, dass die Zeit schnurstracks in Richtung Advent und Weihnachten eilt. Der Hamburger Verein Andere Zeiten mit Sitz in Altona will von einem „Anderen Advent“ erzählen und bringt jetzt zum 30. Mal einen gedruckten Adventskalender heraus, der inzwischen in einer Auflage von 650.000 Exemplaren erscheint und Käufer in 45 Ländern hat, darunter in Mexiko, Neuseeland, Alaska und Australien. Es ist der weltweit auflagenstärkste Adventskalender dieser Art, heißt es beim Verein.

Adventskalender Verein Andere Zeiten 
Das erste Lichtlein brennt für den neuen Adventskalender. © Andere Zeiten / Nicole Malonne | Andere Zeiten / Nicole Malonne

30. Adventskalender mit Texten von Sartre und Bonhoeffer

Auch der 30. Adventskalender will seine Leserinnen und Leser mit nachdenkenswerten Texten und Bildern besinnlich durch die Advents- und Weihnachtszeit führen. Von daher findet sich auch in diesem Jahr wieder eine vielfältige Mischung von Autoren und Autorinnen im Kalender: Mariana Leky, Dietrich Bonhoeffer, Jean-Paul Sartre, Gabriele von Arnim – aber ebenso bisher unentdeckte Autoren.

Und es geht um „eine Welt, die auf dem Kopf steht, um die Einzigartigkeit jeder Träne, um die Schönheit der Sehnsucht und himmlische Biografien“, sagt Iris Macke, Chefredakteurin beim gemeinnützigen und ökumenischen Verein Andere Zeiten. „Und auch um Geschichten zum Staunen und Mitmachen.“

Adventkalender: Jeden Tag 12 Minuten Auszeit

Die Idee zum Anderen Advent entstand 1995. Damals saß der Vereinsgründer und Pressepastor der Nordelbischen Kirche Hinrich Westphal (1944-2022) mit Kollegen und Journalisten zusammen. Ihre Frage : Was können wir tun, um den Advent wieder als das wahrzunehmen, was er vom Kirchenjahr her ist – eine Fastenzeit? „Auf Glühwein und Spekulatius zu verzichten, schien ihnen zu lustfeindlich“, sagt Iris Macke. Aber sie wollten in dieser Zeit von Hektik und Stress ein Zeichen der Besinnung setzen. „Daher die Idee: ein Text, ein Bild, jeden Tag vom Vorabend des Ersten Advent bis zum 6. Januar. Und die Aufforderung: Nehmen Sie sich 12 Minuten Zeit, lassen Sie Text und Bild auf sich wirken“, so Iris Macke.

Adventskalender: Viele Käufer melden sich zurück

Das Konzept funktionierte - bis heute und ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte, die ausschließlich auf einem gedruckten und nicht digitalen Kalender beruht. Vom ersten Kalender 1995 wurden 4000 Stück verschenkt. Die waren nach kürzester Zeit vergriffen. Seitdem hat sich der Kalender wie durch ein Schneeballsystem weiterverbreitet. Mehr noch: Der Kalender war die Grundlage für die wirtschaftliche Existenz des Vereins, der sich ökumenischen Initiativen zum Kirchenjahr verschrieben hat. Zum Team aus Redaktion und Vertrieb gehören 25 festangestellte Mitarbeitende. Und ab jetzt, in der „Adventskalendersaison“, helfen sechs weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei, dass der Kalender rechtzeitig die Käufer erreicht. Pro Kalenderausgabe erreichen den Verein rund 1000 Reaktionen, die alle persönlich beantwortet werden. Es kommt dabei auch immer wieder zu seelsorgerlichen Gesprächen.

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„In der Redaktion sitzen ausgebildete Theologinnen, an die exponierte Seelsorgefälle weitergleitet werden. Wir erleben auch, dass Texte neue Fragen auslösen, durch die Redebedarf entsteht“, sagt die 51-jährige Chefredakteurin.

Der Andere Advent kostet 9,80 Euro (plus Versand) und kann bestellt werden: Andere Zeiten e.V., Fischers Allee 18, 22763 Hamburg, Telefon: 040/47 11 27 27, Internet: www.anderezeiten.de/bestellen