Hamburg. Im Freundeskreis heiß diskutiert: keine Noten mehr für Kunst, Musik und Sport. Eine super Idee – findet allerdings nicht jeder.
Letztens saßen wir mit guten Freunden zusammen, sprachen über Schulsport und Note, kamen auf das Thema Bundesjugendspiele zu sprechen. Ganz unerwartet wurde es emotional. „Ich habe Leichtathletik gehasst, für mich waren diese Tage eine absolute Qual und total unnötig. Ich habe nie eine Urkunde bekommen, das hat mich echt traumatisiert“, sagte der eine. Er war eher eine Kanone im Mannschaftssport, aber traf selten den Balken beim Weitsprung. Eigentlich ist das Thema schon lange durchgenudelt – aber es war spannend, wie es doch unsere Gemüter erhitzte.
Neben Sport auch noch Kunst- und Musiknoten abschaffen
Eine Freundin konnte sich gut vorstellen, dass nicht nur die Sport-, sondern dann auch die Kunst- und Musiknoten abgeschafft werden, schließlich sind die Talente oft sehr unterschiedlich verteilt. Dem konnte ich folgen, denn ich war sportlich, aber unmusikalisch und musste beim Schulorchesterauftritt immer die Triangel spielen. Das war demütigend und über eine Vier in Musik kam ich nie hinaus. „Noten abschaffen, in egal welchem Fach geht gar nicht, Kinder müssen sich doch messen können“, antwortete mein Mann, der weitestgehend alleine mit seiner Meinung dastand.
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Ich finde die Idee von Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) gut, dass nicht mehr bewertet werden soll, wie weit ein Kind werfen oder wie gut es singen kann, „sondern wie viel Mühe es sich gibt“. Noten also für die Leistungsbereitschaft, nicht für das Ergebnis. Damit konnte auch unsere Freundesrunde gut leben.