Hamburg. Vielen Familien fehlt das Geld für einen Urlaub: Abendblatt-Umfrage zu Ferienfreizeiten für Haushalte mit kleinem Geldbeutel.

Tschüs, Schule – Hamburg und Schleswig-Holstein starten in die Sommerferien. Ziele an Nord- und Ostsee sind beliebt, aber auch Reisen ins Gebirge und zum Mittelmeer. Doch sehr viele Menschen können sich die schönste Zeit im Jahr fern von zu Hause nicht leisten. „Die Sommerferien stehen vor der Tür, und vielen Hamburger Familien fehlt das Geld für eine Urlaubsreise“, sagte eine Diakonie-Sprecherin dem Abendblatt.

Diakonie: Urlaub kostet für vier Personen 6000 Euro

Denn Urlaub ist teuer wie nie: Im vergangenen Jahr musste nach Diakonie-Angaben ein Vierpersonenhaushalt durchschnittlich 6000 Euro für eine Urlaubsreise ausgeben. Fast jeder vierte junge Mensch unter 18 Jahren in Hamburg sei von Armut und damit von sozialer Ausgrenzung betroffen. „Einkommensarme Familien können oft nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben, weil schlicht das Geld fehlt. Kino, Freibad oder eine Kugel Eis sind nicht drin, wenn jeder Cent umgedreht werden muss“, sagte Sozialexperte Dirk Hauer von der Diakonie Hamburg dem Abendblatt.

Diakonie Hamburg fordert Kindergrundsicherung

Armutserfahrungen in Kindheit und Jugend wirkten sich negativ auf die Bildungs- und Teilhabechancen der Betroffenen aus. „Wir brauchen eine Kindergrundsicherung, um Kindern und Jugendlichen unabhängig vom Elternhaus gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen“, so Hauer.

Ein Fahrgast hält ein Smartphone mit einem digitalen Deutschlandticket an einer U-Bahn-Station in der Hand. Für Bedürftige gibt es einen Sozialrabatt.
Ein Fahrgast hält ein Smartphone mit einem digitalen Deutschlandticket an einer U-Bahn-Station in der Hand. Für Bedürftige gibt es einen Sozialrabatt. © dpa | Marcus Brandt

Das Abendblatt hat Wohlfahrtsverbände und Kirchen gefragt, wo es in Hamburg kostenfreie oder preiswerte Angebote für eine unbeschwerte Ferienzeit 2024 für Menschen mit kleinem Geldbeutel gibt. So bieten die Mitgliedseinrichtungen der Diakonie in den Ferien kostengünstige oder sogar kostenlose Angebote an. Weitere Termine halten die Arbeiterwohlfahrt und Kirchengemeinden bereit. Und dann können Interessierte auch noch das bekannte „Sozialticket“ beim Hamburger Verkehrsverbund HVV nutzen. Damit kommt man preisgünstig durch ganz Deutschland.

Preiswert unterwegs: 82.000 Hamburger nutzen den Sozialrabatt

Den Sozialrabatt der Stadt Hamburg gibt es in dieser Form seit 2009, damals noch unter dem Namen „Sozialticket“. Die Stadt Hamburg gewährt all jenen, die existenzsichernde Leistungen beziehen, eine Vergünstigung auf Zeitkarten des HVV. „Aktuell nutzen rund 82.000 Hamburgerinnen und Hamburger den Sozialrabatt in Höhe von 30 Euro, sie zahlen für ihr HVV-Deutschlandticket somit nur 19 Euro. Für anspruchsberechtigte Kinder ist das Ticket kostenlos“, sagte HVV-Sprecher Rainer Vohl dem Abendblatt.

Wer ein Deutschlandticket hat und in der Freizeit weitere Familienmitglieder mitnehmen möchte, kann es unabhängig vom Sozialrabatt upgraden: Für zusätzlich 15 Euro fahren eine weitere Person sowie drei Kinder bis 14 Jahre einen Monat lang an Wochenenden kostenlos im gesamten HVV-Netz mit. Viele Unternehmen gewähren ihren Mitarbeitenden ein Jobticket Premium, das dieses Upgrade bereits beinhaltet.

 Mit dem HVV für 7,50 Euro von Pinneberg zum Schloss Reinbek (Foto) und wieder zurück.
 Mit dem HVV für 7,50 Euro von Pinneberg zum Schloss Reinbek (Foto) und wieder zurück. © U. Gerullis | Undine Gerullis

So kommen Sie preiswert von Pinneberg bis nach Reinbek

Wer nicht deutschlandweit unterwegs sein will, kann unabhängig vom Deutschlandticket und Sozialrabatt die Stadt mit der 9-Uhr-Tageskarte preisgünstig erkunden: Für 7,50 Euro fährt man ab 9 Uhr (an Wochenenden ganztägig) von Pinneberg bis Reinbek und von Ahrensburg bis Neu Wulmstorf (Tarifbereich Hamburg AB), drei Kinder bis 14 Jahre können dabei kostenlos mitgenommen werden. Mit der 9-Uhr-Gruppenkarte fahren fünf Personen ohne Alterseinschränkung für 14,10 Euro beliebig oft durch das erweiterte Stadtgebiet. So kann ein Urlaubstag in Hamburg schön werden!

Arbeiterwohlfahrt bietet Urlaubsfahrten in den Harz für 93 Euro an

Derweil bietet die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Hamburg preiswerte Touren zu beliebten Zielen an. Wie Frank Krippner, Sprecher des AWO-Landesverbandes, auf Abendblatt-Anfrage mitteilt, gib es noch zwei Ferienfahrten, bei denen Plätze frei sind. Die Fahrten sind nicht kostenlos, aber alle Plätze sind Zuschuss- bzw. förderfähig. Die „Kleine Ferienfahrt“ richtet sich an die Zielgruppe der Sieben- bis Elfjährigen. Sie führt von Hamburg nach Oderbrück in den Harz und dauert vom 27. Juli bis 10. August. Die Zuschusspreise sind gestaffelt. Bei geringem Einkommen sowie für Empfängerinnen und Empfänger in Sozialleistung beträgt der Reisekostenpreis 93,50 Euro. Zum Vergleich: Der Vollpreis liegt bei 650 Euro.

Harz-Ferien: Mit der AWO 14 Tage auf Jugendfreizeit

Die „Mittlere Ferienfahrt“ bei der Hamburger Arbeiterwohlfahrt peilt in der Zeit vom 10. bis 24. August ebenfalls Oderbrück im Harz an und wendet sich an die Gruppe der Elf – bis 14-Jährigen. Auch hier sind Zuschusspreise möglich. Das Haus in Oderbrück und das Außengelände bieten die Möglichkeit für viele verschiedene Aktivitäten als Gruppe. Auch für entspanntes Basteln oder Musikhören nehmen wir uns Zeit, heißt es beim Veranstalter. „Außerdem dürfen natürlich verschiedene Ausflüge nicht fehlen: Zusammen gehen wir schwimmen, erklimmen den nächstgelegenen Berg oder machen einen Stadtausflug.“ Weitere Informationen unter der Mail-Adresse: Jugendwerk@awo-hamburg.de.

Sommerferien in Hamburg: Wo es sechs Wochen lang kostenfreie Betreuung gibt

Wer dagegen in Hamburg und Umgebung bleiben will, wird bei Ferienangeboten der AWO-Ganztagsbetreuung fündig. „An acht Schulen findet während der Ferienzeit wieder ein vielfältiges und spannendes Programm für alle angemeldeten Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Schule statt“, sagt AWO-Sprecher Frank Krippner. Für BuT-Empfänger (Bildungs-und Teilhabepaket) sind sechs Wochen Ferienbetreuung an Schulen kostenfrei. Ein solches Ferienprogramm wird in Hamburg an allen Schulen angeboten, Eltern sollten sich vorab an den Schulen nach den Angeboten und Verfügbarkeiten informieren.

Kinderrechte: Eine Ausstellung im Wandsbeker AWO-Haus informiert

Mehr noch: Im Wandsbeker AWO-Haus steht eine tolle Aktion auf dem Programm: Es geht um eine Mitmachausstellung zum Thema Kinderrechte in Kooperation mit dem Klick!-Museum und dem Bezirksamt Wandsbek: vom 24. Juli bis zum 30. August, immer montags bis freitags von 8:00 – 13:00 Uhr, im „AWO Haus Marie“ (Marie-Bautz-Weg 11, 22159 Hamburg). Die Ausstellung richtet sich an Kinder von sechs bis zwölf Jahren, lädt zum Mitmachen ein und informiert mit Spielstationen, Stellwänden rund um das Thema Kinderrechte. Anmeldungen von interessierten Gruppen unter dieser E-Mail-Adresse: infopoint@awo-hamburg.de

Mit dem Bus einen Tag nach Husum und Wismar – für 20 Euro

Der Wohlfahrtsverband hat auch ein preiswertes Angebot für Menschen im Alter ab 50 Jahren parat. Der AWO-Aktivtreff Louise Schroeder lädt zu einer Busfahrt von Hamburg zum traditionsreichen Schwedenfest nach Wismar ein. Los geht’s am 17. August, 10 Uhr, im AWO-Treff in der Gefionstraße 3. Die Rückkehr erfolgt am selben Tag. Mit 20 Euro ist man dabei. Weitere Busfahrten für 20 Euro führen am 19. September nach Eckernworth in die Lüneburger Heide und am 19. Oktober nach Husum zu den Hafentagen. Start ist 10 Uhr in der Gefionstraße 3. Anmeldung. dieter.zwoll@awo-hamburg.de, oder Tel. 040/43 42 02.

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Sommerferien: Preiswerte Angebote von Kirchengemeinden

Auch Kirchengemeinden tragen zu einer unbeschwerten Ferienzeit für Kinder und Jugendliche bei. In der letzten Ferienwoche (19. bis 23. August) gehört die St. Gertrud-Kirche (Immenhof 10) den Kindern. Denn hier findet die „Ferien!Kirche“. Dabei werden Grundschulkinder im Alter von sieben bis zehn Jahren eine Woche lang betreut. Der Teilnahmepreis beträgt 50 Euro. Es solle aber kein Kind aus finanziellen Gründen nicht dabei sein können, heißt es beim Veranstalter. „Sprechen Sie uns daher an.“ Weitere Informationen: www. st-gertrud-hamburg.de/kinder-familien/ferienkirche

Mehr noch: Im ländlichen Raum bietet die Johannes-Kirchengemeinde Appen im August drei Mitmach-Aktionen an. Da geht es um kreatives Basteln, Sprühbatik und das Gestalten von Vasen und Blumentöpfen. So bleibt diese Sommerferienzeit in bester Erinnerung.

Hamburger Volkshochschule mit kostenlosen Angeboten für Rapper

Auch bei der Hamburger Volkshochschule gibt es kostenlose Angebote. Das Ferienprogramm „talentCAMPUS“ richtet sich an Kinder und Jugendliche ab 9 Jahren aus benachteiligten Familien. „Wir machen Rap“, heißt eine kostenlose Veranstaltung (19.08.24 - 23.08.24, Mo. - Fr. 10:00 - 16:45. 5 Termine. Im HDJ Tegelsbarg). Im im Bereich Gesellschaft & Politik gibt es kostenlose Angebote für Erwachsene, zum Beispiel über interkulturelle Bildung.